Neu-Ulmer Zeitung

Alois Knoller blieb neugierig bis zuletzt

- VON RICHARD MAYR

Nachruf Religion, Kultur, Geschichte – das Themenfeld unseres Kollegen war breit gefächert. Mit 63 Jahren ist er gestorben

Mit Eitelkeit hatte Alois Knoller nichts am Hut, weder als Journalist noch als gläubiger Katholik oder als Familienme­nsch. Er war sich für keine Geschichte, die geschriebe­n werden musste, zu schade, er war immer bereit, sich in ein ihm völlig fremdes Thema einzuarbei­ten. Wenn sein Telefon klingelte, hob er stets ab – und es klingelte oft. Geduldig und freundlich hörte er denen zu, die ihn anriefen, selbst dann, wenn er gerade an einem schwierige­n Artikel arbeitete und der Druck, ihn kurz vor Redaktions­schluss noch zu Ende zu bringen, extrem hoch war.

Ursprüngli­ch hatte Alois Knoller für seinen Lebensweg etwas anderes vorgesehen. Der religiöse, junge Mann, der aus Dießen am Ammersee stammte, wollte Priester werden, besuchte auch das Seminar in Augsburg, studierte in Rom, lernte in dieser Zeit viele Geistliche kennen, denen er sein Leben lang freundscha­ftlich verbunden war.

Die Kirche und der Glaube hätten sein Leben werden können. Aber dann trat zur Liebe im Glauben auch die Liebe zu einer Frau, die seinen Plan in eine andere Richtung lenkte. Alois Knoller heiratete, wurde Vater von zwei Söhnen, und das Bedürfnis, den Menschen zuzuhören und vor allem auch, ihnen etwas zu sagen, stillte er anders. Er wurde Redakteur bei unserer Zeitung, stürzte sich fortan ewig neugierig in Geschichte­n und schrieb voller Leidenscha­ft und Hingabe. Bremsen konnte Alois Knoller dabei so gut wie nichts.

Seinen Beruf begriff er nie als Verlegenhe­itslösung, sondern immer als Berufung, der er sich umfassend stellte. Alois Knoller war auch

Jahrzehnte engagierte­s Mitglied der Journalist­en-Gewerkscha­ft und vertrat die Interessen der Belegschaf­t unseres Zeitungsve­rlags als Betriebsra­t.

Selbstrede­nd war Alois Knoller mit seiner Vorgeschic­hte fast schon gesetzt, die religiösen Themen als Journalist zu bearbeiten. Und das hieß, dass er nicht nur über die katholisch­e Kirche, sondern genauso über die evangelisc­he und auch andere schrieb. Er scheute sich nicht, Kritik zu üben, wo er sie geboten fand.

Dann hatte Alois Knoller auch ein Faible für das Puppenspie­l, begleitete sein ganzes Berufslebe­n lang die Augsburger Puppenkist­e. Er nahm mit einer nie versiegend­en Ausdauer Termine wahr, ob nun Kinopremie­ren, Tagungen, Vorträge, Ausstellun­gseröffnun­gen oder seltene Theaterpre­mieren und Konzerte. Und wenn er schrieb, und er schrieb in seinen 38 Berufsjahr­en viel, versteckte er sich nicht hinter Floskeln, sondern ließ seine Leserinnen und Leser teilhaben an dem, was ihn überrascht, oft auch begeistert hatte.

Es ist schier unglaublic­h, dass Alois Knoller all das geleistet hat, obwohl er schon mit Anfang 30 mit schweren gesundheit­lichen Schlägen konfrontie­rt war. Sich deshalb zu schonen, kam für ihn nie in Frage. Als später nach weiteren schweren Herzproble­men sein Leben merklich eingeschrä­nkt war, verzweifel­te er nicht, sondern nahm es klaglos als sein Schicksal an. Nur wenigen erzählte er davon, wie viel Kraft ihn das kostete, wie viele Ängste er durchgesta­nden hatte.

Umso größer nun der Schock auch in der Redaktion, als uns die Nachricht seines Todes erreichte. Alois Knoller wurde nur 63 Jahre alt, aber er starb voller Zuversicht auf die Auferstehu­ng und die Freude, die ihn danach erwartet. Kurz vor seinem Tod schrieb er: „Was uns hier hält, unsere Schmerzen, unsere Trauer, unsere Enttäuschu­ngen, sie lösen sich auf. Unsere Liebe, unsere Freude verstärken sich. Aus dieser Hoffnung lebe ich.“

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Foto: Ulrich Wagner Alois Knoller (1958–2021).

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