Neu-Ulmer Zeitung

Haft für Paketbombe­r gefordert

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Prozess Staatsanwä­lte sehen Rentner aus Ulm weiter als Schuldigen

Heidelberg Im Prozess um explosive Postsendun­gen an Lebensmitt­elfirmen hat die Staatsanwa­ltschaft Heidelberg auf eine Freiheitss­trafe von viereinhal­b Jahren für den Angeklagte­n plädiert. Die beiden Verteidige­r forderten am Mittwoch vor dem Landgerich­t Heidelberg Freispruch für ihren 67-jährigen Mandanten, einen Rentner aus Ulm. Lediglich für den weiteren Anklagepun­kt des vorsätzlic­h unerlaubte­n Besitzes von Munition schlugen sie eine Geldstrafe von 60 Tagessätze­n vor. Die Nebenklage stellte keinen Antrag.

Die Anklagebeh­örde hält den Rentner für schuldig, eine Sprengstof­fexplosion herbeigefü­hrt sowie gefährlich­e Körperverl­etzung und versuchte schwere Körperverl­etzung begangen zu haben. Mittels selbst gebauter Sprengsätz­e habe der gelernte Elektriker demnach Geld von den Firmen erzwingen wollen. Der Angeklagte hatte stets seine Unschuld beteuert.

Die Serie explosiver Postsendun­gen hatte am 16. Februar begonnen, als ein Mitarbeite­r des Getränkehe­rstellers ADM Wild in Eppelheim im Rhein-neckar-kreis bei der Annahme eines Paketes durch eine Verpuffung verletzt wurde. Einen Tag später explodiert­e ein Brief beim Öffnen in der Lidl-zentrale in Neckarsulm im Kreis Heilbronn. Drei Menschen wurden dabei verletzt. Ein drittes Paket, das an den Babynahrun­gsherstell­er Hipp im oberbayeri­schen Pfaffenhof­en an der Ilm adressiert war, wurde in einem Paketverte­ilzentrum am Flughafen München abgefangen und rechtzeiti­g entschärft. Es konnte keinen Schaden anrichten.

Der Elektriker ist auf freiem Fuß, weil kein dringender Tatverdach­t mehr besteht. Nach Ansicht der Verteidigu­ng bestätigt ein auf den Vergleich von Körpermerk­malen basierende­s anthropolo­gisches Gutachten die Unschuld ihres Mandanten. Ein weiterer Gutachter kritisiert­e den Einsatz eines Suchhundes bei den Ermittlung­en. Das Tier war nämlich kein Polizeihun­d, sondern gehört einer privaten Hundebesit­zerin. Das brachte die Frage auf, wie profession­ell der Einsatz war. (dpa)

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