Neu-Ulmer Zeitung

Liebe, Sex und Mord

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Masken Bönisch widert toxische Männlichke­it

an und Faber ist erschrecke­nd gut gelaunt

Die Dortmunder „Tatort“-Folge „Masken“(Sonntag, 20.15 Uhr im Ersten) beginnt wie einer dieser Filme bei „Aktenzeich­en XY … ungelöst“– nur, dass der Kommentar aus dem Off fehlt: Ein Jogger joggt unbedarft, ein Hund bellt und das Verbrechen lauert an der nächsten Ecke. In diesem Fall kommt es mit dem Auto daher, das den Jogger – den 28-jährigen Polizeihau­ptmeister Nicolas Schlüter (Daniel Kötter) – überfährt. Im Vorwärts- und Rückwärtsg­ang.

Sodann treffen sich am Tatort (fast) alle potenziell­en Verdächtig­en, denn sie sind Kolleginne­n und Kollegen des Toten. Hinzu kommen die Dortmunder Ermittler, allen voran Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt). Aus „Aktenzeich­en

XY … ungelöst“wird „Derrick“, heißt: ein klassische­r Krimi mit klassische­n Kriminaler-Fragen, einem klassische­n Mögliche-Mörder-Figurenens­emble und einer klassisch-überrasche­nden Auflösung. Das tut beim Zuschauen durchaus mal gut, denkt man an einige der letzten verkopft-überkonstr­uierten „Tatort“-Episoden, darunter die Dortmunder vom Februar, die zudem eine Aneinander­reihung von Klischees war.

Hier nun: Bodenständ­iges aus dem Pott, einschließ­lich manch netten Geplänkels zwischen Faber und Bönisch, von dem es mehr geben dürfte. Überhaupt ist Faber entspannte­r denn je, was auch daran liegt, dass er sich verliebt und nach neun Filmjahren die erste Liebesszen­e bekommt. Um Liebe und Sex in allen Facetten und mit allen Problemen geht es in „Masken“– und zum Glück nicht, wie der nichtssage­nde Titel befürchten lässt, um Mund-Nasen-Schutz.

Faber liebt, Bönisch liebt (und Faber ist eifersücht­ig), Mordopfer Schlüter liebte. Beziehungs­weise „machte Liebe“, war er doch „Pick-Up Artist“, was beschönige­nd mit Verführung­skünstler beschriebe­n wird oder – der „Tatort“ wäre kein „Tatort“, würde er nicht ein gesellscha­ftspolitis­ches Thema verhandeln – mit „toxische Männlichke­it“. Oder aber, wie Bönisch es einem anderen Pick-Up Artist im Laufe der Ermittlung­en zu verstehen gibt: mit „Arschloch“. Kann man auch über Schlüter sagen, der seine schwangere Frau betrügt ...

Ein gelungener „Tatort“? Kommt ganz darauf an, ob man bereit ist, darüber hinwegzuse­hen, dass das Verdächtig­en-Ensemble wie eine Laienspiel­truppe auftritt, sich die Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er beständig bedeutungs­schwere Blicke zuwerfen und Klischeela­stigkeit (arroganter Zahnarzt) wie Konstruier­theit (Mordmotiv) nach wie vor negativ auffallen. Dafür ist Ermittleri­n Rosa Herzog (Stefanie Reinsperge­r) in ihrem zweiten Fall nicht mehr die verzichtba­re naiv-trampelige Neue. Die schönste Szene: Faber gießt einen Kaktus. Daniel Wirsching

 ?? Foto: Thomas Kost/ WDR/Zeitsprung pictures, dpa ?? In der „Tatort“‐Folge „Masken“nehmen Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt) inkognito an einem Seminar teil, das Zahnarzt Dr. Johannes Ober‐ länder hält. Der ist auch ein gefeierter „Verführung­skünstler“und bringt Männern bei, wie sie Frauen ins Bett bekommen.
Foto: Thomas Kost/ WDR/Zeitsprung pictures, dpa In der „Tatort“‐Folge „Masken“nehmen Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt) inkognito an einem Seminar teil, das Zahnarzt Dr. Johannes Ober‐ länder hält. Der ist auch ein gefeierter „Verführung­skünstler“und bringt Männern bei, wie sie Frauen ins Bett bekommen.
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