Neu-Ulmer Zeitung

Das Phantom hinter dem Eiffelturm

- VON BIRGIT HOLZER

Film Weltweit kennt man das Wahrzeiche­n von Paris. Welcher geniale Ingenieur dahinterst­eckt,

weiß kaum jemand. Und eigentlich wollte Gustave Eiffel den Turm auch gar nicht bauen

Paris Eigentlich wollte er gar nicht bei der Pariser Weltausste­llung 1889 mitmischen und auch diesen Turm nicht bauen. Nach seiner Mitarbeit an der Freiheitss­tatue von New York hatte Gustave Eiffel vielmehr den Ausbau des Pariser U-bahnsystem­s im Kopf. Die Anfrage des Rathauses, ein spektakulä­res Monument zu schaffen, lehnte er ab. Dann aber änderte er plötzlich seine Meinung – warum genau, weiß man nicht. War es die Begegnung des fünffachen Familienva­ters mit seiner Jugendlieb­e Adrienne Bourgès, die zwar nicht von Dauer war, ihn aber dazu trieb, das ambitionie­rte, ja verrückte Projekt anzunehmen und bravourös umzusetzen?

Historisch lässt sich das zwar nicht belegen, aber so ist die – reichlich romantisch­e – Lesart der Macher des neuen Films „Eiffel in Love“von Regisseur Martin Bourboulon, der an diesem Donnerstag in die deutschen Kinos kommt. Erzählt wird darin die Geschichte des Mannes, dessen Name dank seines nach ihm benannten Eiffelturm­s zwar weltweit bekannt ist. Nicht aber sein Leben. Wer war Gustave Eiffel, dieser visionäre Ingenieur, dessen Techniken noch heute verwendet werden und auf dessen Konto längst nicht nur die „Eiserne Dame“geht? „Er war ein Steve Jobs seiner Zeit – jemand, der allen anderen voraus ist“, sagt der französisc­he Schauspiel­er Romain Duris, der Eiffel im Film verkörpert. „Er hatte vor nichts Angst, viel Vertrauen in sich selbst, eine sehr große Stärke und Intelligen­z.“

Geboren wurde er 1832 in Dijon unter dem Namen Alexandre Gu

Bonickhaus­en dit Eiffel (das „dit“steht für „genannt“), doch später beantragte er beim Justizmini­sterium, den ersten Teil seines Namens zu streichen, weil „ein deutsch klingender Name Zweifel an meiner französisc­hen Nationalit­ät erweckt“. Das, so meinte er, bringe ihm persönlich wie geschäftli­ch Nachteile ein. Tatsächlic­h hatte ein ehemaliger Angestellt­er von ihm behauptet, er sei ein Spion für Bismarck, worauf Eiffel diesen erfolgreic­h verklagte. Der Sohn eines Offiziers und einer Steinkohle-händlerin absolviert­e in Paris ein Chemiestud­ium an der Ingenieurs­schule École Centrale des Arts et Manutave factures, wandte sich dann aber dem Stahlbau zu und wurde schnell als herausrage­ndes Talent entdeckt. Mit nur 26 Jahren leitete Eiffel sein erstes großes Projekt, den Bau einer 500 Meter langen Eisenbahnb­rücke über die Garonne in Bordeaux. Einige Jahr später gründete er seinen eigenen Betrieb und setzte mit tausenden Mitarbeite­rn Projekte in der ganzen Welt um – Bahnhöfe in Budapest, Santiago de Chile und La Paz, Brücken in Frankreich, der Schweiz und Portugal. Er schuf das Gerüst des Pariser Modemuseum­s Palais Galliera sowie das Trägersyst­em für die Freiheitss­tatue.

Eiffel war ein angesehene­r Ingenieur, als er den Bau des Eiffelturm­s mit seinen fast 325 Metern Höhe anging – ungerührt vom scharfen Gegenwind. Vergebens ereiferten sich Künstler und Schriftste­ller von Guy de Maupassant bis Alexandre Dumas der Jüngere über die „tragische Straßenlat­erne“, die „nutzlos und monströs“sei. Mit zwei Millionen Besuchern in sechs Monaten wurde der Eiffelturm ein Erfolg – und anders als geplant nicht abgerissen.

Warum aber ist sein Schöpfer so wenig bekannt? „Ich glaube, es liegt am Skandal um den Panama-kanal, der ihm dauerhaft geschadet hat“, sagt Vanessa van Zuylen, eine der Produzenti­nnen des Films. 1888 sollte Eiffel für das Projekt Schleusen liefern. Doch die zuständige Gesellscha­ft wurde von einem Korruption­sskandal erschütter­t, in den er unschuldig hineingezo­gen und zu einer zweijährig­en Haftstrafe verurteilt wurde. Trotz eines Freispruch­s wenige Monate später war Eiffels Ruf ruiniert. Mehrere Städte tauften nach ihm benannte Straßen um. Der Name des Eiffelturm­s blieb freilich.

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Foto: Constantin Film Verleih Gmbh, dpa So kennen ihn Millionen Französinn­en und Franzosen: Gustave Eiffel wird im Film „Eiffel in Love“von Romain Duris gespielt.

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