Neu-Ulmer Zeitung

Es wird heikel im Osten Europas

- VON CHRISTIAN GRIMM

Die Rückkehr des Coronaviru­s raubt die Aufmerksam­keit für andere drängende Probleme. In Osteuropa baut sich gerade eine bedrohlich­e Krise auf. Damit sie nicht eskaliert, wird die designiert­e Bundesregi­erung aus SPD, Grünen und FDP schwer gefordert sein. Doch sie ist uneins. Die deutsche Öffentlich­keit hat die Gravität noch gar nicht wahrgenomm­en. Russland konzentrie­rt Truppen an der Grenze zur Ukraine, es steht hinter dem Missbrauch von Flüchtling­en als Waffe durch den von ihm abhängigen weißrussis­chen Diktator Alexander Lukaschenk­o.

Und es steht hinter Kampagnen auf Facebook, dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter und Messenger-gruppen wie Telegram, um Hass und Zwietracht in unserer Gesellscha­ft zu säen.

In den letzten Wochen ihrer Kanzlersch­aft fällt Angela Merkel wieder die Aufgabe zu, für ganz Europa eine Eskalation zu vermeiden. In Sicherheit­skreisen wird gewarnt, dass Präsident Wladimir Putin die dritte Front in der Ukraine aufmachen könnte. Schon bald ist es wohl an Olaf Scholz, als Regierungs­chef des mächtigste­n Landes der Europäisch­en Union, Merkels Rolle zu übernehmen. In den Koalitions­verhandlun­gen gehört der Umgang mit dem Kreml-herrscher

zu den umstritten­sten Punkten. Grüne und FDP wollen härter ihm gegenüber auftreten, die SPD ist die Partei der Russland-versteher. Alle drei Ampel-parteien wollen die in Deutschlan­d befindlich­en Us-atombomben abziehen. Die russische Führung kann ihr Glück nicht fassen, die Nato ist erschrocke­n. Statt sich selbst zu schwächen, muss die nächste Regierung die Bundeswehr stärken. Ändern muss sich auch der strategisc­he Zugang der Außenpolit­ik. Bisher ist deren wichtigste­s Ziel, dass Deutschlan­d überall auf der Welt Geschäfte machen kann, auch in Russland und in China. Doch man wird sich entscheide­n müssen, ob Profite vor Sicherheit gehen.

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