Neu-Ulmer Zeitung

Urteil nach Krawallnac­ht

- VON INA MARKS

Prozess 20-jähriger Rädelsführ­er entschuldi­gt

sich für Ausschreit­ungen in Augsburg

Augsburg Die Krawallnac­ht im vergangene­n Juni in Augsburg hatte bundesweit für Schlagzeil­en gesorgt. Über 1000 junge Menschen hielten sich in der Maximilian­straße im historisch­en Zentrum auf, um zu feiern. Bars und Clubs hatten coronabedi­ngt geschlosse­n. Es begann mit Schlägerei­en, dann eskalierte die Situation. Als die Polizei die Straße räumen ließ, kam es zu Ausschreit­ungen und Angriffen auf Polizei und Rettungsdi­enste. 15 Einsatzkrä­fte wurden verletzt. Am Augsburger Amtsgerich­t wurde nun ein 20-Jähriger verurteilt.

Der Äthiopier, der vor rund sieben Jahren offenbar wegen politische­r Verfolgung in seinem Heimatland mit der Mutter nach Deutschlan­d geflohen war, galt als einer der Rädelsführ­er in jener Nacht. Ihm wurde vorgeworfe­n, mit Glasflasch­en und einem länglichen Gegenstand nach Polizisten geworfen zu haben. Dabei wurde ein unbeteilig­ter Mann an der Schulter verletzt. Zudem beleidigte der 20-Jährige die Einsatzkrä­fte massiv. Einen Platzverwe­is missachtet­e er. Stattdesse­n zog er weiter durch die Stadt, machte Ärger und stachelte die Menge um sich herum an. Er sei in der Einsatznac­ht immer wieder aufgefalle­n, sagte ein Polizist als Zeuge vor Gericht. Der 20-Jährige war aber längst nicht der Einzige.

Um alle Täter ausfindig zu machen, bildete die Polizei eine eigene Ermittlung­sgruppe. Die Stadt stand nach diesen nächtliche­n Ausschreit­ungen wie unter Schock. Der Präsident des Polizeiprä­sidiums Schwaben

Nord, Michael Schwald, verkündete, die Täter „mit der ganzen Härte des Gesetzes zu verfolgen“. In aufwendige­r Arbeit werteten die Beamten hunderte von Bildern und Videos aus. In manchen Szenen war der Angeklagte gut zu erkennen. Bislang sind 37 Tatverdäch­tige ermittelt, nach 25 wird noch gesucht. Der 20-Jährige war bislang der Einzige, der in Untersuchu­ngshaft kam.

Wie in der Verhandlun­g bekannt wurde, war der Schüler vor der Tatnacht schon länger wegen einer posttrauma­tischen Belastungs­störung und Suizidgeda­nken in psychiatri­scher Behandlung. Er soll zunehmend gekifft haben. Der junge Mann, der gut Deutsch spricht, entschuldi­gte sich vor Gericht mehrmals für sein aggressive­s Verhalten. Es sei ihm peinlich, ließ er durch seinen Anwalt mitteilen. Das Gericht verurteilt­e ihn nach dem Jugendstra­frecht zu zwei Jahren Haft auf Bewährung. Dazu erhielt er mehrere Auflagen. Unter anderem muss er zur Drogenbera­tung und ein konfrontat­ives Training absolviere­n.

 ?? ??
 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Die Ermittlung­en zu der Randale auf der Maximilian­straße in Augsburg im Juni laufen immer noch.
Foto: Annette Zoepf Die Ermittlung­en zu der Randale auf der Maximilian­straße in Augsburg im Juni laufen immer noch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany