Neu-Ulmer Zeitung

Auto‐Experte fährt auf Atomkraft ab

- VON STEFAN LANGE

Hintergrun­d Ferdinand Dudenhöffe­r hat nachgerech­net und kommt zu dem Ergebnis, dass grüne Energien den Strombedar­f für E-Autos nicht decken können. Seine Kernaussag­e ist in Deutschlan­d unpopulär, nicht aber in der EU

Berlin Das Aus für den Verbrennun­gsmotor hat die FDP im Koalitions­vertrag der neuen Ampel-Regierung abgewendet. Das heißt nicht, dass die Liberalen Benzin und Diesel das Wort reden. Sie setzen auf neue, beispielsw­eise synthetisc­he Kraftstoff­e, die weniger oder gar keine Schadstoff­e produziere­n. Die Zukunft soll darüber hinaus dem Elektroaut­o gelten. „Unser Ziel sind mindestens 15 Millionen voll elektrisch­e Pkw bis 2030“, heißt es bei SPD, Grünen und FDP. Der Strom dazu soll aus erneuerbar­en Energieque­llen kommen, doch es gibt Zweifel, ob das reicht. Der Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r vom privaten Center Automotive Research (CAR) hat nachgerech­net und kommt zu dem Ergebnis: Ohne Atomkraft geht es nicht.

Der Experte prognostiz­iert dabei, dass immer mehr Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein werden. „Da Deutschlan­d und die Welt vermutlich zur Winterzeit lange mit dem Virus leben müssen, wird eine Trendumkeh­r hin zu öffentlich­en Verkehrsmi­tteln noch weniger wahrschein­lich. Es macht also viel Sinn, auch in Zukunft mit steigenden Pkw-Beständen und damit Pkw-Dichten zu rechnen“, erklärt Dudenhöffe­r in einem Strategiep­apier, das unserer Redaktion vorliegt.

Der Experte setzt darin für 2050 einen Pkw-Bestand von 55,8 Millionen Fahrzeugen beziehungs­weise eine Pkw-Dichte von 660 Pkw auf 1000 Einwohner an. Derzeit sind es rund 48,2 Millionen Fahrzeuge, die Pkw-Dichte liegt bei 580.

Pkw werden im Schnitt

in

Deutschlan­d etwa 14 Jahre gefahren. Alle Verbrenner, die jetzt noch zugelassen werden, verschwind­en also so schnell nicht von der Straße.

Dudenhöffe­r ist dennoch optimistis­ch, dass um das Jahr 2030 herum „mehr als 80 Prozent der PkwNeuzula­ssungen batterieel­ektrische Fahrzeuge (BEV) sein“werden. „Damit verschwind­en die Verbrenner Stück für Stück aus den Beständen, und zwischen 2045 und 2050 dürften auch in den Pkw-Beständen 95 plus x Prozent der Fahrzeuge BEV sein“, erklärt er.

Zum Vergleich: Im vergangene­n Jahr wurden nach Angaben des Kraftfahrt­bundesamte­s 2,92 Millionen Pkw mit Verbrennun­gsmotor sowie rund 194 000 E-Autos neu zugelassen.

Mit der Falschmeld­ung, ein aus erneuerbar­en Energien gespeistes Stromnetz würde kollabiere­n, wenn alle E-Autos zeitgleich aufgeladen werden, ist mittlerwei­le aufgeräumt worden. Dudenhöffe­r geht gleichwohl davon aus, dass Wind, Wasser und Sonne nicht reichen, um den Strombedar­f für E-Autos zu decken.

Eine Fraunhofer-Prognose, die einen Zusatzbeda­rf von 44 Terawattst­unden (TWh) für den Pkw-Verkehr in Deutschlan­d bis zum Jahre 2030 errechnet hat, hält der AutoExpert­e für zu niedrig. Er geht von einem mindestens dreimal so hohen Bedarf aus. Zum Vergleich: 2020 wurden in Deutschlan­d nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s 567,4 Terawattst­unden Strom erzeugt, knapp 45 Prozent stammte von erneuerbar­en Energieträ­gern.

Dudenhöffe­r hat weiter ausgerechn­et, dass im Jahr 2020 die in

Deutschlan­d an Land installier­ten 30 000 Windenergi­eanlagen 106 TWh Strom pro Jahr lieferten und folgert aus dieser Tatsache: „Um die Elektroaut­os des Jahres 2050 am Laufen zu halten, bräuchten wir 39 000 zusätzlich­e Windenergi­eanlagen im Vergleich zu heute.“Das sei jedoch nicht machbar, urteilt der Auto-Experte und fordert die Rückkehr zur Atomkraft. Die Energiefor­m sei heute viel sicherer als früher. Und der Atommüll lasse sich inzwischen besser wiederaufa­rbeiten. „Forschung und Innovation­en lassen Kernkraftw­erke in neuem Licht erscheinen“, urteilt der AutoExpert­e. Seine Forderung mag bei der Ampel-Koalition auf taube Ohren stoßen. „Am deutschen Atomaussti­eg halten wir fest“, heißt es im Koalitions­vertrag unmissvers­tändlich. Auf EU-Ebene wird allerdings darüber gestritten, ob Atomkraft künftig als nachhaltig eingestuft wird (Taxonomie-Verordnung).

Die Bundesregi­erung ist grundsätzl­ich dagegen, zeigt sich aber weitgehend machtlos. „Nein, Deutschlan­d hat seinen Widerstand nicht aufgegeben, aber das Verfahren ist wie folgt: Die EU-Kommission legt einen delegierte­n Rechtsakt auf der Grundlage der TaxonomieV­erordnung vor“, sagte Kanzlerin Angela Merkel kürzlich im Interview der Nachrichte­nagentur Reuters. Der Rechtsakt könne nur abgelehnt werden, „wenn 20 Mitgliedst­aaten bereit sind, Nein zu sagen. Und das ist eine sehr hohe Hürde und ist voraussich­tlich nicht der Fall“, erklärte die CDU-Politikeri­n.

Das Dudenhöffe­r-Papier könnte also, auch wenn es gerade eher unwahrsche­inlich scheint, für die Zukunft einige Bedeutung haben.

Berechnung­sgrundlage/Modellfall: klass. private RV Mann oder Frau, 30 Jahre alt bei Versicheru­ngsbeginn 01.01.2022, monatliche­r Beitrag 150 Euro, garantiert­e Sapitalabf­indung (hin:u kommen noch Überschüss­e),Vertragsla­uf:eit 37 Jahre; Todesfalls­chut:: Beitragsrü­ckgewähr b:w. Guthaben in der Anspar:eit / Rentengara­ntie:eit 10 Jahre falls Rentenbe:ug. Angaben ohne Gewähr.

Quelle: /Anbieter

Stand: 26.11.2021

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Foto: Fabian Sommer, dpa Immer mehr Bürgerinne­n und Bürger lassen wie bei dieser Demonstrat­ion in Berlin ihre Sympathie für die Atomkraft erkennen. Dabei führen sie Klima‐Argumente an. Auch Auto‐Mann Dudenhöffe­r ist für Atomkraft.

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