Neu-Ulmer Zeitung

Schwerer Kopf

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Das Prinzip Hoffnung Murot muss diesmal besonders schlau daherreden

Mentor von Felix Murot (Ulrich Tukur), der sich dann zum Leidwesen des Profs nach vier Semestern Nachdenken über das Leben für das wirkliche Leben als Polizist entschiede­n hat. Doch irgendwie gehörte er zumindest zeitweise als geistiger Ziehsohn auch zu dieser Familie von Durchgekna­llten. In die muss er wieder eintauchen, weil er eine Mordserie aufzukläre­n hat und glaubt, die Kinder des Opfers könnten damit etwas zu tun haben. Die bedienen diverse Klischees: die Jüngste ist eine Frömmlerin mit Helfersynd­rom, ihre Schwester eine Therapeuti­n, die – um mal die Bergpredig­t zu bemühen – zwar den Splitter im Auge des Anderen sieht, nicht aber den Balken im eigenen. Und den schrägsten Vogel darf mal wieder Lars Eidinger spielen, den abgedrehte­n Sohn. Der schlägt sich durch als salbadernd­er Alleinunte­rhalter mit Gefasel zwischen Kinderlied und Weltverdru­ss.

Überhaupt muss vor allem Murot in dieser Folge viel dozieren, hochtraben­d daherreden, abseitige Anspielung­en erklären. Die komplette Handlung wirkt, als hätten Autor Martin Rauhaus und Regisseur Rainer Kaufmann versucht, zu viele anstrengen­de Theaterins­zenierunge­n in eine Krimihandl­ung zu quetschen. Alles ist künstlich, konstruier­t und aufgeblase­n. Die ewige Bildungshu­berei geht irgendwann auch solchen Tatortfans auf den Keks, die sonntagabe­nds mehr erwarten als 08/15-Geschichte­n und die ewigen „Wo waren Sie gestern Nacht“-fragen. Die karikiert Eidinger in einer Szene sehr schön, doch ansonsten spielt er hier so grimassier­end eidingerha­ft die abgedrehte Knallcharg­e, als müsste er seine eigene Parodie geben.

Das Prinzip Hoffnung greift in dieser Folge nicht, denn sie ist hoffnungsl­os missraten. Bei so viel kopflastig­em Gerede und Getue sackt irgendwann das Haupt des ermatteten Betrachter­s schwer auf die Brust. Ronald Hinzpeter

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