Raus an die frische Luft
Bewegung Joggen ist im Winter im Vergleich zum warmen Sommer eine echte Herausforderung. Der Sportarzt Dr. Henrik Spies gibt Tipps für Hobbyläufer
Illertissen/Neu‐Ulm Draußen ist es kalt, feucht, schmuddelig, schon früh dunkel. Irgendwie ungemütlich. Doch Ärzte raten das ganze Jahr zur Bewegung an der frischen Luft. Weil sie Herz-Kreislauf-System, Lunge, Stoffwechsel, und Immunsystem stärkt. Joggen im Herbst und Winter ist im Vergleich zum warmen Sommer aber eine echte Herausforderung. Nicht nur, weil es schwerer ist, den inneren Schweinehund zu überwinden. Der NeuUlmer Sportmediziner Dr. Henrik Spies, unter anderem Mannschaftsarzt des Fußball-Regionalligisten FV Illertissen, hat die passenden Tipps für diese Jahreszeit parat.
In der Kälte brauchen die Muskeln etwas länger, bis sie auf Betriebstemperatur kommen. Wie lange sollte ich mich aufwärmen?
Der Orthopäde und Sportmediziner rät: zehn Minuten lockeres Joggen, gegenläufiges Armkreisen, im Anschluss eine kurze Dehneinheit. Die Intensität sollte langsamer gesteigert werden als im Sommer. „Nach dem Sport ist es wichtig, nicht draußen auszukühlen, sondern eine warme Dusche zu nehmen und trockene Kleidung anzulegen“, sagt Spies.
Wie sehr wird der Körper beim Sport in der kalten Jahreszeit belastet?
Grundsätzlich wird das Herz-Kreislauf-System auf eine höhere Belastungsprobe gestellt, weil sich die Gefäße bei der Kälte zusammenziehen. Weil der Körper Wärme erzeugen muss, werden mehr Kalorien verbraucht. Spies sagt aber auch: „Empfindliche Bronchialsysteme können bei Kältereizen verstärkt reagieren, sich zusammenziehen und Atembeschwerden verursachen.“
Der Volksmund sagt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung. Was sollte ich anhaben, wenn ich zum Joggen gehe? Reflektoren und Stirnlampe sind quasi Grundausstattung im Winter. Der Mediziner rät: eng anliegende Laufhose, warme Strümpfe, Handschuhe, Mütze oder Stirnband, schweißausleitende Funktionsunterwäsche und eine winddichte, atmungsaktive Laufjacke. Spies sagt auch: „Man sollte möglichst keine Baumwolle unter der Funktionskleidung tragen.“Auch die Wahl der Laufschuhe ist wichtig, denn auf griffiges Profil kommt es an.
Es geht bei Minustemperaturen auch um richtige Atmung. Wie schützt man die Bronchien?
Der normale Gasaustausch muss funktionieren, beim Sport muss man grundsätzlich tief durchatmen kön
nen. Der Arzt erklärt weiter: „Die eingeatmete Luft erwärmt sich auf dem Weg in die Lunge. Ein dünnes Tuch vor dem Mund kann als angenehm empfunden werden, wird allerdings feucht beim Atmen. Man kann die Kältetoleranz der Bronchien trainieren.“Bei Asthma, Allergien und Lungenerkrankungen ist aber Vorsicht angebracht. Spies sagt: „In diesen Fällen bitte unbedingt vor dem Sport den Lungenfacharzt fragen.“
Wie war das für den Notfall noch mal mit dem PECH-Prinzip?
P wie Pause, man sollte also den Sport nach der Verletzung abbrechen; E wie Eis zur Kühlung; C für Kompression, um die Schwellung zu minimieren; H fürs Hochlagern, um die Einblutung klein zu halten. Und T für Telefonieren, um die Abholung zu organisieren. Spies sagt: „Also bitte Mobiltelefon mitnehmen, um bei Bedarf Hilfe rufen zu können.“