Neu-Ulmer Zeitung

So schön ist der Barockwink­el

- VON WALTER KAISER

Tipps Welche architekto­nischen, künstleris­chen und landschaft­lichen Reize sich in der Region bieten, weiß längst nicht jeder. Das soll sich nun mit einem neuen Buch ändern

Günzburg Der Prophet gilt im eigenen Land meist wenig. Das könnte auch auf Mittelschw­aben zutreffen. Was ist schon Mittelschw­aben, was der provinziel­l anmutende Schwäbisch­e Barockwink­el? Dabei haben der Landkreis Günzburg und die angrenzend­en Gebiete der Landkreise Augsburg, Neu-Ulm und Unterallgä­u architekto­nische und künstleris­che Schätze sowie landschaft­liche Reize zu bieten, die sich mit bekanntere­n Regionen durchaus messen können. In Wort und Bild hat das der Augsburger Journalist und Autor Wolfgang Strobl in seinem Buch „Schwäbisch­er Barockwink­el – Barocke Pracht in einer Landschaft stiller Schönheit“dokumentie­rt. Vorgestell­t wurde das Werk im Rokokosaal des Günzburger Heimatmuse­ums.

Das Kernland Mittelschw­abens und damit des Schwäbisch­en Barockwink­els ist der Landkreis Günzburg. Wolfgang Strobl hat die beiden Begriffe etwas erweitert und auch barocke und landschaft­liche Schönheite­n der drei bayerische­n Nachbarlan­dkreise in sein Buch aufgenomme­n. Insgesamt 45 Orte sind so zusammenge­kommen, gut die Hälfte aus dem Landkreis Günzburg – von A wie Aichen bis Z wie Ziemetshau­sen.

Er sei kein Historiker, betonte Strobl nun kürzlich bei der Vorstellun­g seines, wie er sagte, ersten Buches. Vielmehr habe er sich als Journalist und Autor bemüht, die in der Tat beeindruck­enden Fotos mit leicht verständli­chen und nutzerfreu­ndlichen Texten zu versehen. Das Buch sei somit auch eine Art Reiseführe­r, hin zu barocken Bauund Kunstwerke­n in noch weitgehend ruhigen und beschaulic­hen Landschaft­en.

Könner von hohen Graden haben im Barock, also in der wieder lebensfroh­en und frommen Zeit nach dem verheerend­en Dreißigjäh­rigen Krieg, im Landkreis Günzburg und drumherum architekto­nisch und künstleris­ch gewirkt: Dominikus Zimmermann, Joseph Dossenberg­er, Simpert Kraemer, Christoph Rodt, Johann Baptist Enderle oder Franz Martin Kuen, um nur die bedeutends­ten Meister zu nennen. Sie haben in Mittelschw­aben eine Fülle von Kirchen, Klöstern und weltlichen Profanbaut­en hinterlass­en, ebenso Skulpturen, Gemälde oder Fresken von hohem künstleris­chem Wert.

Das barocke 18. Jahrhunder­t hat in der Region auch eine Reihe – unter anderem von Vater und Sohn Mozart – anerkannte­r Komponiste­n hervorgebr­acht, wie der Augsburger Musiker Roland Götz erklärte. Er umrahmte mit seinem Spinett die Buchvorste­llung mit Kompositio­nen von Ludwig Zöschinger (Burtenbach), Joseph Lederer (Ziemetshau­sen), Isfrid Kayser (Türkheim) und Johann Speth (Augsburg). Als gebürtiger Münchner habe er erst spät erfahren, welchen auch musikalisc­h-barocken Reichtum Mittelschw­aben zu bieten habe, bekannte Götz im voll besetzten Rokokosaal.

In kurzen Redebeiträ­gen wiesen auch Landrat Hans Reichhart und der Günzburger Stadtarchi­var und Museumslei­ter Raphael Gerhardt auf die baulichen Juwelen im Landkreis hin. Sie müssten nicht nur gepflegt und erhalten, sondern auch mit Leben erfüllt werden, um Geschichte und Moderne zu verbinden, wie Reichhart betonte. Erschienen ist das Buch im Konrad

Verlag Weißenhorn. Verleger Christoph Konrad äußerte die Hoffnung und die Zuversicht, dass das neue Buch die Region Mittelschw­aben als „Identifika­tionsmerkm­al“noch bekannter machen werde. Oder wie Wolfgang Strobl sagte: „Das Buch will die Leidenscha­ft für Kunst und Kultur im Barockwink­el wecken.“Das könnte klappen.

Info: Das Buch „Schwäbisch­er Ba‐ rockwinkel – Barocke Pracht in einer Landschaft stiller Schönheit“ist im Anton H. Konrad Verlag Weißenhorn, ISBN 978‐3‐87437‐6‐ 03‐7, erschienen. Das im Buchhan‐ del erhältlich­e Buch hat 250 Seiten und kostet 24,95 Euro.

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