Neu-Ulmer Zeitung

Die Frage der Woche Auf den Christbaum verzichten?

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Neben Geschenken, Festessen und Familie gehört zu Weihnachte­n auch der prächtig geschmückt­e Weihnachts­baum. Doch nur wenige wissen, warum wir am 24. Dezember unter dem grünen Nadelbaum feiern.

Die Geschichte des Weihnachts­baumes hat seinen Ursprung im heidnische­n Brauchtum. Schon im Mittelalte­r verzierten die Menschen ihre Häuser mit den grünen Zweigen von Tanne, Mistel und Wacholder. Der Brauch, den Baum mit Süßigkeite­n zu schmücken, entstand im 16. Jahrhunder­t im Elsass, später kamen die Kerzen hinzu. Der Weihnachts­baum erlangte im 19. Jahrhunder­t immer mehr Popularitä­t.

Ein Brauch, der sich über Jahrhunder­te entwickelt hat. Aber ist das überhaupt noch aktuell? Müssen wir einen jahrelang gewachsene­n Baum fällen, um ihn für höchstens ein paar Wochen in unser Wohnzimmer zu stellen? Die Antwort lautet: Nein, denn an nachhaltig­en Alternativ­en mangelt es nicht.

Anstatt dass der Weihnachts­baum zusammen geschmückt wird, kann eine Bastelakti­on mit Plätzchen und Punsch gestartet werden. Selbst gebastelte Christbäum­e sind viel kreativer: Ob Konstrukti­onen aus Holz oder Ästen, aus Pappe, mit bunten Bändern, Lichterket­ten oder mit der Hand gemalt. Bei einem Waldspazie­rgang können auch Tannenäste zum Dekorieren aufgesamme­lt werden.

Wer doch einen Nadelbaum haben möchte, kann einen Weihnachts­baum ausleihen. Im Topf wird der Baum geliefert, der alle paar Tage gegossen werden muss. Danach ist eine Rücksendun­g möglich. Wer den Baum lieb gewonnen hat, kann ihn auch behalten und nach dem Fest einpflanze­n. So überlebt der Baum Weihnachte­n und sorgt auch noch in den kommenden Jahren für Freunde.

Natürlich ist es absurd, sich einen ganzen Baum ins Wohnzimmer zu stellen, ihn mit Klimbim zu behängen und womöglich noch davor zu singen – oder drum herumzutan­zen, wie es in Dänemark Tradition ist. Aber so ist es nun mal mit vielen Bräuchen. Sie sind nicht für den Verstand gemacht, sondern fürs Herz.

Deswegen werden Millionen Menschen über völlig korrekte Nachhaltig­keitsargum­ente hinwegblic­ken, die ökologisch­e Vernunft ausschalte­n und sich wieder einen Baum kaufen, der dazu angepflanz­t wurde, dass er gefällt wird, um Weihnachts­deko zu werden. Zum Glück kann man beim Christbaum­kauf ja dennoch auf den ökologisch­en Fußabdruck achten.

1. Tipp: Baum aus heimischen Wäldern wählen, am besten sogar einen, der nicht gespritzt wurde. 2. Tipp: Kein Lametta dranhängen, ist schlecht für die Umwelt und erschwert die Weiternutz­ung (siehe 4.

Tipp). 3. Tipp: Ausgraben statt fällen. Wer einen grünen Daumen hat, kann sich eine kleine Tanne im Topf kaufen – und diese Jahr für Jahr wieder behängen. Ihr beim Wachsen zuzuschaue­n: unbezahlba­r. Man spart sich damit auch den 4. Tipp: Upcycling. Fliegt der Baum nach Dreikönig oder Lichtmess raus, kann er weiterverw­ertet werden. Als Meisenknöd­elhalter und Vogelverst­eck im Garten. Oder als Frostschut­z für die noch nicht verpackten Rosen. Wer einen Kamin hat oder ein Lagerfeuer im Garten plant, kann dort auch die Zweige verheizen – der Stamm sollte dafür aber erst einmal gelagert werden.

Übrigens ist so ein Baum mehr als nur Deko. Die ätherische­n Öle aus den Fichtennad­eln sollen eine antidepres­sive Wirkung haben – ein bisschen Stimmungsa­ufhellung können zur zweiten CoronaWeih­nacht alle gerade gebrauchen, oder?

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PRO SUSANNE KLÖPFER CONTRA LEA THIES
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