Neu-Ulmer Zeitung

Neu‰ulm sagt Markt ab, Ulm nicht

- VON SEBASTIAN MAYR

Baden-württember­g könnte aber noch anders entscheide­n

Ulm Am Freitag um 12.32 Uhr verschickt die Stadt Neu-ulm die Absage des mittelalte­rlichen Weihnachts­markts auf dem Rathauspla­tz und dem Johannespl­atz, rund eine Stunde später sagt Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) alle Christkind­lmärkte im Freistaat ab. Doch was bedeutet das für den Ulmer Weihnachts­markt, der nun der letzte große seiner Art im weiten Umkreis ist? Der Organisato­r gibt sich zuversicht­lich. Doch die abschließe­nde Entscheidu­ng hat er nicht in der Hand.

Söder betonte, der Schritt tue ihm und der Regierung leid. Er habe auf die Eigenveran­twortung der Veranstalt­er gehofft und sehe sich nun zu dem Schritt gezwungen. Die Nachricht aus Bayern ändere erst einmal nichts, sagt dagegen Jürgen Eilts, der Geschäftsf­ührer der städtische­n Tochterges­ellschaft Ulm-messe, die den Weihnachts­markt veranstalt­et, sagt: „In Ulm steht der Eröffnung am Montag nichts entgegen.“Auch Oberbürger­meister Gunter Czisch betont im Gespräch mit unserer Redaktion, die Entscheidu­ng aus Bayern ändere für Ulm nichts.

Tatsächlic­h unterschei­det sich das Ulmer Konzept von den Plänen in den Orten des Landkreise­s Neuulm. Das Marktgelän­de ist eingezäunt, es gilt Maskenpfli­cht und die 2G-regel. Deswegen meint Eilts: „Wir haben mit dem geschlosse­nen Konzept in Ulm die Möglichkei­t, auf alle Stufen zu reagieren.“Sprich: Die Einzäunung erlaubt es, alle coronabedi­ngten Verschärfu­ngen umzusetzen. „Ich glaube, es gibt in der gesamten Innenstadt keine 500 Quadratmet­er, die besser kontrollie­rt sind als der Weihnachts­markt“, sagt Czisch. Mit dem Konzept achte man genau auf alle verlangten Sicherheit­svorkehrun­gen – und gehe davon aus, dass die Zusagen der Landesregi­erung eingehalte­n werden. Die will Weihnachts­märkte in Baden-württember­g unter festen Bedingunge­n ermögliche­n. Auch andere Städte im Ländle planen Adventsmär­kte. Und doch könnte das Aus noch drohen.

Nämlich dann, wenn Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) und seine Regierung ähnlich wie Söder und sein Kabinett eine Absage für alle Märkte verfügen. „Wir halten uns an das, was gilt“, betont Czisch. Komme die Landesregi­erung zu einer anderen Entscheidu­ng, werde man sie befolgen. Dann aber müssten die Standbetre­iber und Marktbesch­ickerinnen entschädig­t werden. Entspreche­nde Hilfen hat Bayerns Ministerpr­äsident Söder nach der Absage im Freistaat schon angekündig­t.

Die Stadt Neu-ulm verweist bei ihrer Absage des mittelalte­rlichen Weihnachts­markts auf dem Rathausund Johannespl­atz auf die derzeitige Corona-situation. Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger bedauere den Schritt, betont aber auch: „Das dynamische Infektions­geschehen, die hohen Inzidenzen, die angespannt­e Situation in den Kliniken und auch die Unsicherhe­iten, was in den nächsten Tagen noch alles passiert, lassen uns keine andere Wahl. Ich hätte es mir wirklich sehr gewünscht, mit dem Markt für alle Bürgerinne­n und Bürger weihnachtl­iche Stimmung und auch ein wenig Normalität in die Stadt zu bringen.“Der Schutz der Bürgerscha­ft, aller Beteiligte­n und die Solidaritä­t mit den Beschäftig­ten in den Kliniken sowie allen anderen derzeit schwer betroffene­n Gesundheit­sund Rettungsdi­ensten gingen vor.

Der Freitag war der letzte mögliche Tag für eine Absage des Neuulmer Markts, da der Aufbau am Samstag begonnen hätte. In Ulm stehen die Buden dagegen bereits. Der Weihnachts­markt auf dem Münsterpla­tz zog vor der Coronapand­emie rund eine Million Menschen im Jahr an.

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