Neu-Ulmer Zeitung

Eine Malerin macht, was sie will

- VON STEFANIE PAUL

Vor 100 Jahren wurden Malerinnen beschimpft. Sie durften weder studieren noch ihre Werke öffentlich ausstellen. Paula Modersohn-becker ließ sich davon nicht abhalten

Sie malte und malte. Wenn sie nicht malte, dann zeichnete sie. Mehr als 700 Gemälde und etwa 1500 Zeichnunge­n hat Paula Modersohn-becker in nur wenigen Jahren geschaffen. Zu ihren Lebzeiten bekam die aber kaum jemand zu sehen. Heute ist das anders.

Nun gehört Paula Modersohn-becker zu den berühmtest­en deutschen Künstlerin­nen. Ihr Talent und ihr Genie hat einer aber schon früh erkannt. Das war ihr Mann Otto Modersohn. Er schrieb über seine Frau einmal: „Keiner kennt sie, keiner schätzt sie – das wird anders werden.“

Mit ihrer Kunst war sie ihrer Zeit voraus

Dass die Malerin zunächst nicht berühmt wurde, lag auch an der damaligen Gesellscha­ft. Vor mehr als 120 Jahren war es für Frauen schwer möglich, Kunst zu studieren. Sie konnten ihre Werke kaum ausstellen und wurden verspottet. „Man beschimpft­e sie als Mal-weiber“, erzählt Chantal Eschenfeld­er. Sie arbeitet in der Schirn Kunsthalle

in Frankfurt am Main. Dort ist gerade eine große Ausstellun­g mit den Werken von Paula Modersohn-becker zu sehen.

Wäre es nach ihrem Vater gegangenen, wäre Paula Modersohn-becker Lehrerin geworden. Tatsächlic­h machte die junge Frau eine Ausbildung zur Lehrerin in der Stadt Bremen. „Das war für die damalige Zeit auch schon etwas sehr Ungewöhnli­ches. Normalerwe­ise hatten Frauen keinen Beruf“, erklärt Chantal Eschenfeld­er. Danach

aber malte und malte Paula Modersohn-becker wieder.

Für die Kunst reiste sie auch mehrmals nach Frankreich, in die Stadt Paris. Ganz allein! Dort ging sie in Museen und schaute sich die Werke von berühmten Malern an. „Ich glaube, sie war ein sehr neugierige­r Mensch. Sie wollte immer Neues dazulernen“, sagt die Kunst-expertin.

Mit ihrer Art zu malen, war Paula Modersohn-becker ihrer Zeit voraus. Deswegen verstanden damals viele andere Maler ihre Bilder nicht so richtig.

Fachleute nennen ihre Kunst expression­istisch. Das bedeutet: Sie wollte Dinge nicht so abmalen, wie sie in Wirklichke­it waren. Sondern vielmehr so, wie sie auf die Malerin wirkten. Ihre Bilder zeigen daher oft nur einen speziellen Ausschnitt.

Manche Bilder hat nicht mal ihr Mann gesehen

„Sie wirken wie ein Schnappsch­uss“, erklärt die Expertin. Viele Werke sehen zum Beispiel so aus, als seien sie aus dem Blickwinke­l eines Kindes gemalt worden. Wurzeln erscheinen riesengroß, auch Hände oder Augen sind riesig. Paula Modersohn-becker führte grobe Pinselstri­che aus und nutze gern erdige Farben.

Vielleicht würde es von Paula Modersohn-becker heute viele tausend Gemälde geben. Doch die Malerin starb sehr früh, mit nur 31 Jahren. Nach ihrem Tod sorgte unter anderem ihr Mann dafür, dass ihre Bilder in Ausstellun­gen gezeigt wurden. Die bekamen dann sogar ein eigenes Museum in der Stadt Bremen! Das kannst du auch digital besuchen unter www.museen-boettchers­trasse.de. (dpa)

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Fotos: dpa Paula Modersohn‰becker war eine berühmte Malerin.
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Foto: Landesmuse­um Hannover, Artothek/dpa Besonders häufig malte sie sich selbst.

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