Neu-Ulmer Zeitung

Augsburger Sensation gegen Bayern

- VON JOHANNES GRAF

Bundesliga Der FCA bezwingt die Münchner nach intensiven 90 Minuten Kampf mit 2:1 und macht die Liga so

wieder spannend. Beide Mannschaft­en müssen dabei Corona bedingt auf wichtige Spieler verzichten

Augsburg In einem Jahrzehnt der Erstklassi­gkeit haben Begegnunge­n mit dem FC Bayern München für den FC Augsburg ein Stück weit ihre Außergewöh­nlichkeit eingebüßt. Dennoch bleibt dieses Bundesliga-duell besonders. Erst recht, wenn derart viel im Vorfeld über dieses Spiel gesprochen und diskutiert wurde. Vor allem über Protagonis­ten, die nicht während des höchst überrasche­nden 2:1 (2:1) des FCA gegen den amtierende­n Meister auf dem Rasen der Arena standen. Joshua Kimmich und seine Impfunwill­igkeit wird gefühlt mehr erörtert als die Bildung der Ampelkoali­tion. Weil eine direkte Kontaktper­son des Bayern-spielers positiv auf Covid-19 getestet worden war, musste Kimmich erneut in Quarantäne. Nicht nur in Augsburg fehlte er, ebenso wird er die Champions-league-partie gegen Dynamo Kiew verpassen (Dienstag, 18.45 Uhr).

Das Corona-virus bleibt das bestimmend­e Thema. Im Fußball allgemein, in der Bundesliga im Speziellen. Denn nicht nur Kimmich und der infizierte Niklas Süle fehlten, ebenso musste Augsburgs Trainer Markus Weinzierl auf einen Spieler verzichten. Der Schweizer Nationalsp­ieler Ruben Vargas wurde unter der Woche positiv getestet, obwohl er geimpft ist. Ihn ersetze in der Fca-startelf Iago, der für den FCA ungemein wichtig werden sollte. Weitere Wechsel waren Niklas Dorsch für Tobias Strobl (Kreuzbandr­iss) und André Hahn für Alfred Finnbogaso­n (muskuläre Probleme). Wenn die derzeit verletzten Spieler auf den Rasen zurückkehr­en, werden sie fürs Erste nicht mehr vor vollen Rängen spielen. Gegen den FC Bayern hätte der FC Augsburg alle 30660 Karten verkaufen dürfen, der Klub aber reduzierte aus Abstandsgr­ünden freiwillig die Kapazität. Auf den Stehrängen der Heimfans blieben rund 4000 Plätze frei. 26000 Zuschaueri­nnen und Zuschauer waren also im Stadion, so viele werden es in den nächsten Wochen nicht mehr werden. Die bayerische Staatsregi­erung wird als Reaktion auf explodiere­nde Infektions­zahlen und volle Intensivst­ationen in den nächsten Tagen starke Einschränk­ungen im Kontakt mit anderen Menschen beschließe­n, unter anderem wird die Zahl der Stadionbes­ucherinnen und -besucher auf ein Viertel der maximalen Auslastung begrenzt. In Augsburg dürften somit noch knapp 7700 Fans unter Beachtung der 2G-plus-regel (genesen oder geimpft und getestet) in die Arena. In vielerlei Hinsicht werden Fans und aktiv Beteiligte auf und neben dem Feld das vorerst letzte Heimspiel vor großer Kulisse in Erinnerung behalten.

Denn die Partie verlief gänzlich anders als erwartet. Der FC Augsburg zeigte in der ersten Spielhälft­e die bislang beste Leistung dieser Saison und ging mit einer Führung in die Kabine. Trainer Weinzierl hatte seine Mannschaft bestens auf den Ballbesitz­fußball des Gegners eingestell­t, sie zeigte jenen „ekligen“Fußball, den sich der 46-Jährige gewünscht hatte. Aggressiv in den Zweikämpfe­n, mit Tempo und schnörkell­osem Vertikalsp­iel nach Ballerober­ungen.

Zwar verbuchten die Münchner die ersten Torannäher­ungen. Omar Richards, der den geschonten Alphonso Davies zunächst ersetzte, zielte zu ungenau (7.), später ließ Fca-torwart Rafal Gikiewicz beinahe einen Rückpass ins eigene Tor kullern (18.). In Summe aber hielten die Augsburger die Bayern-offensive mit Leroy Sané, Serge Gnabry, Thomas Müller und Robert Lewandowsk­i vom eigenen Tor weg.

Mehr noch. Sie fanden Wege, Bayern zu gefährden und zu verletzen. Nach einer Flanke des umtriebige­n Iago legte Andi Zeqiri bedrängt von Lukas Hernandez ab, Mads Pedersen drosch den Ball zum 1:0 ins Netz (23.). Für seinen ersten Fca-treffer hätte er sich kaum einen besseren Zeitpunkt aussuchen können. Damit nicht genug, legte der FCA noch nach. Die Entstehung des 2:0 ähnelte der des ersten Tores, Iagos Flanke fand aber sogleich den Torschütze­n. Hahn köpfte ein, auch wenn Manuel Neuer noch die Finger am Ball hatte (36.). Nur kurz schüttelte­n sich die Münchner, dann erzielten sie prompt den 1:2-Anschluss. Lewandowsk­i erhöhte seine Trefferzah­l gegen den FCA auf 15 (38.). Dieses Tor ließ Bayern-trainer Julian Nagelsmann nicht ruhiger werden, fortwähren­d tigerte er durch seine Coaching-zone, gestikulie­rte, gab Anweisunge­n.

Nach der Pause war mit wütenden Angriffen der Bayern zu rechnen, die durch den Rückstand gereizt worden waren. Lewandowsk­i bot sich die Chancen zum Ausgleich, nachdem ihm Gumny den Ball präsentier­t hatte (50.). Nagelsmann beschleuni­gte zusätzlich, beorderte Davies und Jamal Musiala auf den Platz. Der Kanadier Davies war es auch, der nach einer Einzelakti­on nur knapp das Tor verfehlte (74.). Der Druck nahm zu, doch Augsburg hielt stand. Bis zum Schlusspfi­ff, der in Augsburger Jubel unterging. Torschütze Hahn fasste die Leistung als „grandios“zusammen. Man habe ein Freitagabe­nd-spiel gehabt, ein volles Stadion. „Wir konnten unseren Fans und uns was Gutes tun. Deswegen fühlt es sich grandios an“,so der Offensivma­nn.

Augsburg Gikiewicz – Gumny, Gouwelee‰ uw, Oxford, Iago – Caligiuri (58. Framber‰ ger), A. Maier, Dorsch (74. Moravek), Pe‰ dersen (74. Gruezo) – An. Hahn (82. F. Jen‰ sen), Zeqiri (82. Cordova)

Bayern Neuer – Pavard (87. Nianzou), Upamecano, Lucas Hernandez, O. Richards (52. Davies) – Sabitzer (52. Musiala), Go‰ retzka ‰ Gnabry, Th. Müller, L. Sané (69. Choupo‰moting) ‰ Lewandowsk­i

Tore 1:0 Pedersen (23.), 2:0 An. Hahn (36.), 2:1 Lewandowsk­i (38.)

Zuschauer 26 000

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Die Augsburger Spieler um Torschütze André Hahn (links) ließen sich nach dem 2:1‰Sieg gegen den FC Bayern von ihren Fans feiern. Der FCA verdiente sich den Sieg vor allem durch eine konzentrie­rte Defensivle­istung. Die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl ließ kaum Chancen ihres Gegners zu.
Foto: Ulrich Wagner Die Augsburger Spieler um Torschütze André Hahn (links) ließen sich nach dem 2:1‰Sieg gegen den FC Bayern von ihren Fans feiern. Der FCA verdiente sich den Sieg vor allem durch eine konzentrie­rte Defensivle­istung. Die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl ließ kaum Chancen ihres Gegners zu.

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