Neu-Ulmer Zeitung

Weihnachts­märkte abgesagt, Clubs schließen

- VON ULI BACHMEIER UND MARIA HEINRICH

Corona Die Bayerische Staatsregi­erung verschärft die Maßnahmen zur weiteren Bekämpfung der Pandemie.

Ab Mittwoch gelten dann weitreiche­nde Beschränku­ngen. Hier lesen Sie die Regeln im Überblick

München Erst am Donnerstag­abend einigten sich Bund und Länder auf Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-pandemie – und schon am Freitag schärfte die Bayerische Staatsregi­erung noch einmal nach. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) warnte eindringli­ch: „Die vierte Welle ist noch schlimmer und heimtückis­cher“, sagte er nach einem Treffen des Koalitions­ausschusse­s. „Diese Entscheidu­ngen fallen nicht leicht und machen keinen Spaß. Aber sie sind notwendig. Denn die Inzidenz läuft hoch und die Betten voll.“

● Die Corona‰regeln bundesweit Grundsätzl­ich gilt in Bayern zunächst einmal das, auf was sich Bund und Länder bei ihrem Treffen geeinigt haben: eine Testpflich­t für Besucherin­nen und Besucher sowie Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r von Alten- und Pflegeheim­en sowie 3G am Arbeitspla­tz und im öffentlich­en Nahverkehr. Darüber hinaus wird der Zugang zu Freizeitei­nrichtunge­n, Kultur- und Sportveran­staltungen, zur Gastronomi­e und körpernahe­n Dienstleis­tungen auf 2G beschränkt, wenn die Hospitalis­ierungsrat­e landesweit den Wert 3,0 überschrei­tet. Diese Zahl gibt an, wie viele Corona-infizierte pro 100000 Menschen in den vergangene­n sieben Tagen ins Krankenhau­s kamen. Ab einer Hospitalis­ierungsrat­e von 6,0 gilt dann sogar 2G plus, auch Geimpfte und Genesene müssen dann einen Test vorweisen.

● Die verschärft­en Regeln in Bayern Weil in Bayern die Lage besonders ernst ist – die Inzidenz kletterte am Freitag auf 625, die Hospitalis­ierungsrat­e auf 9,2 –, verständig­ten sich CSU und Freie Wähler am Freitag auf verschärft­e Maßnahmen. Söder: „Wir setzen auf ein Stufenmode­ll: blocken, bremsen und boostern.“Vor allem Ungeimpfte werden von Mittwoch an von den Einschränk­ungen betroffen sein. Es dürfen sich dann nur noch maximal fünf Personen aus zwei Haushalten treffen, Kinder unter zwölf und Geimpfte zählen nicht dazu.

Auch die 2G-regelungen für Geimpfte und Genesene werden in Bayern verschärft. Sie gelten ergänzend zu den Beschlüsse­n von Bund und Ländern auch für körpernahe Dienstleis­tungen, zum Beispiel Friseure oder Kosmetikst­udios, sowie für Hochschule­n und vergleichb­are Bildungsei­nrichtunge­n wie Musikund Fahrschule­n. Ausgenomme­n sind davon medizinisc­he, therapeuti­sche und pflegerisc­he Dienstleis­tungen sowie der Handel. Dort gilt allerdings die Auflage, dass auf zehn Quadratmet­er Verkaufsfl­äche nur noch ein Kunde oder eine Kundin kommen darf.

Für Kultur- und Sportveran­staltungen wird zum Mittwoch 2G plus eingeführt – mit einer zusätzlich­en Obergrenze für Zuschauer von 25 Prozent der Auslastung sowie Abstandsun­d Maskenpfli­cht. Auch für Freizeitei­nrichtunge­n und Messen benötigen Genesene und Geimpfte einen negativen Coronatest. Darüber hinaus wird für die Gastronomi­e eine Sperrstund­e ab 22 Uhr eingeführt, Schankwirt­schaften, Discos, Clubs und Bordelle müssen für die nächsten drei Wochen ganz schließen. „Und auch alle Jahrmärkte und Weihnachts­märkte müssen wir absagen“, sagte Söder. „Dort kommt es einfach zu unzähligen Kontakten und Kontrollen sind dort kaum möglich.“All diese Regelungen gelten landesweit und vorerst bis zum 15. Dezember.

Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) kündigte für Kinder und Jugendlich­e einige Ausnahmen an. Schulen und Kitas bleiben offen und Schulen im normalen Präsenzunt­erricht, sagte er. „Sie sind soziale Orte, die Struktur geben.“In Kindertage­sstätten sollen flächendec­kend Pooltests aufgebaut werden. Für den Schulsport drinnen gilt eine

Maskenpfli­cht, draußen an der frischen Luft dürfen die Kinder ohne Maske Sport machen. Zudem sollen auch an Mittelschu­len, insbesonde­re in der 5. und 6. Klasse, Pooltests aufgebaut werden.

● Die verschärft­en Regeln in Hotspots Doch weil sich die Lage in einigen Landkreise­n in Bayern von Tag zu Tag derart verschlimm­ert, führt die Staatsregi­erung außerdem eine neue Hotspot-regelung ein. „Bei Inzidenzen von über 1000 reichen die Maßnahmen nicht mehr aus“, so Söder. „Hier braucht es eine harte Notbremse, die dann für alle gilt, auch für Geimpfte und Genesene.“Am Freitag lagen bereits acht Landkreise in Bayern darüber. In Schwaben waren die Kreise Unterallgä­u, Oberallgäu und Ostallgäu mit jeweils einer Inzidenz von um die 800 mit am nächsten an dieser Schwelle. Ab Mittwoch wird es überall dort, wo die Sieben-tage-inzidenz den Wert 1000 übersteigt, keine Freizeit-, Sport- und Kulturvera­nstaltunge­n mehr geben. Die Gastronomi­e wird schließen ebenso wie Hotels, körpernahe Dienstleis­tungen und Sport- und Kulturstät­ten. Studenten und Studentinn­en können dann auch nicht mehr zu ihren Vorlesunge­n in Präsenz gehen, es sind nur noch digitale Formate gestattet. Der Handel bleibt auch in Hotspots weiter geöffnet – allerdings verschärft sich die Regel, sodass auf 20 Quadratmet­er nur noch ein Kunde oder eine Kundin kommen dürfen. CSU und Freie Wähler haben sich auch auf ein Ende der Hotspot-regelung verständig­t: Eben dann, wenn die Sieben-tage-inzidenz an fünf Tagen in Folge unter 1000 liegt mit weiterer Tendenz nach unten.

Bayerns Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) stellte sich am Freitag entschiede­n hinter die Maßnahmen. „Wer nicht glaubt, dass die Situation ernst ist, dramatisch und besorgnise­rregend, der muss nur mit Pflegekräf­ten und Ärzten sprechen“, sagte der Minister in München. Dass Operatione­n verschoben werden müssten, nannte Holetschek einen Zustand, der eigentlich unglaublic­h sei. Und Neuinfekti­onen von heute kämen erst in zwei Wochen in den Krankenhäu­sern an.

In eigener Sache Die aktuellen Ent‰ wicklungen haben das bereits am Frei‰ tagmorgen gedruckte Wochenend‰journal überholt. Dort geht es im Pro & Contra noch um die zumindest in Bayern nun theoretisc­h gewordene Frage „Trotz Co‰ rona auf den Christkind­lesmarkt gehen?“. Wer etwa nach Ulm oder nach Stuttgart fahren will, hat diese Wahl, noch zumin‰ dest, bei Andruck dieser Ausgabe.

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) warnte angesichts der drastische­n Corona‰situation in Bayern: „Die vierte Welle ist noch schlimmer und heimtückis­cher.“Die Staatsregi­erung verschärft­e am Freitag ihre Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, die neuen Regeln sollen ab Mittwoch gelten.
Foto: Sven Hoppe, dpa Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) warnte angesichts der drastische­n Corona‰situation in Bayern: „Die vierte Welle ist noch schlimmer und heimtückis­cher.“Die Staatsregi­erung verschärft­e am Freitag ihre Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, die neuen Regeln sollen ab Mittwoch gelten.

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