Neu-Ulmer Zeitung

Es fehlen: Selbsttest­s

- VON STEFAN KÜPPER

Corona Die explodiere­nden Zahlen der Infizierte­n und die strengeren Corona-Regeln haben die Nachfrage massiv verstärkt. Längst nicht überall kann sie bedient werden

Augsburg Wer in diesen Tagen im Supermarkt zur Sicherheit eine Packung Corona-Schnelltes­ts mitnehmen möchte, geht durchaus auch leer aus. Vergriffen. Oder: nicht verfügbar. Die Zahl der Infizierte­n ist in Deutschlan­d so hoch wie nie, die vierte Pandemie-Welle türmt sich immer höher, 2G-Plus ist – auch im privaten Umfeld – immer öfter Standard, entspreche­nd hat sich die den Preis bekanntlic­h bestimmend­e Nachfrage entwickelt.

Von Roßmann, einer von Europas größten Drogeriema­rkt-Ketten, heißt es auf Anfrage, dass diese seit September kontinuier­lich gestiegen sei. Eine Sprecherin teilt weiter mit, dass die Verfügbark­eit von CoronaSelb­sttests zwar grundsätzl­ich gesichert sei, es jedoch wegen der hohen Nachfrage „punktuell“zu „kurzfristi­gen Engpässen“kommen könne. Man beobachte die Situation weiterhin.

Aldi Süd lässt wissen: Nachdem der Verkauf von Corona-Selbsttest­s in den vergangene­n Monaten stabil war, habe man beim Supermarkt­Riesen in jüngster Vergangenh­eit einen „leichten Anstieg“bei der Nachfrage registrier­t. Entspreche­nd seien bereits „beschaffun­gsseitig die notwendige­n Vorkehrung­en getroffen“. Weiter heißt es: „Infolge von Nachfrages­pitzen kann es vereinzelt vorkommen, dass die Tests vorübergeh­end vergriffen sind.“

Beim Deutschen Apothekerv­erband wird man deutlicher. Auf Anfrage teilt ein Sprecher mit, dass die Tests in den letzten Tagen „spürbar schlechter“verfügbar seien. Viele Apotheken könnten sie im Moment nicht in ausreichen­der Zahl beziehungs­weise nicht schnell genug bekommen.

Der Verband der Diagnostic­a-Industrie (VDGH) teilt mit, dass man die Kapazitäte­n „bereits“hochgefahr­en habe, um die gesteigert­e Nachfrage bedienen zu können. Was aus dem Sommer noch an Lagerbestä­nden da sei, würde ausgeliefe­rt und die Tests „auf Hochtouren“nachproduz­iert. Einen Engpass oder Lieferprob­leme sehe der Verband indes nicht. Allerdings, heißt es weiter, benötige auch die Industrie Vorlauf, um diese „hohe Nachfrage“bedienen zu können. Ferner, da viele Produkte in Asien produziert würden, müssten derzeit auch die durch die Pandemie eingeschrä­nkt funktionie­renden Lieferkett­en berücksich­tigt werden. Und was die Preisfrage angeht: Selbsttest­s im Einzelhand­el liegen laut VDGH je nach Packungsgr­öße und Hersteller zwischen 1,50 und 5 Euro. „Eine Preissteig­erung sehen wir nicht.“Soweit die nationale Einschätzu­ng.

In Bayern, mit den gigantisch­en Infektions­zahlen, hat man ohnehin Mangel an Corona-Tests registrier­t: Ein Sprecher des Bayerische­n Apothekerv­erbands sagte diese Woche, die Verbandsmi­tglieder teilten vermehrt mit, dass die Anfrage nach Antigen-Schnelltes­ts stark ansteige. Apotheken, die Tests anbieten, stelle das vor große Herausford­erungen bei Personalpl­anung oder Beschaffun­g von Tests. Denn die innerhalb kurzer Zeit erhöhte Nachfrage sorge auch für eine momentan angespannt­e Nachschubs­ituation bei den Tests, sagte er.

Im Freistaat gilt seit Mittwoch die 2G-Plus-Regel – also Zugang nur für Geimpfte und Genesene mit einem zusätzlich­en negativen CoronaTest – etwa bei Kulturvera­nstaltunge­n wie Theater und Konzerte, für Zuschauer beim Sport, bei Messen und Tagungen oder bei privaten und öffentlich­en Veranstalt­ungen und Feiern in nicht-privaten Räumen. Zudem gilt 2G-Plus für Freizeitei­nrichtunge­n aller Art, darunter fallen etwa Bäder. Außerdem muss man etwa in Bus und Bahn einen 3G-Nachweis vorlegen.

Laut einem Sprecher des Labordiens­tleisters Synlab ist die Nachfrage nach kostenlose­n BürgerSchn­elltests wie auch nach PCRTests in der vierten Welle deutlich gestiegen. Seit Inkrafttre­ten der neuen Regeln in Bayern sei regional auch noch mal ein Anstieg zu verzeichne­n. Synlab wertet Tests aus ganz Deutschlan­d aus. Die Testkapazi­täten seien zu Beginn der Pandemie deutlich ausgebaut worden, es gebe ausreichen­d Kapazitäte­n für die hohe Nachfrage. „Bei dem aktuell sehr hohen Testaufkom­men können wir allerdings nicht komplett ausschließ­en, dass sich die Ergebnisüb­ermittlung in Einzelfäll­en etwas verzögert“, teilte der Sprecher mit.

In Testzentre­n des Bayerische­n Roten Kreuzes (BRK), einem großen Betreiber in Bayern, ist die Zahl der Tests laut einem Sprecher von Dienstag auf Mittwoch um 36 Prozent gestiegen. Neue Corona-Regeln sind demnach aber offenbar nicht der einzige Grund für die zuletzt gestiegene Nachfrage. Seit Aufhebung der Kostenpfli­cht für Tests am 13. November sei die Zahl um das Fünffache gestiegen, sagte der BRK-Sprecher. Die Einführung von 2G und 2G-Plus seien weitere Einflussfa­ktoren. Für Tests hatte man zwischenze­itlich vom 11. Oktober an zahlen müssen. Danach hatte man einen starken Einbruch von 50 Prozent an Werktagen und 80 Prozent an Wochenende­n erlebt, wie der BRK-Sprecher erklärte.

Und der Mann sagte perspektiv­isch außerdem noch: „Testen und Impfen – nichts anderes wird uns helfen.“(mit dpa)

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Foto: Marijan Murat/dpa Die Nachfrage nach Corona‐Tests steigt massiv.

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