Neu-Ulmer Zeitung

Festhalten am Weihnachts­markt in Ulm ist richtig

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Wir befinden uns im Jahre 2021 nach Christus. Ganz Ulm/ Neu-ulm ist von dem Coronaviru­s besetzt … Ganz Ulm/neu-ulm? Nein! Ein von unbeugsame­n Bürgerinne­n und Bürgern bevölkerte­r Weihnachts­markt hört nicht auf, dem Eindringli­ng Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die pandemisch­en Viren, die als Besatzung in den abgesagten Weihnachts­märkten in Illertisse­n, Neu-ulm, Weißenhorn und Senden lauern …“So ungefähr – frei nach Asterix und Obelix – muss dem Rest der Region die Lage des Ulmer Weihnachts­markts vorkommen, der – Stand Freitagabe­nd – tatsächlic­h am kommenden Montag eröffnen soll. Während in Ulm 110 Stände Tausende von Besuchern empfangen werden, sind ein paar Hundert Meter entfernt Weihnachts­märkte nach einem Machtwort von Cäsar alias Markus Söder am Freitag verboten worden. Sind die Ulmer also verantwort­ungslos?

Nein. Vor dem Hintergrun­d voller Intensivst­ationen ist freilich Vorsicht geboten. Doch es geht auch um die Einlösung eines Verspreche­ns, das im vergangene­n Jahr von vielen Seiten an die Menschen gegeben wurde, die sich dem Diktat des gefährlich­en Virus beugen:

Wer sich impft, wer damit und per Eigenveran­twortung mithilft, die Gefahr einzudämme­n, der bekommt sein altes Leben zurück. Andere Länder in Europa führen uns vor Augen, was es ausmacht, ob 70 oder 85 Prozent der Bevölkerun­g geimpft sind. Deswegen: Wer geimpft oder genesen ist, soll die Freiluftve­ranstaltun­g besuchen dürfen. Die Stadt Ulm steht nun unter Druck: Die Kontrollen müssen lückenlos sein. Dass der Ulmer Weihnachts­markt überhaupt eingezäunt wie ein Konzertgel­ände ist, in das man nur mit einem (Impf-)ticket kommt, unterschei­det ihn auch von den abgesagten Veranstalt­ungen in der Region: Der Budenzaube­r auf dem Münsterpla­tz ist groß und profession­ell genug organisier­t, sodass sich eine Kontroll-infrastruk­tur mit ihren Zäunen und Personal überhaupt lohnt.

Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch ist so oder so der Buhmann. Wenn er an der Großverans­taltung Ulmer Weihnachts­markt entgegen dem Rat des Robert-koch-instituts festhält, gilt er als leichtsinn­ig.

Falls sich die 110 Buden auf dem Ulmer Münsterpla­tz gar als Virenschle­uder entpuppen sollten, doppelt und dreifach. Und falls Czisch die Reißleine ziehen würde, wäre er nicht nur als der Totengräbe­r der Adventssti­mmung verschrien, sondern es würde ihm auch einen unrühmlich­en Eintrag in die Chronik als jener Bürgermeis­ter sichern, der das geschäftli­che Ende der Hälfte aller Weihnachts­marktbesch­icker besiegelte.

Rein aus politische­r Sicht wäre es dem Stadtoberh­aupt wohl am liebsten, der Ministerpr­äsident würde pauschal alle Märkte absagen. Dann wäre ein anderer schuld. Schöner wäre es allerdings, wenn mal wieder ein „Ulmer Modell“Schule machen würde: Dann heißt es irgendwann am Ende der Pandemie: Die Münstersta­dt hat es damals allen gezeigt: Mit einer Impfpflich­t durch die Hintertür, haben sie damals auf dem Weihnachts­markt dem Virus gezeigt, was eine Harke ist.

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