Neu-Ulmer Zeitung

Zu wenig Grün am „Grünen Baum“in Neu‰ulm

- VON RONALD HINZPETER

Debatte An dem Neubauproj­ekt entzünden sich die Gemüter. Mit einem Kompromiss wird die Kuh vom Eis gebracht

Neu‰ulm Im Prinzip war schon alles klar, ein Bauvorbesc­heid bereits erteilt worden. Dennoch wird das Gelände der Traditions­gaststätte „Grüner Baum“so schnell noch nicht bebaut, denn jetzt hat sich im Neu-ulmer Bauausschu­ss massiver Widerstand erhoben – nicht gegen den dort geplanten Wohnblock als solchen, sondern weil etliche Kommunalpo­litiker monierten, dass – ausgerechn­et – auf dem Areal des „Grünen Baums“zu wenig Grün vorgesehen sei. Jetzt muss der Investor nacharbeit­en.

Eigentlich war es auf den ersten Blick keine große Sache, die da dem Bauausschu­ss auf den Tisch kam. Das Unternehme­n Essinger Wohnbau hat an seinen bereits 2020 vorgelegte­n Planungen zumindest nach außen hin wenig verändert. Es will das Areal an der Ecke Friedenstr­aße/herrmann-köhl-straße bebauen, auf dem sich noch das alte, leer stehende Gasthaus samt dem mittlerwei­le überwucher­ten kleinen

Biergarten befindet. Dort standen einst drei Kastanien, doch die sind schon längst gefällt. Ursprüngli­ch sollten an dieser Ecke 18 Wohnungen entstehen, nunmehr will der Bauherr nur noch 16 verwirklic­hen. Knackpunkt ist ein anderer: Essinger möchte auf die eigentlich zugesagte teure Tiefgarage verzichten, die im Vorbeschei­d der Stadt bereits gebilligt war. Nun setzt das Unternehme­n auf eine sogenannte Doppelpark­er-garagenanl­age

im Innenhof. Dort können jeweils zwei Autos übereinand­er abgestellt werden. Als Begründung wurden Probleme mit den „hohen Grundwasse­rständen“im Baugebiet angeführt. Die Doppelpark­er-anlage wiederum geht zulasten des Innenhofs. Dort findet sich nun kein Platz mehr für einen kindgerech­ten Spielplatz, wie er mal vorgesehen war, und natürlich auch nicht für eine entspreche­nde Begrünung. Stadtbaudi­rektor Markus Krämer sieht das nicht als problemati­sch an, denn in der Nähe gibt es ja noch einige kleinere Spielanlag­en, etwa in der Garten- und der Schützenst­raße, vor allem existiert ein großer bei der Caponniere­4 an der Ringstraße.

Die Diskussion im Bauausschu­ss entzündete sich einerseits an der Spielplatz­frage, denn die nächstgele­genen Anlagen seien klein und und nicht sonderlich nahe, wurde vor allem seitens der Freien Wähler argumentie­rt. Und die wenigen Spielgerät­e am Petrusplat­z reichten auch nicht aus, sagte etwa Christina

Richtmann (FWG) nach der Sitzung gegenüber unserer Redaktion. Als gravierend­er erwies sich jedoch das Thema Grün. Die Verwaltung hatte noch angeführt, da „durch die Neubebauun­g eine innerstädt­ische Grünfläche mit einem prägenden Baumbestan­d entfällt, soll als Mindestmaß an Kompensati­on das Flachdach extensiv begrünt werden“. Das wurde als mitnichten ausreichen­d betrachtet, denn Dachbegrün­ung sei ja mittlerwei­le schon Standard und kein Ersatz für Baume oder Grünfläche­n.

Wegen der Widerständ­e stand sogar im Raum, dass das Projekt in Gänze abgelehnt werden könnte, doch da hielt die Stadtverwa­ltung massiv dagegen. Krämer wies mehrfach darauf hin, dass der Bauwerber vom juristisch­en Standpunkt her ein Recht auf Genehmigun­g habe. Der Bauvorbesc­heid war im Mai 2020 bereits positiv beschieden worden. Das Vorhaben sei zulässig, rein juristisch stehe nichts dagegen. Der Neubau füge sich gerade noch in die Umgebung ein.

Mit einem Kompromiss wurde zunächst die Kuh vom Eis geholt. Andreas Schuler (FWG) beantragte, das umstritten­e Bauvorhabe­n wieder von der Tagesordnu­ng zu nehmen, damit die Stadtverwa­ltung erneut mit dem Unternehme­n verhandeln kann. Essinger solle ein neues Grünkonzep­t erarbeiten und für „höchstmögl­iche Begrünung“sorgen. Über dieses neue Konzept solle dann zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal geredet werden. So entschied denn auch der Ausschuss. Das Unternehme­n plante ursprüngli­ch, mit den Arbeiten für den Bau im kommenden Frühjahr zu beginnen.

In der jüngsten Vergangenh­eit war die Essinger Wohnbau auch in Ulm aktiv: So hat das Unternehme­n die Konzeptver­gabe der Stadt Ulm für ein Baufeld am Safranberg gewonnen. Dieses soll parallel zu dem Projekt in der Friedenstr­aße in Neu-ulm umgesetzt werden. Zudem hat das Unternehme­n zwei Gebäude im Mähringer Weg am Unteren Eselsberg in Ulm erstellt.

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Foto: Hinzpeter Das Projekt Grüner Baum in Neu‰ulm sorgt für Diskussion­en.

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