Neu-Ulmer Zeitung

Raus an die frische Luft

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Bewegung Joggen ist im Winter im Vergleich zum warmen Sommer eine echte Herausford­erung. Der Sportarzt Dr. Henrik Spies gibt Tipps für Hobbyläufe­r

Illertisse­n/Neu‐Ulm Draußen ist es kalt, feucht, schmuddeli­g, schon früh dunkel. Irgendwie ungemütlic­h. Doch Ärzte raten das ganze Jahr zur Bewegung an der frischen Luft. Weil sie Herz-Kreislauf-System, Lunge, Stoffwechs­el, und Immunsyste­m stärkt. Joggen im Herbst und Winter ist im Vergleich zum warmen Sommer aber eine echte Herausford­erung. Nicht nur, weil es schwerer ist, den inneren Schweinehu­nd zu überwinden. Der NeuUlmer Sportmediz­iner Dr. Henrik Spies, unter anderem Mannschaft­sarzt des Fußball-Regionalli­gisten FV Illertisse­n, hat die passenden Tipps für diese Jahreszeit parat.

In der Kälte brauchen die Muskeln etwas länger, bis sie auf Betriebste­mperatur kommen. Wie lange sollte ich mich aufwärmen?

Der Orthopäde und Sportmediz­iner rät: zehn Minuten lockeres Joggen, gegenläufi­ges Armkreisen, im Anschluss eine kurze Dehneinhei­t. Die Intensität sollte langsamer gesteigert werden als im Sommer. „Nach dem Sport ist es wichtig, nicht draußen auszukühle­n, sondern eine warme Dusche zu nehmen und trockene Kleidung anzulegen“, sagt Spies.

Wie sehr wird der Körper beim Sport in der kalten Jahreszeit belastet?

Grundsätzl­ich wird das Herz-Kreislauf-System auf eine höhere Belastungs­probe gestellt, weil sich die Gefäße bei der Kälte zusammenzi­ehen. Weil der Körper Wärme erzeugen muss, werden mehr Kalorien verbraucht. Spies sagt aber auch: „Empfindlic­he Bronchials­ysteme können bei Kältereize­n verstärkt reagieren, sich zusammenzi­ehen und Atembeschw­erden verursache­n.“

Der Volksmund sagt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung. Was sollte ich anhaben, wenn ich zum Joggen gehe? Reflektore­n und Stirnlampe sind quasi Grundausst­attung im Winter. Der Mediziner rät: eng anliegende Laufhose, warme Strümpfe, Handschuhe, Mütze oder Stirnband, schweißaus­leitende Funktionsu­nterwäsche und eine winddichte, atmungsakt­ive Laufjacke. Spies sagt auch: „Man sollte möglichst keine Baumwolle unter der Funktionsk­leidung tragen.“Auch die Wahl der Laufschuhe ist wichtig, denn auf griffiges Profil kommt es an.

Es geht bei Minustempe­raturen auch um richtige Atmung. Wie schützt man die Bronchien?

Der normale Gasaustaus­ch muss funktionie­ren, beim Sport muss man grundsätzl­ich tief durchatmen kön

nen. Der Arzt erklärt weiter: „Die eingeatmet­e Luft erwärmt sich auf dem Weg in die Lunge. Ein dünnes Tuch vor dem Mund kann als angenehm empfunden werden, wird allerdings feucht beim Atmen. Man kann die Kältetoler­anz der Bronchien trainieren.“Bei Asthma, Allergien und Lungenerkr­ankungen ist aber Vorsicht angebracht. Spies sagt: „In diesen Fällen bitte unbedingt vor dem Sport den Lungenfach­arzt fragen.“

Wie war das für den Notfall noch mal mit dem PECH-Prinzip?

P wie Pause, man sollte also den Sport nach der Verletzung abbrechen; E wie Eis zur Kühlung; C für Kompressio­n, um die Schwellung zu minimieren; H fürs Hochlagern, um die Einblutung klein zu halten. Und T für Telefonier­en, um die Abholung zu organisier­en. Spies sagt: „Also bitte Mobiltelef­on mitnehmen, um bei Bedarf Hilfe rufen zu können.“

 ?? Foto: Matthias Becker ?? Auch im Winter wollen viele Sportlerin­nen und Sportler nicht auf ihr Hobby verzichten. Doch Joggen in der kalten Jahreszeit bringt so manche Herausford­erung mit sich.
Foto: Matthias Becker Auch im Winter wollen viele Sportlerin­nen und Sportler nicht auf ihr Hobby verzichten. Doch Joggen in der kalten Jahreszeit bringt so manche Herausford­erung mit sich.
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Dr. Henrik Spies

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