In Neuulm fehlen auf Jahre hinaus Kitaplätze
Betreuung Die Stadt Neu-ulm baut viele neue Einrichtungen, dennoch übersteigt die Nachfrage das Angebot
Neuulm Neu-ulm wächst und wächst – laut Bevölkerungsprognose auch in den nächsten Jahren. Damit steigt der Bedarf an Betreuungseinrichtungen für Kinder. Einige Neueröffnungen in der Stadt und in den Ortsteilen sind bereits beschlossen und fest eingeplant. Und dennoch bleibt eine deutliche Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Bis Mitte der 2020er Jahre sei vor allem im Ü3-bereich, also bei den Kindergärten, eine „sehr angespannte Situation“zu verzeichnen, sagte Mareike Kuch, die Leiterin der Abteilung Bildung, Kultur, Sport und Freizeit, im zuständigen Ausschuss.
Dort wurde der fortgeschriebene Kinderbetreuungs- und Schulentwicklungsplan vorgestellt. Im Krippenbereich, also für die Kinder bis drei Jahre, liegt die Versorgungsquote in Neu-ulm derzeit bei 39 Prozent. Laut Kuch werde sie in den nächsten Jahren auf etwa 46 Prozent steigen. Experten gehen jedoch davon aus, dass der Bedarf eher in Richtung 60 Prozent oder höher steigen wird. Derzeit gibt es 517 U3-plätze, bis zum Jahr 2026 sollen es 665 werden.
Im Kindergartenbereich hat der Stadtrat eine Versorgungsquote von 115 Prozent beschlossen. Damit sind auch die Kinder versorgt, die im Januar nach Beginn des Kindergartenjahrs drei Jahre alt werden. Derzeit gibt es in Neu-ulm zwar mehr Kita-plätze (2194) als Kinder in dem betreffenden Alter (1972). 70 Kinder haben aber einen Integrativstatus, das heißt, sie haben eine geistige, körperliche oder seelische Behinderung oder es droht eine solche.
Für die Integrativplätze ist ein höherer Betreuungsaufwand notwendig. Je nach Grad der Behinderung muss ein solcher Platz deshalb mit einem Faktor multipliziert werden. Bei einem Faktor 2,5 ergibt sich eine Lücke von 182 Plätzen, bei Faktor 4 fehlen sogar 290 Plätze.
Ab 2023 kommen zwar deutlich mehr Kita-plätze dazu. Doch gleichzeitig wächst die Zahl der Kinder. Und die Fachleute im Rathaus gehen davon aus, dass auch mehr Buben und Mädchen besondere Förderung brauchen. Je nachdem, wie hoch der Betreuungsbedarf der Kinder mit Behinderung ist, könnte die Lücke bis in die 2030er Jahre hinein klaffen. Das wäre bei einem angenommen Faktor 4 für die Integrativplätze der Fall. Bei Faktor 2,5 gäbe es bereits ab 2024 mehr Plätze als benötigt. „Nicht nur fehlende Plätze werden uns in nächster Zeit Probleme bereiten, sondern auch fehlende Erzieherinnen“, gab Juliane Lidl-böck (CSU) aber zu bedenken.
Folgende neue Betreuungseinrichtungen sind in den nächsten Jahren in Neu-ulm geplant:
● Kinderhaus der Johanniter in Bur lafingen: zwei Krippengruppen mit 24 Plätzen, drei Kindergartengruppen mit 75 Plätzen, Fertigstellung September 2022.
● Kinderhaus Illerpark: drei Krippengruppen mit 39 Plätzen, drei Kindergartengruppen mit 75 Plätzen, davon eine Integrativgruppe, Fertigstellung viertes Quartal 2022. ● Erweiterung Kita Eulentreff zum Kinderhaus: zusätzlich bis zu sieben Krippenplätze und zehn Kindergartenplätze. Künftig eine Krippenund zwei Kindergartengruppen. Fertigstellung viertes Quartal 2022. ● Neues Kinderhaus Steinheim: eine Krippengruppe mit 13 Plätzen, drei Kindergartengruppen mit 75 Plätzen, Wegfall bisheriger Kindergarten Steinheim – entspricht 50 zusätzlichen Kindergartenplätzen. Fertigstellung September 2023.
● Kinderhaus Turmstraße: zwei Krippengruppen mit bis zu 26 Plätzen, drei Kindergartengruppen mit 75 Plätzen, Fertigstellung im Jahr 2023.
● Kinderhaus Reutti: eine Krippengruppe
mit 13 Plätzen, zwei Kindergartengruppen mit 50 Plätzen, Fertigstellung 2024.
● Kinderhaus Gerlenhofen: zwei Krippengruppen mit bis zu 26 Plätzen, zwei Kindergartengruppen mit 50 Plätzen, Fertigstellung 2024.
Die Neubauten des Johanniterkinderhauses und die Kita Illerpark werden vom Freistaat mit insgesamt 2,1 Millionen Euro gefördert. Das teilte Familienministerin Carolina Trautner (CSU) in dieser Woche mit.
Handlungsbedarf besteht laut Entwicklungsplan jedoch auch bei den Grundschulen in Neu-ulm. So soll der Schulsprengel in Neu-ulm zugunsten der Mark-twain-schule im Wiley geändert werden, um die Grundschule Stadtmitte zu entlasten.
Beim Ganztagesausbau haben die Grundschulen Offenhausen und Reutti obere Priorität. Dort sollen die Räume für die Mittagsbetreuung erweitert werden.