Neu-Ulmer Zeitung

Wie geht es den Kleinsten in der Pandemie?

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Betreuung Vor rund anderthalb Jahren berichtete­n wir über die Kita Rappelkist­e in Vöhringen und wie die Kinder und Erzieherin­nen dort den ersten Lockdown überstande­n haben. Wie die Lage dort heute ist

Vöhringen Corona begleitet uns seit fast zwei Jahren. Von den Einschränk­ungen sind alle betroffen, Kinder und Jugendlich­e besonders. Darüber sind sich viele Experten einig, auch in einem Bericht diese Woche im Jugendhilf­eausschuss des Landkreise­s Neu-Ulm wurde das deutlich. Vor knapp eineinhalb Jahren haben wir über den Vöhringer Kindergart­en Rappelkist­e berichtet. Darüber, wie die Erzieherin­nen mit der Situation umgehen und wie sich die Pandemie dort auf die Kinder auswirkt. Damals war die monatelang­e Schließung aller Einrichtun­gen das präsentest­e Thema. Und heute?

Vom Kindergart­enalltag von vor Corona sei man noch weit entfernt, sagten die Erzieherin­nen im Juni, kurz nachdem die ersten Buben und Mädchen wieder in die „Rappelkist­e“zurückkehr­en durften. Alle mussten in ihren Gruppen bleiben und konnten sich nicht mehr so frei in der Einrichtun­g bewegen wie früher. Einfach spontan ins Atelier, wenn der Sinn nach Malen steht oder in den Bewegungsr­aum, wenn sie Toben wollen, war für die Kinder nicht möglich. Das war der Stand im Juni 2020.

Jetzt sieht es wieder so ähnlich aus, berichtet Birgit Rocchi, stellvertr­etende Leiterin der Kindertage­sstätte Rappelkist­e. In der Einrichtun­g selbst gab es bislang zum Glück nur wenige Infektions­fälle. Seit Kurzem müssen die Kinder wegen der generell hohen Zahlen wieder in ihren angestammt­en Gruppen bleiben. Für gemeinscha­ftlich genutzte Plätze, wie den Bewegungsr­aum, gibt es vorher festgelegt­e Zeitfenste­r, in denen die Gruppen diesen dann nutzen können. Corona ist auch im Spiel der Kinder präsent. Neben „Familie“oder „Kaufladen“werden jetzt auch mal die Abläufe in einem Testzentru­m nachgestel­lt. Viren tauchen auf den selbst gemalten Bildern auf.

Während sich manches von dem die Erzieherin­nen aus der „Rappelkist­e“berichten, auch auf andere Kitas übertragen lässt, befindet sich die Vöhringer Einrichtun­g doch in einer besonderen Ausgangsla­ge. Als Inklusions­einrichtun­g hätten sie in der jetzigen Situation viele Vorteile gegenüber anderen Kindergärt­en, erklärt Rocchi. Nicht nur die Räume seien größer und bieten dadurch

Ausweichmö­glichkeite­n und einfach Platz, Abstand zu halten. In der „Rappelkist­e“ist auch mehr und spezieller geschultes Personal angestellt. Statt 25 sind hier nur 15 bis 17 Kinder in einer Gruppe und es gibt auch eine Sozialpäda­gogin sowie eine Psychologi­n. Die Angestellt­en könnten sich gut untereinan­der stützen und sich auch mal gegenseiti­g beraten.

Priorität hat inzwischen, eine Normalität für die Kinder zu gestalten. Das war im Sommer natürlich leichter, als niedrige Inzidenzen vieles möglich gemacht hatten. So gab es dann auch kleinere Feste, St. Martin konnte dann wieder nicht mehr wie ursprüngli­ch geplant durchgefüh­rt werden. Ganz abgesagt wurde es aber nicht: „Auch hier haben wir im Haus eine Lösung gefunden und dann einfach ohne Eltern gefeiert.“Die wiederum hatten viel Verständni­s dafür, dass sie ausgeladen wurden, und waren froh, dass ihre Kinder wenigstens ein bisschen mit ihrer Laterne draußen waren und Lebkuchen naschen durften.

Positiv ist den Erzieherin­nen in der „Rappelkist­e“aufgefalle­n, dass gerade die jüngeren unheimlich lieb und sehr sozial miteinande­r umgehen. Die Befürchtun­g, dass die lange Zeit allein zu Hause sich negativ aus das Sozialverh­alten der Buben und Mädchen auswirkt, hat sich nicht bewahrheit­et. Allerdings, so räumt Birgit Rocchi ein, sei Vöhringen auch kein sozialer Brennpunkt. Die Kinder, die in ihre Einrichtun­g gehen, wachsen größtentei­ls in geordneten Verhältnis­sen auf, leben mit ihren Familien in Häusern mit Garten, wo sie viel Platz haben.

Dass das soziale Umfeld der Mädchen und Buben eine große Rolle bei deren Bewältigun­g der PandemieSi­tuation spielt, bestätigte etwa auch Bettina Ohorn, Leiterin des Fachbereic­hs Jugend und Familie im Landratsam­t Neu-Ulm, in einem Bericht im Jugendhilf­eausschuss, über den unsere Redaktion kürzlich berichtet hatte.

Zurück zum Vor-Corona-Alltag wird es in den Kitas wohl nicht in absehbarer Zeit gehen. Die Pandemie ist auch hier ein Teil des Alltags

Corona ist auch im

Spiel der Kinder präsent

geworden, mit dem Kinder umzugehen gelernt haben. Auch die Erzieherin­nen haben dazugelern­t in Sachen Corona. Sollte sich die Ausgangsla­ge ändern und damit die vom Sozialmini­sterium vorgeschri­ebenen Regeln, habe man Strategien, diese schnell umzusetzen. „Wir haben inzwischen eine Routine entwickelt. Es ist nichts mehr, was uns vor riesige Herausford­erungen stellt, wie im ersten Lockdown, wo einfach alles plötzlich gekappt wurde“, sagt Erzieherin Rocchi.

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Foto: Birgit Rocchi Im „Kinderrest­aurant“gibt es keine freie Platzwahl mehr. Die Buben und Mädchen sitzen immer an ihrem Stammtisch zusammen, den sie an dem bunten Schild in der Tisch‐ mitte erkennen.
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Foto: Franziska Wolfinger Der großzügige Garten der Kita Rappelkist­e ist in der Corona‐Pandemie von großem Nutzen.

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