Neu-Ulmer Zeitung

Ulms neue Trabantens­tadt wächst und gedeiht

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Wirtschaft Neue Impfstoffe und Medikament­e werden bei Sartorius im Science Park III schon entwickelt.

Nun wurde der 30-Millionen-euro-pionier in einem aufstreben­den Viertel offiziell eröffnet

Ulm Es war der Spätsommer 2017, als mit dem Bau begonnen wurde. Damals wehten die Fahnen des Spatenstic­hs auf einem Feld im gefühlten Nirgendwo. Der börsennoti­erte Konzern Sartorius hatte anderthalb Jahre zuvor das vergleichs­weise kleine Unternehme­n Cellca aus Laupheim aufgekauft. Allein in dieser Zeit hatten sich Umsatz und Mitarbeite­rzahl der Laupheimer verdreifac­ht. Mit dem Umzug nach Ulm samt 100 Festangest­ellten wurde weiteres, nachhaltig­es Wachstum versproche­n.

Dieses Verspreche­n wurde offenbar eingelöst, wie bei der durch Corona mehrfach verschoben­en, offizielle­n Eröffnung des 30-Millionene­uro-baus nun im November 2021 deutlich wurde. Inzwischen arbeiten 120 Menschen bei Sartorius in Ulm, was 20-prozentige­s Wachstum bedeutet. Und zwölf neue Stellen sind ausgeschri­eben. Der Weg soll weiter steil nach oben gehen: Hugo de Wit, Geschäftsf­ührer des Ulmer Standorts, spricht von einem zukunftstr­ächtigen Markt. „Wir werden daher auch in Zukunft neue Mitarbeite­r einstellen.“Weltweit gebe es bei Sartorius rund 1300 Vakanzen.

Der „Life-science-konzern“Sartorius hat mit 30 Millionen Euro ein 6000 Quadratmet­er großes Gebäude mit Laboren für die Entwicklun­g von Zelllinien und die Optimierun­g von Zellkultur­medien errichtet. Als Zulieferer der biopharmaz­eutischen Forschung und Industrie entwickelt Sartorius in Ulm Zelllinien und Proteinpro­duktionspr­ozesse, lizenziert Technologi­en zur Herstellun­g von Proteinen und bietet Zellkultur­medien an. Die durch lebende Zellen hergestell­ten Proteine kommen in der Entwicklun­g und Produktion von biopharmaz­eutischen Medikament­en und Impfstoffe­n zum Einsatz.

Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch hat in dieser nördlichen Ecke von Ulm inzwischen Übung mit

zum Thema Multi-millionen-projekte. Schräg gegenüber wird an der wohl größten Investitio­n in der Ulmer Wissenscha­ftsstadt seit dem Bau des Daimler-forschungs­zentrums gebaggert. Gebaut werden bis 2024 drei achtgescho­ssige Bürotürme. In „Universell­e Ulm“entstehen über 35.000 Quadratmet­er Bürofläche, darunter mehr als 10.000 Quadratmet­er Fläche für Labore, Forschung und Entwicklun­g. Sie sollen ein „modernes Arbeitsumf­eld für zukunftsor­ientierte Unternehme­n“bieten, die in diesem forschungs­geprägten Umfeld aus Wissen und Know-how innovative Produkte entwickeln sollen.

Auch hier kommt der Investor dahinter aus dem Bereich Pharma: Ludwig Merckle ist der älteste Sohn von Adolf Merckle, dem unternehme­rischen Tausendsas­sa und Gründer von Ratiopharm. Der Präsident der Universitä­t Ulm, Professor MiWeber, betonte in seiner Ansprache, wie sehr die Pandemie die Bedeutung von Firmen wie Sartorius verdeutlic­ht habe. Die enge Verzahnung von Wissenscha­ft, Forschung und Wirtschaft in Ulm führe letztlich zu derartigen Ansiedlung­en und Arbeitsplä­tzen und würde so den Wohlstand der Region auch in langfristi­ger Perspektiv­e sichern. Weber sprach von einem Weltklasse-standort, auf den er in Anbetracht der in großen Teilen 55 Jahre alten Uni Ulm „neidisch“sei.

Bei der Sartorius-eröffnung sprach Czisch von einem „zukunftsor­ientierten und inspiriere­nden Umfeld“, das sich in der Wissenscha­ftsstadt mit ihren inzwischen 8600 Beschäftig­ten gebildet habe. „Das Besondere an den Science Parks ist die enge Vernetzung von Wissenscha­ft und Wirtschaft.“Innovative Unternehme­n würden sich den wichtigen Zukunftsfr­agen stellen. Die Region zwischen Ulm, Bifestrede­n berach und dem Bodensee sei ein hervorrage­ndes „Biotechnol­ogiecluste­r“. Sartorius sei eine Bereicheru­ng in diesem Bereich. Denn kein kleiner Name hat sich in der Marie-goeppert-mayer-straße anchael gesiedelt: Im Geschäftsj­ahr 2020 erzielte das Unternehme­n einen Umsatz von rund 2,34 Milliarden Euro. Ende 2020 waren fast 11.000 Mitarbeite­r an den rund 60 Produktion­sund Vertriebss­tandorten.

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