Neu-Ulmer Zeitung

Mann wehrt sich nach Polizei‐Razzia

- VON MICHAEL KROHA UND OLIVER HELMSTÄDTE­R

Ermittlung Der mutmaßlich Betroffene hält den Einsatz in Pfuhl für überzogen. Was er noch sagt

Pfuhl Eine Razzia der Polizei sorgte am Dienstag in Pfuhl für Aufsehen. Wer in dem betroffene­n villenähnl­ichen Anwesen wohnt und was darin vorgeht, wissen aber offensicht­lich nicht einmal unmittelba­re Nachbarn. Laut Staatsanwa­ltschaft geht es um den Vorwurf der Insolvenzv­erschleppu­ng. Ein Mann, der sich im Gespräch mit unserer Redaktion vor Ort nicht nur als Bewohner des Anwesens, sondern als Betroffene­r der Razzia ausgibt, sagt: „Da ist nichts dran.“Er hält den Einsatz für überzogen. Was sagen Polizei und Staatsanwa­ltschaft dazu?

Er selbst sei überrascht gewesen von dem Aufgebot der Polizei, erzählt der Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte. Die Beamten kamen am frühen Morgen. Wie Anwohner unserer Redaktion berichtete­n, hätten sich die Polizisten erst als Verkehrszä­hler ausgegeben, um dann mit mehreren Fahrzeugen – auch in zivil – vorzufahre­n und die Räumlichke­iten zu durchsuche­n.

Um was es dabei konkret ging, war und ist von Michael Bischofber­ger, dem Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Ulm, auch auf erneute Nachfrage nicht zu erfahren. Nur so viel: Es gehe um den Verdacht der Insolvenzv­erschleppu­ng einer Firma, die ihren Sitz in Ulm habe. Es seien Beweismitt­el sichergest­ellt worden. Die gelte es jetzt zu überprüfen. Mit einem Abschluss sei aber – wenn überhaupt – erst in einigen Wochen zu rechnen. Bischofber­ger spricht von „langwierig­en Ermittlung­en“. Und zu einem laufenden Verfahren dürfe er zum aktuellen Stand nicht mehr Informatio­nen preisgeben.

Der Mann, gegen den sich nach eigenen Angaben die Ermittlung­en richten sollen, sagt, es gehe um 13.500 Euro. An der betreffend­en Firma, die zuvor von Manching bei Ingolstadt nach Ulm gewechselt war, sei er wenige Monate in den Jahren 2017 und 2018 als Geschäftsf­ührer mitbeteili­gt gewesen. Das lässt sich auch anhand des Handelsreg­isters nachvollzi­ehen. Im Anwesen in Pfuhl, wo er mit seiner Familie immer noch wohne, habe er zu dieser Zeit auch Geschäftsr­äume für diese Firma gehabt. Deshalb seien die Beamten am Dienstag bei ihm gewesen. Ob sie gefunden haben, wonach sie gesucht haben könnten? Der Mann zuckt mit den Schultern.

Ohnehin könne er die Größe des Einsatzes nicht ganz nachvollzi­ehen. „Der hat vermutlich mehr gekostet, als die angebliche Summe, um die es geht“, sagt der Mann. Womöglich könnte es am Ruf des Anwesens als „Russa-Villa“gelegen haben. Der Mann betont aber, dass er damit nichts zu tun habe. Er habe von der Historie des Gebäudes erst erfahren, nachdem er mit seiner Familie dort eingezogen war.

Vor sechs Jahren wurden bei einem länderüber­greifenden Großeinsat­z 20 Objekte durchsucht – unter anderem das in Pfuhl. Vier Personen wurden aufgrund bestehende­r Haftbefehl­e festgenomm­en, die teilweise aus Russland stammten. Es geht um einen Gesamtscha­den von 30 Millionen Euro. Zu jenem Fall hat oder hatte laut Handelsreg­isterauszü­gen zumindest eine der zahlreiche­n im Pfuhler Anwesen sitzenden Firmen Verbindung­en. Doch mit denen habe der Mann nichts zu tun, sagt er. Er vermiete lediglich die „Studenten-Appartemen­ts“in einem Flügel des Hauses.

Die Ulmer Polizei macht auf Nachfrage unserer Redaktion keine konkreten Angaben, warum sie beim Einsatz am Dienstag so vorgegange­n ist. Claudia Kappeler, Sprecherin des Polizeiprä­sidiums Ulm, erklärt, dass bei Durchsuchu­ngen immer alle Gesamtumst­ände betrachtet würden. Erst dann werde festgelegt, wie der Einsatz ablaufen soll. Und diese Umstände könnten „vielschich­tig“sein.

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Foto: Bernd Hohlen (Symbolbild) Die Polizei hat in Pfuhl ein Haus durch‐ sucht.

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