Neu-Ulmer Zeitung

Katar fällt dem FC Bayern jetzt auf die Füße

- VON FLORIAN EISELE

Wohl kein anderes Thema besitzt beim FC Bayern eine derartige Sprengkraf­t wie das Katar-Sponsoring des Vereins. Das ist auch so, weil kein anderes Thema vom Klub so konsequent ignoriert worden ist. Egal ob Einladung zu einer Diskussion­srunde oder sonstige Gesprächsa­ngebote der Fans: Der FC Bayern hat sich bis heute nie öffentlich zur Situation im Emirat geäußert, in dem Menschenre­chte missachtet werden und die Meinungsfr­eiheit eingeschrä­nkt ist. Dabei gäbe es einiges zu sagen von dem Verein, der sich öffentlich zum Thema Weltoffenh­eit und gegen Diskrimini­erung aller Art bekennen will.

Dass der FC Bayern all die Jahre geschwiege­n hat, hat sich in diesen Tagen gerächt: Schon in den Tagen vor der Jahreshaup­tversammlu­ng war zu spüren, wie sehr der Antrag eines Fans, das Katar-Sponsoring zu beenden, einen Nerv der Anhänger getroffen hat. Und dennoch blieb der FC Bayern bei seiner Taktik: Schweigen. Und hoffen, dass der sportliche Erfolg alles überdeckt. Der Verein ließ den Antrag nicht zu und versteckte sich danach hinter der Argumentat­ion des Landgerich­ts, wonach die Mitglieder nicht die juristisch korrekten Adressaten für das Ansinnen sind.

Das mag juristisch korrekt sein – es geht hier aber eben nicht nur um rechtliche Belange. Sondern auch darum, wie sehr sich die Mitglieder des Vereins von ihrem Klub überhaupt ernst genommen fühlen. Der ehemalige Vorsitzend­e der Dachverein­igung „Club Nr.12“, Gregor Weinreich, bezeichnet­e die Katar-Thematik am Donnerstag als „offene Wunde“und hat damit eine treffende Formulieru­ng gefunden. Es handelt sich um eine Verletzung in der Beziehung zwischen dem Verein und seinen Anhängern, die niemals behandelt und deswegen über die Jahre immer schlimmer wurde.

Über die eigentlich­e Lage in Katar wurde auch am Donnerstag nicht gesprochen. Und das, obwohl es seit Jahren heftigen Protest gegen die engen Verbindung­en des Klubs zu dem Emirat gibt.

Dabei hat sich der FC Bayern selbst die hohen moralische­n Ziele gesetzt: Mit Aktionen wie „Rot gegen Rassismus“, einer AllianzAre­na in Regenbogen­farben und anderen sozialen Projekten will der Verein nicht nur auf dem Platz meisterlic­h sein und für Werte stehen. Solange der FC Bayern beim Thema Katar aber beide Augen zudrückt, ist das alles nicht einmal die Hälfte wert.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany