Auch Neu‐Ulm stimmt für die teurere Variante
Entscheidung Der Abbruch der Gänstorbrücke wird aufwendiger als gedacht – und kostspieliger. Deshalb gibt es Kritik auf bayerischer Seite
Neu‐Ulm Die Pläne für den Neubau der Gänstorbrücke sind wieder ein Stück vorangekommen. Doch bis die Bagger anrollen, wird noch einige Zeit vergehen. Fest steht schon jetzt: Das Bauwerk über die Donau wird deutlich teurer als zunächst gedacht. Das liegt unter anderem an den erheblichen Kosten für den Abbruch der alten Brücke. Der NeuUlmer Stadtrat musste sich nun für eine von mehreren Varianten entscheiden. Dabei gab es auch kritische Stimmen.
Thomas Klähne, Chef der Firma Klähne Bung aus Berlin, erläuterte den Sachstand per Videoschalte im Edwin-Scharff-Haus. Für den Abbruch der Gänstorbrücke haben die Ingenieurdienstleister im Auftrag der Städte Ulm und Neu-Ulm vier Varianten untersucht. Bei dreien davon würde der Mittelteil des Bauwerks auf einen Ponton verladen und abtransportiert. In einem Fall könnten jedoch bei einem Hochwasser landwirtschaftliche Flächen und Kleingärten überflutet werden, was Entschädigungszahlen nach sich ziehen würde. Diese Variante fällt deshalb flach.
Die beiden anderen „Ponton-Varianten“würden mit einer angenommener Bauzeit von 49 oder sogar 57 Monaten (inklusive Neubau) viel länger dauern als geplant. Die neue Brücke wäre dann, je nach
Ausführung, erst im Mai 2028 oder im Januar 2029 fertig. Die Abbruchkosten würden sich auf vier Millionen Euro belaufen.
Bleibt die Variante Eins, die von der Verwaltung vorgeschlagen wurde. Dabei wird von der Ulmer Seite aus ein Vorschubgerüst auf die Brücke geschoben, der Mittelteil des Bauwerks herausgehoben und an Land gebracht. Mit dieser Vorgehensweise wird der Eingriff ins Gewässer reduziert. Außerdem sind die Arbeiten unabhängiger vom Hochwasser. Auf Neu-Ulmer Seite wird ein Abschnitt der Donau aufgeschüttet und der Rest der Brücke konventionell abgebrochen.
Das ist die schnellste Variante, aber auch die teuerste. Die Gesamtbauzeit würde 41 Monate betragen, von Mai 2024 bis September 2017. Kosten: fünf Millionen Euro. Alles in allem müssten de Städte Ulm und Neu-Ulm für den Brückenneubau samt Abbruch somit 30,3 Millionen Euro bezahlen – zehn Millionen mehr als zunächst angenommen. Mögliche Kostensteigerungen sind darin bereits berücksichtigt.
„Ich habe die Sorge, dass das Projekt zum BER von Neu-Ulm wird“, kommentierte Daniel Fürst (SPD) die neuesten Zahlen. „Die Kosten laufen uns davon, obwohl wir noch gar nicht angefangen haben.“Er stellte die Frage: „Bauen wir über unsere Verhältnisse?“Möglicherweise hätte es auch günstigere Varianten gegeben. Karl-Martin Wöhner (Bürgerliste) sagte: „Ich frage mich, warum das so lange dauert.“Andere Brücken über die Donau würden erheblich schneller abgebrochen. Das sei beispielsweise auch bei der Adenauerbrücke so geplant.
Bei der Bauweise mit Spannbeton sei ein Abbruch sehr kompliziert, insbesondere über Gewässern, erläuterte Thomas Klähne. Das habe technische, aber auch wasserrechtliche Gründe. „Wir haben das sehr genau untersucht“, versicherte der Geschäftsführer. „Es ist eine teure Lösung, aber eine sichere Lösung.“
„Sanieren geht nicht, es muss ein Neubau sein“, sagte Stadtbaudirektor Markus Krämer. Und zu den Kosten: „Weiteres Optimierungspotenzial steckt nicht mehr drin.“Er zeigte sich jedoch überzeugt, dass die Gänstorbrücke nicht zum „zweiten BER“werde. Der Berliner Flughafen gilt als Sinnbild für Großprojekte, die finanziell und zeitlich vollkommen aus dem Ruder laufen.
Roland Prießnitz (FWG) wollte wissen, wie der Verkehr während er Bauphase geführt wird, damit es keinen Stau gibt. „Der Verkehr wird aufrechterhalten“, sagte Markus Krämer dazu. Nur die Busse könnten zeitweise nicht mehr an dieser Stelle über die Donau fahren, sie müssten auf eine Ersatzroute ausweichen.
Geplant ist, den westlichen Teil (stromaufwärts) der Brücke abzureißen und dort neu zu bauen. Erst wenn diese erste Hälfte des Neubaus fertig ist, wird der östliche Teil (stromabwärts) des alten Bauwerks abgebrochen und durch die andere Hälfte der neuen Brücke ersetzt. „Es sollte keine Überschneidungen mit der Adenauerbrücke geben“, mahnte Reinhard Junginger (CSU) an. „Sonst sehe ich sehr große Probleme auf Neu-Ulm zukommen.“
Letztlich stimmten alle Stadträtinnen und Stadträte bis auf KarlMartin Wöhner für die vorgeschlagene Variante Eins. Der Ulmer Gemeinderat hatte sich vor etwa zwei Wochen dafür ausgesprochen.
Abschnitt der Donau wird aufgeschüttet