Neu-Ulmer Zeitung

Krieg der Blautöne?

- VON ANDREAS FREI

Kurios Warum Frankreich­s Präsident die Nationalfl­agge ändern ließ

Wir können froh sein, dass Angela Merkel aus dem Deutschlan­dlied keinen Rock’n’roll gemacht hat. Oder das Gold in der Flagge, was ja de facto eher ein Gelb ist, nicht in jenes Ockerbraun ihres Blazers verwandeln ließ, den sie einst beim Besuch von George W. Bush auf dessen Ranch trug. Sieht ihre Stellenbes­chreibung auch nicht vor. In Frankreich ist das anders. Der frühere Präsident Valéry Giscard d’estaing ließ 1976 die Farben der Trikolore, der Nationalfl­agge, ändern. Rot und Blau wurden heller; Letzteres, damit es besser mit der Euflagge harmoniert. Hält der Präsident seine Rede zur Lage der Nation,

sind schließlic­h beide Fahnen im Hintergrun­d zu sehen. Zudem veranlasst­e Giscard, dass die Hymne, die Marseillai­se, bei offizielle­n Anlässen langsamer gespielt wird. Wie gesagt, Frankreich­s Präsident darf das.

Deshalb dreht Emmanuel Macron, einer seiner Nachfolger, das Rad wieder zurück – zumindest was die Trikolore betrifft. Vielmehr: Er hat das bereits 2018 getan. Hat nur niemand bemerkt. In seiner Silvesterr­ede war das Rot der Fahne so kräftig wie in uralten Zeiten und auch das Blau wieder so dunkel. Die Erinnerung an das Symbol der Revolution soll gestärkt werden, heißt es jetzt, da das Buch zweier Journalist­en die Order enthüllt hat. Sie gilt übrigens nur für den Präsidente­npalast (Kosten: 5000 Euro), alle anderen Flaggen können hängen bleiben.

Trotzdem ist die Aufregung groß. Stößt Macron die EU vor den Kopf? Frankreich übernimmt im Januar doch die Ratspräsid­entschaft. Will er die Konservati­ven im Land beeindruck­en? Im April sind Präsidents­chaftswahl­en. Der Palast beschwicht­igt: „Es gibt keinen Krieg der Blautöne.“Wenigstens das.

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Foto: dpa Macrons „neue“Flagge.

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