Wie geht es den Kleinsten in der Pandemie?
Betreuung Vor rund anderthalb Jahren berichteten wir über die Kita Rappelkiste in Vöhringen und wie die Kinder und Erzieherinnen dort den ersten Lockdown überstanden haben. Wie die Lage dort heute ist
Vöhringen Corona begleitet uns seit fast zwei Jahren. Von den Einschränkungen sind alle betroffen, Kinder und Jugendliche besonders. Darüber sind sich viele Experten einig, auch in einem Bericht diese Woche im Jugendhilfeausschuss des Landkreises Neu-Ulm wurde das deutlich. Vor knapp eineinhalb Jahren haben wir über den Vöhringer Kindergarten Rappelkiste berichtet. Darüber, wie die Erzieherinnen mit der Situation umgehen und wie sich die Pandemie dort auf die Kinder auswirkt. Damals war die monatelange Schließung aller Einrichtungen das präsenteste Thema. Und heute?
Vom Kindergartenalltag von vor Corona sei man noch weit entfernt, sagten die Erzieherinnen im Juni, kurz nachdem die ersten Buben und Mädchen wieder in die „Rappelkiste“zurückkehren durften. Alle mussten in ihren Gruppen bleiben und konnten sich nicht mehr so frei in der Einrichtung bewegen wie früher. Einfach spontan ins Atelier, wenn der Sinn nach Malen steht oder in den Bewegungsraum, wenn sie Toben wollen, war für die Kinder nicht möglich. Das war der Stand im Juni 2020.
Jetzt sieht es wieder so ähnlich aus, berichtet Birgit Rocchi, stellvertretende Leiterin der Kindertagesstätte Rappelkiste. In der Einrichtung selbst gab es bislang zum Glück nur wenige Infektionsfälle. Seit Kurzem müssen die Kinder wegen der generell hohen Zahlen wieder in ihren angestammten Gruppen bleiben. Für gemeinschaftlich genutzte Plätze, wie den Bewegungsraum, gibt es vorher festgelegte Zeitfenster, in denen die Gruppen diesen dann nutzen können. Corona ist auch im Spiel der Kinder präsent. Neben „Familie“oder „Kaufladen“werden jetzt auch mal die Abläufe in einem Testzentrum nachgestellt. Viren tauchen auf den selbst gemalten Bildern auf.
Während sich manches von dem die Erzieherinnen aus der „Rappelkiste“berichten, auch auf andere Kitas übertragen lässt, befindet sich die Vöhringer Einrichtung doch in einer besonderen Ausgangslage. Als Inklusionseinrichtung hätten sie in der jetzigen Situation viele Vorteile gegenüber anderen Kindergärten, erklärt Rocchi. Nicht nur die Räume seien größer und bieten dadurch
Ausweichmöglichkeiten und einfach Platz, Abstand zu halten. In der „Rappelkiste“ist auch mehr und spezieller geschultes Personal angestellt. Statt 25 sind hier nur 15 bis 17 Kinder in einer Gruppe und es gibt auch eine Sozialpädagogin sowie eine Psychologin. Die Angestellten könnten sich gut untereinander stützen und sich auch mal gegenseitig beraten.
Priorität hat inzwischen, eine Normalität für die Kinder zu gestalten. Das war im Sommer natürlich leichter, als niedrige Inzidenzen vieles möglich gemacht hatten. So gab es dann auch kleinere Feste, St. Martin konnte dann wieder nicht mehr wie ursprünglich geplant durchgeführt werden. Ganz abgesagt wurde es aber nicht: „Auch hier haben wir im Haus eine Lösung gefunden und dann einfach ohne Eltern gefeiert.“Die wiederum hatten viel Verständnis dafür, dass sie ausgeladen wurden, und waren froh, dass ihre Kinder wenigstens ein bisschen mit ihrer Laterne draußen waren und Lebkuchen naschen durften.
Positiv ist den Erzieherinnen in der „Rappelkiste“aufgefallen, dass gerade die jüngeren unheimlich lieb und sehr sozial miteinander umgehen. Die Befürchtung, dass die lange Zeit allein zu Hause sich negativ aus das Sozialverhalten der Buben und Mädchen auswirkt, hat sich nicht bewahrheitet. Allerdings, so räumt Birgit Rocchi ein, sei Vöhringen auch kein sozialer Brennpunkt. Die Kinder, die in ihre Einrichtung gehen, wachsen größtenteils in geordneten Verhältnissen auf, leben mit ihren Familien in Häusern mit Garten, wo sie viel Platz haben.
Dass das soziale Umfeld der Mädchen und Buben eine große Rolle bei deren Bewältigung der PandemieSituation spielt, bestätigte etwa auch Bettina Ohorn, Leiterin des Fachbereichs Jugend und Familie im Landratsamt Neu-Ulm, in einem Bericht im Jugendhilfeausschuss, über den unsere Redaktion kürzlich berichtet hatte.
Zurück zum Vor-Corona-Alltag wird es in den Kitas wohl nicht in absehbarer Zeit gehen. Die Pandemie ist auch hier ein Teil des Alltags
Corona ist auch im
Spiel der Kinder präsent
geworden, mit dem Kinder umzugehen gelernt haben. Auch die Erzieherinnen haben dazugelernt in Sachen Corona. Sollte sich die Ausgangslage ändern und damit die vom Sozialministerium vorgeschriebenen Regeln, habe man Strategien, diese schnell umzusetzen. „Wir haben inzwischen eine Routine entwickelt. Es ist nichts mehr, was uns vor riesige Herausforderungen stellt, wie im ersten Lockdown, wo einfach alles plötzlich gekappt wurde“, sagt Erzieherin Rocchi.