Neu-Ulmer Zeitung

In schwäbisch­er Bescheiden­heit

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Regionalli­ga Zum Ende der Hinrunde zieht Sport-geschäftsf­ührer Markus Thiele eine erste Zwischenbi­lanz. Er spricht über Wintertran­sfers, Potenzial des Vereins und ein neues Stadion

Ulm Mit dem Auswärtssp­iel beim VFB Stuttgart II schließt der SSV Ulm 1846 Fußball am Samstag (15.30 Uhr) die Hinrunde in der Regionalli­ga Südwest ab. Bislang gibt es für die Spatzen keinen Grund, unzufriede­n zu sein. Das Team ist Tabellenzw­eiter und auf Kurs in Richtung 3. Liga. Wenn bloß die jüngste Verletzten­misere nicht wäre. „Aber so etwas können wir nicht beeinfluss­en“, sagt Trainer Thomas Wörle. Markus Thiele, seit Juli 2021 Sport-geschäftsf­ührer der Ulmer, sieht’s genauso. Nach fast 150 Tagen im Amt zieht er eine erste Zwischenbi­lanz und spricht über ...

● ... mögliche Verpflicht­ungen in der Winterpaus­e: Kurzfristi­g zu handeln, sei keine Option. „Weil vertragslo­se Spieler eine gewisse Zeit brauchen, bis wir sie auf dem gewünschte­n Level haben. Das bringt nicht den gewünschte­n Effekt“, sagt Thiele. Daher soll erst in der Winterpaus­e der Transferma­rkt sondiert werden. Der Sportchef meint aber auch: „Das wird nicht in riesige Aktivitäte­n ausarten.“Verstärkun­gen soll es auf zwei, drei Positionen geben – um dem bestehende­n Kader noch mehr Stabilität zu verleihen. Eins zu eins werden die Spatzen die verletzten Führungssp­ieler wie Tobias Rühle und Niclas Heimann ohnehin nicht ersetzen können. Thiele sagt: „In schwäbisch­er Bescheiden­heit werden wir das ausgeben, was wir haben.“

● ... sportliche Ambitionen der Spat‰ zen: Noch nimmt das A-wort niemand offiziell in den Mund. Zumindest intern. Im Umfeld wird nach dem starken Saisonauft­akt aber längst offen über einen möglichen Aufstieg gesprochen. Thiele will mitnichten der Spielverde­rber sein, tritt aber vorsichtig auf die Euphoriebr­emse und sagt: „Unser Ziel war es, einen Kader zusammenzu­stellen, der Gas gibt, der entwicklun­gsfähig und engagiert ist.“Gleichzeit­ig fordert er, weiter bodenständ­ig und bescheiden zu bleiben. Thiele: „Wenn man ganz vorne dabei ist, ist das eine schöne Momentaufn­ahme. Aber so eine Saison ist brutal lang. Da kann viel passieren.“

● ... das Potenzial in der Region: Die Rechnung klingt simpel: Je erfolgreic­her die Spatzen spielen, desto mehr Fans kommen ins Stadion. In der Regionalli­ga liegen die Ulmer mit im Schnitt 1974 Zuschaueri­nnen und Zuschauern pro Heimspiel – den Dfb-pokal ausgenomme­n – auf Rang zwei. Krösus ist Offenbach (4789). Thiele nennt es „eine positive Gesamtentw­icklung“und sagt: „Die Mannschaft ist in Vorleistun­g gegangen, hat die Leute begeistert.“Auch im Sponsoring sei eine solche Aufbruchst­immung spürbar. Seit Juli 2021, erklärt er, seien 18 neue Partner dazugekomm­en – und damit auch ein zusätzlich­es finanziell­es Volumen von 200.000 Euro.

● ... die Umstruktur­ierung hinter den Kulissen: Von profession­ellen Strukturen sei der Verein nach vielen Jahren in der Ober- und Regionalli­ga noch weit entfernt. Doch die Weichen seien gestellt worden, unter anderem durch die hauptamtli­che Geschäftsf­ührung. Die ist im Übrigen auch Zulassungs­voraussetz­ung für die 3. Liga. Auch über neue Investoren und Kapitalerh­öhungen wird intern diskutiert. Thiele erklärt: „Der SSV Ulm hat sich im vergangene­n Jahr zum ersten Mal auch vom Etat her in Richtung Spitze der Liga gestreckt, hat aber auch richtige Klimmzüge machen müssen. Jetzt gilt es, Stabilität hinzubekom­men.“

● ... ein neues Stadion: Verein und Stadt sind im regen Austausch, momentan geht es allerdings erst um eine Machbarkei­tsstudie zur Standortfi­ndung. Thiele sagt aber auch: „Um den Verein voranzubri­ngen, ist ein neues Stadion keine Lösung, ein Aufstieg auch nicht. Die Hausaufgab­en müssen zuvor erledigt werden. Wenn ich ein Finanzloch in der Regionalli­ga habe, wird das in der 3. Liga nicht gestopft, sondern eher noch größer.“Ähnliches gelte für ein neues Stadion. Über vielerlei Details müsse man sich schon im Vorfeld Gedanken machen. Etwa über neue Wege der Vermarktun­g, zum Beispiel durch Led-bandenwerb­ung oder eine Erweiterun­g des Vip-bereichs. „Nur weil ich ein neues Stadion habe, ist es deswegen nicht gleich ausverkauf­t und ausvermark­tet“, meint Thiele.

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Foto: Horst Hörger Läuft beim SSV Ulm 1846 Fußball. Sport‰geschäftsf­ührer Markus Thiele (rechts) zieht nach der Hinrunde zufrieden Zwischenbi­lanz.

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