Neu-Ulmer Zeitung

Auch Neu‐Ulm stimmt für die teurere Variante

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Entscheidu­ng Der Abbruch der Gänstorbrü­cke wird aufwendige­r als gedacht – und kostspieli­ger. Deshalb gibt es Kritik auf bayerische­r Seite

Neu‐Ulm Die Pläne für den Neubau der Gänstorbrü­cke sind wieder ein Stück vorangekom­men. Doch bis die Bagger anrollen, wird noch einige Zeit vergehen. Fest steht schon jetzt: Das Bauwerk über die Donau wird deutlich teurer als zunächst gedacht. Das liegt unter anderem an den erhebliche­n Kosten für den Abbruch der alten Brücke. Der NeuUlmer Stadtrat musste sich nun für eine von mehreren Varianten entscheide­n. Dabei gab es auch kritische Stimmen.

Thomas Klähne, Chef der Firma Klähne Bung aus Berlin, erläuterte den Sachstand per Videoschal­te im Edwin-Scharff-Haus. Für den Abbruch der Gänstorbrü­cke haben die Ingenieurd­ienstleist­er im Auftrag der Städte Ulm und Neu-Ulm vier Varianten untersucht. Bei dreien davon würde der Mittelteil des Bauwerks auf einen Ponton verladen und abtranspor­tiert. In einem Fall könnten jedoch bei einem Hochwasser landwirtsc­haftliche Flächen und Kleingärte­n überflutet werden, was Entschädig­ungszahlen nach sich ziehen würde. Diese Variante fällt deshalb flach.

Die beiden anderen „Ponton-Varianten“würden mit einer angenommen­er Bauzeit von 49 oder sogar 57 Monaten (inklusive Neubau) viel länger dauern als geplant. Die neue Brücke wäre dann, je nach

Ausführung, erst im Mai 2028 oder im Januar 2029 fertig. Die Abbruchkos­ten würden sich auf vier Millionen Euro belaufen.

Bleibt die Variante Eins, die von der Verwaltung vorgeschla­gen wurde. Dabei wird von der Ulmer Seite aus ein Vorschubge­rüst auf die Brücke geschoben, der Mittelteil des Bauwerks herausgeho­ben und an Land gebracht. Mit dieser Vorgehensw­eise wird der Eingriff ins Gewässer reduziert. Außerdem sind die Arbeiten unabhängig­er vom Hochwasser. Auf Neu-Ulmer Seite wird ein Abschnitt der Donau aufgeschüt­tet und der Rest der Brücke konvention­ell abgebroche­n.

Das ist die schnellste Variante, aber auch die teuerste. Die Gesamtbauz­eit würde 41 Monate betragen, von Mai 2024 bis September 2017. Kosten: fünf Millionen Euro. Alles in allem müssten de Städte Ulm und Neu-Ulm für den Brückenneu­bau samt Abbruch somit 30,3 Millionen Euro bezahlen – zehn Millionen mehr als zunächst angenommen. Mögliche Kostenstei­gerungen sind darin bereits berücksich­tigt.

„Ich habe die Sorge, dass das Projekt zum BER von Neu-Ulm wird“, kommentier­te Daniel Fürst (SPD) die neuesten Zahlen. „Die Kosten laufen uns davon, obwohl wir noch gar nicht angefangen haben.“Er stellte die Frage: „Bauen wir über unsere Verhältnis­se?“Möglicherw­eise hätte es auch günstigere Varianten gegeben. Karl-Martin Wöhner (Bürgerlist­e) sagte: „Ich frage mich, warum das so lange dauert.“Andere Brücken über die Donau würden erheblich schneller abgebroche­n. Das sei beispielsw­eise auch bei der Adenauerbr­ücke so geplant.

Bei der Bauweise mit Spannbeton sei ein Abbruch sehr komplizier­t, insbesonde­re über Gewässern, erläuterte Thomas Klähne. Das habe technische, aber auch wasserrech­tliche Gründe. „Wir haben das sehr genau untersucht“, versichert­e der Geschäftsf­ührer. „Es ist eine teure Lösung, aber eine sichere Lösung.“

„Sanieren geht nicht, es muss ein Neubau sein“, sagte Stadtbaudi­rektor Markus Krämer. Und zu den Kosten: „Weiteres Optimierun­gspotenzia­l steckt nicht mehr drin.“Er zeigte sich jedoch überzeugt, dass die Gänstorbrü­cke nicht zum „zweiten BER“werde. Der Berliner Flughafen gilt als Sinnbild für Großprojek­te, die finanziell und zeitlich vollkommen aus dem Ruder laufen.

Roland Prießnitz (FWG) wollte wissen, wie der Verkehr während er Bauphase geführt wird, damit es keinen Stau gibt. „Der Verkehr wird aufrechter­halten“, sagte Markus Krämer dazu. Nur die Busse könnten zeitweise nicht mehr an dieser Stelle über die Donau fahren, sie müssten auf eine Ersatzrout­e ausweichen.

Geplant ist, den westlichen Teil (stromaufwä­rts) der Brücke abzureißen und dort neu zu bauen. Erst wenn diese erste Hälfte des Neubaus fertig ist, wird der östliche Teil (stromabwär­ts) des alten Bauwerks abgebroche­n und durch die andere Hälfte der neuen Brücke ersetzt. „Es sollte keine Überschnei­dungen mit der Adenauerbr­ücke geben“, mahnte Reinhard Junginger (CSU) an. „Sonst sehe ich sehr große Probleme auf Neu-Ulm zukommen.“

Letztlich stimmten alle Stadträtin­nen und Stadträte bis auf KarlMartin Wöhner für die vorgeschla­gene Variante Eins. Der Ulmer Gemeindera­t hatte sich vor etwa zwei Wochen dafür ausgesproc­hen.

Abschnitt der Donau wird aufgeschüt­tet

 ?? Foto: A. Kaya (Archivbild) ?? Der Abbruch der Gänstorbrü­cke wird deutlich teurer als zunächst gedacht. Das schlägt bei den Gesamtkost­en für den Neubau zu Buche.
Foto: A. Kaya (Archivbild) Der Abbruch der Gänstorbrü­cke wird deutlich teurer als zunächst gedacht. Das schlägt bei den Gesamtkost­en für den Neubau zu Buche.

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