Katar fällt dem FC Bayern jetzt auf die Füße
Wohl kein anderes Thema besitzt beim FC Bayern eine derartige Sprengkraft wie das Katar-Sponsoring des Vereins. Das ist auch so, weil kein anderes Thema vom Klub so konsequent ignoriert worden ist. Egal ob Einladung zu einer Diskussionsrunde oder sonstige Gesprächsangebote der Fans: Der FC Bayern hat sich bis heute nie öffentlich zur Situation im Emirat geäußert, in dem Menschenrechte missachtet werden und die Meinungsfreiheit eingeschränkt ist. Dabei gäbe es einiges zu sagen von dem Verein, der sich öffentlich zum Thema Weltoffenheit und gegen Diskriminierung aller Art bekennen will.
Dass der FC Bayern all die Jahre geschwiegen hat, hat sich in diesen Tagen gerächt: Schon in den Tagen vor der Jahreshauptversammlung war zu spüren, wie sehr der Antrag eines Fans, das Katar-Sponsoring zu beenden, einen Nerv der Anhänger getroffen hat. Und dennoch blieb der FC Bayern bei seiner Taktik: Schweigen. Und hoffen, dass der sportliche Erfolg alles überdeckt. Der Verein ließ den Antrag nicht zu und versteckte sich danach hinter der Argumentation des Landgerichts, wonach die Mitglieder nicht die juristisch korrekten Adressaten für das Ansinnen sind.
Das mag juristisch korrekt sein – es geht hier aber eben nicht nur um rechtliche Belange. Sondern auch darum, wie sehr sich die Mitglieder des Vereins von ihrem Klub überhaupt ernst genommen fühlen. Der ehemalige Vorsitzende der Dachvereinigung „Club Nr.12“, Gregor Weinreich, bezeichnete die Katar-Thematik am Donnerstag als „offene Wunde“und hat damit eine treffende Formulierung gefunden. Es handelt sich um eine Verletzung in der Beziehung zwischen dem Verein und seinen Anhängern, die niemals behandelt und deswegen über die Jahre immer schlimmer wurde.
Über die eigentliche Lage in Katar wurde auch am Donnerstag nicht gesprochen. Und das, obwohl es seit Jahren heftigen Protest gegen die engen Verbindungen des Klubs zu dem Emirat gibt.
Dabei hat sich der FC Bayern selbst die hohen moralischen Ziele gesetzt: Mit Aktionen wie „Rot gegen Rassismus“, einer AllianzArena in Regenbogenfarben und anderen sozialen Projekten will der Verein nicht nur auf dem Platz meisterlich sein und für Werte stehen. Solange der FC Bayern beim Thema Katar aber beide Augen zudrückt, ist das alles nicht einmal die Hälfte wert.