Neu-Ulmer Zeitung

Eine schrecklic­he Seuche

- VON PHILIPP BRANDSTÄDT­ER

Geschichte Millionen Menschen in ganz Europa starben im Mittelalte­r an der Pest. Die schrecklic­he Krankheit breitete sich unheimlich schnell aus. Wie konnte das geschehen?

Menschen auf der ganzen Welt stecken sich mit einer Krankheit an. Was das bedeutet, haben wir längst gelernt. Wir befinden uns gerade in einer Pandemie und leben mit dem Coronaviru­s. Pandemien hat es auch schon früher gegeben: Vor etwa 700 Jahren wurde Europa von der Pest befallen. Pest ist lateinisch und heißt Seuche.

Schnell war klar: Man muss auf Hygiene achten

Die Pest war hoch ansteckend und so gefährlich, dass in kurzer Zeit viele Millionen Menschen daran starben. Der Fachmann Manfred Gräfe weiß, wie es dazu kam: „An der Pest erkrankten ursprüngli­ch Nagetiere auf dem asiatische­n Kontinent.“Grund war ein Bakterium, das sich im Körper von Ratten ansiedelt. In deren Fell fühlten sich wiederum Flöhe wohl. Saugten die Flöhe das Blut der Ratten, nahmen sie die Pest-Bakterien mit auf und konnten sie an andere Nagetiere weitergebe­n. „Durch den weltweiten Handel und den Schiffsver­kehr gelangten die Ratten mitsamt ihren Flöhen nach Europa“, sagt der Fachmann.

In der Nähe von Menschen hatten es die Tiere warm und es gab genug Futter. War eine Ratte an der Pest gestorben, wechselten die Flöhe den Wirt. Meist war das eine andere Ratte. Manchmal sprangen diese Flöhe auch auf Menschen über. So steckten die sich mit der Pest an.

In Paris, London, Berlin: In allen großen Städten Europas tobte die Pest. Die Erkrankten bekamen dunkle Flecken und Beulen. Hinzu kamen starkes Fieber und Gliedersch­merzen. Gelangten die Pest-Bakterien in die Blutbahn, befielen sie die Lunge, sodass die Menschen einen schlimmen Husten bekamen. Durch den steckten sie ihre Mitmensche­n an.

Meist starben die an Lungenpest-Erkrankten innerhalb weniger Tage. „Ein Heilmittel gegen die Seuche kannten die Leute zunächst nicht“, erklärt Manfred Gräfe. „Auch war ihnen nicht klar, woher die Pest kam.“Wohl aber erkannten die Menschen schnell, worauf es ankommt, um gesund zu bleiben: auf Sauberkeit achten!

Im Mittelalte­r war das aber schwierig. Vor allem die armen Leute wohnten dicht gedrängt. Stell dir dein Kinderzimm­er vor, das du dir mit deinen Eltern und zehn Geschwiste­rn teilst. Stell dir dazu noch zwei Eimer im Raum vor: einen, mit dem man Wasser holt und einen, den die ganze Familie als Klo benutzt. Zudem lebten Tiere nah bei den Menschen. Alle Abfälle wurden auf den Straßen entsorgt.

Um den schlimmen Geruch zu vertreiben, verbrannte­n die Menschen zum Beispiel Weihrauch, Harze oder trockene Blätter. Tatsächlic­h half das ein wenig. Der Rauch hielt die Ratten mitsamt ihren Flöhen fern.

Wer an Pest erkrankte, durfte keinen Kontakt zu anderen Menschen mehr haben. Die Kranken mussten in Quarantäne. Trotzdem kam es jahrhunder­telang immer wieder zu PestAusbrü­chen. Ein Heilmittel gegen die Krankheit wurde erst viel später gefunden. (dpa)

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Fotos: dpa Im Mittelalte­r trugen manche Helfer zum Beispiel Masken, um sich vor Ansteckung durch das Pest‐Bakterium (rechtes Bild) zu schützen.
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