Soll die Impfpflicht für Profi-sportler eingeführt werden?
Eine Impfpflicht gegen Corona einzuführen war lange Zeit undenkbar – aus guten Gründen. Aus ebenso guten Gründen wird nun erwogen, sie zu beschließen. Dass dabei allerdings bei den Profi-sportlern angefangen werden soll, ist reine Symbolpolitik. So wird wieder eine unnötige Debatte geführt, statt durch stringentes und lösungsorientiertes Handeln eine Krise nationalen (und weltweiten) Ausmaßes zu bewältigen. Jede Impfung ist eine Impfung raus aus der Pandemie – egal ob Fußballer, Immobilienmaklerin oder Sachbearbeiter. Am wichtigsten wäre es gleichwohl, erst die vulnerablen Gruppen zu schützen. Dafür müssten sämtliche Pflegerinnen, Ärzte und Krankenhausangestellte geimpft werden. Wichtiger als kickende Millionäre zur Impfung zu zwingen, wäre es außerdem, alles zu tun, um Kindergärten und Schulen offen zu halten. Dafür müsste dann die
Impfpflicht für Erzieher und Lehrerinnen eingeführt werden. Stattdessen aber starten die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten eine Diskussion, ob Berufssportler geimpft werden müssen. Es gibt rund 450 Profis in der ersten Fußball-bundesliga. Davon gelten zehn Prozent als ungeimpft. Ähnlich dürfte das Verhältnis in anderen Sportarten sein. Letztlich geht es wohl um nicht viel mehr als 1000 nicht geimpfte Sportlerinnen und Sportler – und die sollen ein drängendes Problem sein bei täglich über 60 000 neuen Infektionen? Auf die vielfach erwähnte Vorbildfunktion zu verweisen, taugt außerdem auch nicht. Ein zur Impfung gezwungener Sportler kann kein positives Beispiel für einen Impfskeptiker sein. Sich nicht impfen zu lassen, ist unsolidarisch. Es gibt genug schlechte Beispiele im Sport. An ihnen ein Exempel zu statuieren, entspricht aber nicht dem Ernst der Lage.