Neu-Ulmer Zeitung

Lockdown für Ungeimpfte in Bayern

- VON ULI BACHMEIER UND MARIA HEINRICH

Pandemie Der Freistaat schärft seine Corona-regeln angesichts steigender Inzidenzen deutlich nach. Auch eine Impfpflich­t schließt Ministerpr­äsident Markus Söder nicht mehr aus

München Bayern verschärft die Corona-regeln erneut massiv. Ab Mittwoch wird es wegen der dramatisch steigenden Infektions­zahlen erstmals Kontaktbes­chränkunge­n für Ungeimpfte geben. Weihnachts­märkte werden abgesagt, Kneipen und Discos müssen schließen, die Teilnehmer­zahl von Sport- und Kulturvera­nstaltunge­n wird begrenzt, in der Gastronomi­e gilt eine Sperrstund­e ab 22 Uhr. Und in Corona-hotspots, also Landkreise­n mit einer Inzidenz über 1000, wird mit Ausnahme von Handel, Kitas und Schulen alles dichtgemac­ht. Das kündigte Ministerpr­äsident Markus Söder nach einer Sitzung des Koalitions­ausschusse­s am Freitag in München an. Die Regeln gelten vorerst bis 15. Dezember. Weitere Verschärfu­ngen nach diesem Datum schloss der Csu-politiker nicht aus. Er sagte: „Ich glaube, dass wir am Ende um eine allgemeine Impfpflich­t nicht herumkomme­n.“

Mit ihren Entscheidu­ngen schöpft die Staatsregi­erung den

des neuen Infektions­schutzgese­tzes des Bundes, das am Freitagvor­mittag im Bundesrat einstimmig bestätigt worden war, fast vollständi­g aus.

Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) begründete die Beschlüsse mit der Auslastung der Intensivst­ationen. „Wenn das so weiterläuf­t, dann ist unser Gesundheit­ssystem vor dem Kollaps.“Die Verschärfu­ngen seien notwendig, es gebe dazu keine Alternativ­e. „Wir müssen diese Welle brechen – mit aller Kraft, mit aller Konsequenz“, sagte der Minister. Das Bundesland Sachsen geht noch einen Schritt weiter: Dort werden laut Landesregi­erung weite Teile des öffentlich­en Lebens eingeschrä­nkt. Kultur- und Freizeitei­nrichtunge­n, Bars, Clubs und Diskotheke­n bleiben zu. Weihnachts­märkte wird es nicht geben. In der Gastronomi­e gilt 2G.

Am Morgen noch hatte der Präsident des Robert-koch-instituts, Lothar Wieler, deutlich schärfere Maßnahmen als die von der Bundländer-runde beschlosse­nen gefordert. „Ganz Deutschlan­d ist ein einziger großer Ausbruch. Das ist eine nationale Notlage. Wir müssen jetzt die Notbremse ziehen“, warnte er. Im Nachbarlan­d hat man diese Notbremse bereits gezogen: Österreich geht ab Montag in den Lockdown. Bis 13. Dezember wird für alle Menschen, also auch Geimpfte und Genesene, das Leben wieder herunterge­fahren.

Ein Lockdown für alle ist nach Söders Überzeugun­g allerdings nicht mehr möglich, weil damit die verfassung­smäßigen Rechte der Geimpften verletzt würden. Ungeimpfte­n aber können nach Auffashand­lungsspiel­raum sung der Staatsregi­erung sehr wohl Kontaktbes­chränkunge­n auferlegt werden. Sie dürfen ab Mittwoch zwar noch zum Einkaufen gehen und medizinisc­he Dienstleis­tungen in Anspruch nehmen, werden aber durch die landesweit noch einmal ausgeweite­te 2G-regel faktisch in den Lockdown geschickt. Auch privat dürfen sich dann nur noch fünf Ungeimpfte aus zwei Haushalten treffen. Kinder unter zwölf Jahren und Geimpfte zählen nicht mit.

Die Beschlüsse des Koalitions­ausschusse­s von CSU und Freien Wählern müssen kommenden Dienstag noch von Kabinett und Staatsregi­erung bestätigt werden. Sie treten dann ab Mittwoch in Kraft. Weitere Entscheidu­ngen hängen nach Aussage Söders vom Verlauf der Pandemie ab. Sie könnten bereits bei der nächsten Ministerpr­äsidentenk­onferenz fallen, die am 9. Dezember stattfinde­n soll. Dann sollte nach Söders Ansicht auch die Diskussion über eine allgemeine Impfpflich­t wiederaufg­enommen werden.

Alle Beschlüsse finden Sie auf Bayern. Der Kommentar befasst sich auch mit Söders Ankündigun­gen.

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