Es fehlen: Selbsttests
Corona Die explodierenden Zahlen der Infizierten und die strengeren Corona-Regeln haben die Nachfrage massiv verstärkt. Längst nicht überall kann sie bedient werden
Augsburg Wer in diesen Tagen im Supermarkt zur Sicherheit eine Packung Corona-Schnelltests mitnehmen möchte, geht durchaus auch leer aus. Vergriffen. Oder: nicht verfügbar. Die Zahl der Infizierten ist in Deutschland so hoch wie nie, die vierte Pandemie-Welle türmt sich immer höher, 2G-Plus ist – auch im privaten Umfeld – immer öfter Standard, entsprechend hat sich die den Preis bekanntlich bestimmende Nachfrage entwickelt.
Von Roßmann, einer von Europas größten Drogeriemarkt-Ketten, heißt es auf Anfrage, dass diese seit September kontinuierlich gestiegen sei. Eine Sprecherin teilt weiter mit, dass die Verfügbarkeit von CoronaSelbsttests zwar grundsätzlich gesichert sei, es jedoch wegen der hohen Nachfrage „punktuell“zu „kurzfristigen Engpässen“kommen könne. Man beobachte die Situation weiterhin.
Aldi Süd lässt wissen: Nachdem der Verkauf von Corona-Selbsttests in den vergangenen Monaten stabil war, habe man beim SupermarktRiesen in jüngster Vergangenheit einen „leichten Anstieg“bei der Nachfrage registriert. Entsprechend seien bereits „beschaffungsseitig die notwendigen Vorkehrungen getroffen“. Weiter heißt es: „Infolge von Nachfragespitzen kann es vereinzelt vorkommen, dass die Tests vorübergehend vergriffen sind.“
Beim Deutschen Apothekerverband wird man deutlicher. Auf Anfrage teilt ein Sprecher mit, dass die Tests in den letzten Tagen „spürbar schlechter“verfügbar seien. Viele Apotheken könnten sie im Moment nicht in ausreichender Zahl beziehungsweise nicht schnell genug bekommen.
Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) teilt mit, dass man die Kapazitäten „bereits“hochgefahren habe, um die gesteigerte Nachfrage bedienen zu können. Was aus dem Sommer noch an Lagerbeständen da sei, würde ausgeliefert und die Tests „auf Hochtouren“nachproduziert. Einen Engpass oder Lieferprobleme sehe der Verband indes nicht. Allerdings, heißt es weiter, benötige auch die Industrie Vorlauf, um diese „hohe Nachfrage“bedienen zu können. Ferner, da viele Produkte in Asien produziert würden, müssten derzeit auch die durch die Pandemie eingeschränkt funktionierenden Lieferketten berücksichtigt werden. Und was die Preisfrage angeht: Selbsttests im Einzelhandel liegen laut VDGH je nach Packungsgröße und Hersteller zwischen 1,50 und 5 Euro. „Eine Preissteigerung sehen wir nicht.“Soweit die nationale Einschätzung.
In Bayern, mit den gigantischen Infektionszahlen, hat man ohnehin Mangel an Corona-Tests registriert: Ein Sprecher des Bayerischen Apothekerverbands sagte diese Woche, die Verbandsmitglieder teilten vermehrt mit, dass die Anfrage nach Antigen-Schnelltests stark ansteige. Apotheken, die Tests anbieten, stelle das vor große Herausforderungen bei Personalplanung oder Beschaffung von Tests. Denn die innerhalb kurzer Zeit erhöhte Nachfrage sorge auch für eine momentan angespannte Nachschubsituation bei den Tests, sagte er.
Im Freistaat gilt seit Mittwoch die 2G-Plus-Regel – also Zugang nur für Geimpfte und Genesene mit einem zusätzlichen negativen CoronaTest – etwa bei Kulturveranstaltungen wie Theater und Konzerte, für Zuschauer beim Sport, bei Messen und Tagungen oder bei privaten und öffentlichen Veranstaltungen und Feiern in nicht-privaten Räumen. Zudem gilt 2G-Plus für Freizeiteinrichtungen aller Art, darunter fallen etwa Bäder. Außerdem muss man etwa in Bus und Bahn einen 3G-Nachweis vorlegen.
Laut einem Sprecher des Labordienstleisters Synlab ist die Nachfrage nach kostenlosen BürgerSchnelltests wie auch nach PCRTests in der vierten Welle deutlich gestiegen. Seit Inkrafttreten der neuen Regeln in Bayern sei regional auch noch mal ein Anstieg zu verzeichnen. Synlab wertet Tests aus ganz Deutschland aus. Die Testkapazitäten seien zu Beginn der Pandemie deutlich ausgebaut worden, es gebe ausreichend Kapazitäten für die hohe Nachfrage. „Bei dem aktuell sehr hohen Testaufkommen können wir allerdings nicht komplett ausschließen, dass sich die Ergebnisübermittlung in Einzelfällen etwas verzögert“, teilte der Sprecher mit.
In Testzentren des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), einem großen Betreiber in Bayern, ist die Zahl der Tests laut einem Sprecher von Dienstag auf Mittwoch um 36 Prozent gestiegen. Neue Corona-Regeln sind demnach aber offenbar nicht der einzige Grund für die zuletzt gestiegene Nachfrage. Seit Aufhebung der Kostenpflicht für Tests am 13. November sei die Zahl um das Fünffache gestiegen, sagte der BRK-Sprecher. Die Einführung von 2G und 2G-Plus seien weitere Einflussfaktoren. Für Tests hatte man zwischenzeitlich vom 11. Oktober an zahlen müssen. Danach hatte man einen starken Einbruch von 50 Prozent an Werktagen und 80 Prozent an Wochenenden erlebt, wie der BRK-Sprecher erklärte.
Und der Mann sagte perspektivisch außerdem noch: „Testen und Impfen – nichts anderes wird uns helfen.“(mit dpa)