Zu wenig Grün am „Grünen Baum“in Neuulm
Debatte An dem Neubauprojekt entzünden sich die Gemüter. Mit einem Kompromiss wird die Kuh vom Eis gebracht
Neuulm Im Prinzip war schon alles klar, ein Bauvorbescheid bereits erteilt worden. Dennoch wird das Gelände der Traditionsgaststätte „Grüner Baum“so schnell noch nicht bebaut, denn jetzt hat sich im Neu-ulmer Bauausschuss massiver Widerstand erhoben – nicht gegen den dort geplanten Wohnblock als solchen, sondern weil etliche Kommunalpolitiker monierten, dass – ausgerechnet – auf dem Areal des „Grünen Baums“zu wenig Grün vorgesehen sei. Jetzt muss der Investor nacharbeiten.
Eigentlich war es auf den ersten Blick keine große Sache, die da dem Bauausschuss auf den Tisch kam. Das Unternehmen Essinger Wohnbau hat an seinen bereits 2020 vorgelegten Planungen zumindest nach außen hin wenig verändert. Es will das Areal an der Ecke Friedenstraße/herrmann-köhl-straße bebauen, auf dem sich noch das alte, leer stehende Gasthaus samt dem mittlerweile überwucherten kleinen
Biergarten befindet. Dort standen einst drei Kastanien, doch die sind schon längst gefällt. Ursprünglich sollten an dieser Ecke 18 Wohnungen entstehen, nunmehr will der Bauherr nur noch 16 verwirklichen. Knackpunkt ist ein anderer: Essinger möchte auf die eigentlich zugesagte teure Tiefgarage verzichten, die im Vorbescheid der Stadt bereits gebilligt war. Nun setzt das Unternehmen auf eine sogenannte Doppelparker-garagenanlage
im Innenhof. Dort können jeweils zwei Autos übereinander abgestellt werden. Als Begründung wurden Probleme mit den „hohen Grundwasserständen“im Baugebiet angeführt. Die Doppelparker-anlage wiederum geht zulasten des Innenhofs. Dort findet sich nun kein Platz mehr für einen kindgerechten Spielplatz, wie er mal vorgesehen war, und natürlich auch nicht für eine entsprechende Begrünung. Stadtbaudirektor Markus Krämer sieht das nicht als problematisch an, denn in der Nähe gibt es ja noch einige kleinere Spielanlagen, etwa in der Garten- und der Schützenstraße, vor allem existiert ein großer bei der Caponniere4 an der Ringstraße.
Die Diskussion im Bauausschuss entzündete sich einerseits an der Spielplatzfrage, denn die nächstgelegenen Anlagen seien klein und und nicht sonderlich nahe, wurde vor allem seitens der Freien Wähler argumentiert. Und die wenigen Spielgeräte am Petrusplatz reichten auch nicht aus, sagte etwa Christina
Richtmann (FWG) nach der Sitzung gegenüber unserer Redaktion. Als gravierender erwies sich jedoch das Thema Grün. Die Verwaltung hatte noch angeführt, da „durch die Neubebauung eine innerstädtische Grünfläche mit einem prägenden Baumbestand entfällt, soll als Mindestmaß an Kompensation das Flachdach extensiv begrünt werden“. Das wurde als mitnichten ausreichend betrachtet, denn Dachbegrünung sei ja mittlerweile schon Standard und kein Ersatz für Baume oder Grünflächen.
Wegen der Widerstände stand sogar im Raum, dass das Projekt in Gänze abgelehnt werden könnte, doch da hielt die Stadtverwaltung massiv dagegen. Krämer wies mehrfach darauf hin, dass der Bauwerber vom juristischen Standpunkt her ein Recht auf Genehmigung habe. Der Bauvorbescheid war im Mai 2020 bereits positiv beschieden worden. Das Vorhaben sei zulässig, rein juristisch stehe nichts dagegen. Der Neubau füge sich gerade noch in die Umgebung ein.
Mit einem Kompromiss wurde zunächst die Kuh vom Eis geholt. Andreas Schuler (FWG) beantragte, das umstrittene Bauvorhaben wieder von der Tagesordnung zu nehmen, damit die Stadtverwaltung erneut mit dem Unternehmen verhandeln kann. Essinger solle ein neues Grünkonzept erarbeiten und für „höchstmögliche Begrünung“sorgen. Über dieses neue Konzept solle dann zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal geredet werden. So entschied denn auch der Ausschuss. Das Unternehmen plante ursprünglich, mit den Arbeiten für den Bau im kommenden Frühjahr zu beginnen.
In der jüngsten Vergangenheit war die Essinger Wohnbau auch in Ulm aktiv: So hat das Unternehmen die Konzeptvergabe der Stadt Ulm für ein Baufeld am Safranberg gewonnen. Dieses soll parallel zu dem Projekt in der Friedenstraße in Neu-ulm umgesetzt werden. Zudem hat das Unternehmen zwei Gebäude im Mähringer Weg am Unteren Eselsberg in Ulm erstellt.