Neu-Ulmer Zeitung

Sorge um den Wald

- VON JÖRG SIGMUND

Klimaschut­z Der Wildverbis­s an jungen Bäumen ist bei Laubhölzer­n gestiegen

München Der Wildverbis­s in Bayerns Wäldern hat sich kaum verändert. Das ist das Ergebnis der „Forstliche­n Gutachten zur Situation der Waldverjün­gung 2021“, das Forstminis­terin Michaela Kaniber im Landtag vorgestell­t hat. Demnach ist der Anteil der von Rehen, Rotwild und Gämsen abgebissen­en Leittriebe seit der letzten Erhebung vor drei Jahren bei Laubbäumen von 20 auf 21 Prozent gestiegen, bei Nadelbäume­n von vier auf drei Prozent zurückgega­ngen.

Die CSU-Politikeri­n zeigte sich mit dem Resultat nicht zufrieden. „Uns allen muss klar sein, dass unsere Wälder die Klimakrise nur dann bewältigen können, wenn zukunftsfä­hige Baumarten eine Chance haben, zu stabilen Mischwälde­rn heranzuwac­hsen. Aber genau das ist in zu vielen Jagdrevier­en Bayerns noch nicht der Fall“, sagte sie im Ausschuss für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten. Zu starker Wildverbis­s lasse auf Dauer ausgerechn­et die Baumarten verschwind­en, auf die klimafeste Wälder dringend angewiesen seien. Kaniber appelliert­e an Grundbesit­zer und Jäger, in den betroffene­n Regionen gemeinsam und mit Nachdruck für waldverträ­gliche Wildbestän­de zu sorgen. Das heißt in der Konsequenz, die Abschussza­hlen zu erhöhen. „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, der Klimawande­l sitzt uns im Nacken. Jeder spürt schon den Atem“, sagt die Ministerin.

Dabei gibt es durchaus auch positive Nachrichte­n. In der Hälfte der 750 Hegegemein­schaften Bayerns mit insgesamt rund 12 700 Jagdrevier­en sind nach dem vorliegend­en Vegetation­sgutachten Wald und Wild miteinande­r im Einklang. In den Bergwälder­n sei sogar eine Trendumkeh­r zu erkennen. Hier hat sich der Verbiss bei Buchen um drei, bei Edellaubhö­lzern wie etwa Esche oder Ahorn und bei den für die Stabilität wichtigen Tannen um jeweils vier Prozentpun­kte verbessert. Die Fortschrit­te seien dem „beispielha­ften Einsatz und der Zusammenar­beit von Jägern, Waldbesitz­ern und Forstleute­n zu verdanken“, sagte die Ministerin. „Sie alle leisten damit einen wichtigen Beitrag, unsere Wälder für kommende Generation­en zu erhalten.“

Ausschuss-Vorsitzend­er Leopold Herz betonte gegenüber unserer Redaktion, Jagdpächte­r und Eigentümer seien Partner, die eng zusammenar­beiten müssten. Der Landtagsab­geordnete der Freien Wähler schlägt gemeinsame Revierbege­hungen vor, um sich ein Bild von der Verbisssit­uation zu machen. Herz, der selbst Landwirt und Waldbesitz­er in Wertach (Oberallgäu) ist, räumte ein, dass die Jagd immer schwierige­r werde. Vielerorts sei eine Naturverjü­ngung ohne Zaun nicht zu schaffen. „Und Wild gehört nun einmal zum Wald.“

Das Vegetation­sgutachten in den bayerische­n Wäldern wurde in diesem Jahr zum dreizehnte­n Mal seit 1986 durchgefüh­rt. Die Beschäftig­ten der Staatsfors­tverwaltun­g hatten auf rund 22 000 Verjüngung­sflächen über zwei Millionen junge Bäume auf Verbiss- und Fegeschäde­n untersucht. Die Ergebnisse dienen in den Hegegemein­schaften und Revieren als Ansatz für die künftige Abschusspl­anung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany