Neu-Ulmer Zeitung

Wir Frauen müssen immer noch sehr viel mehr leisten als Männer“

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Spüren Sie so etwas wie

Genugtuung, dass Sie jetzt als Produzenti­n Entscheidu­ngen treffen und Frauen eine Chance geben können?

Ferres: Ja, aber ich empfinde keine Rache. Ich bin anders gestrickt. Ich sehe einen Haufen Arbeit, der vor uns liegt, und ich wünsche mir ein Umdenken bei vielen, die immer noch wie Betonköpfe denken und unterwegs sind.

Haben diese Betonköpfe heute überhaupt noch eine Chance?

Ferres: Die Strukturen sind noch sehr stark, und zwar überall. Sie müssen sich nur anschauen, wie wenig weibliche Dax-Vorstände es gibt. Wir Frauen müssen immer noch sehr viel mehr leisten und viel besser sein als die männlichen Kollegen.

Aber wenn einem nicht zugehört wird, wie behält man seine Passion und beißt sich weiter durch, anstatt zu sagen „Mir reicht es“?

Ferres: Diese Phasen hat jeder in seinem Leben. Aber ich habe meine Familie und Freunde. Die sind für mich unfassbar wichtig. Das ist meine Basis. Meine Heimat und meinen

Sie sprachen davon, dass Sie die Themen von „The Unforgivab­le“persönlich sehr bewegten. Warum? Ferres: Das ist die Geschichte zweier Schwestern, und ich wollte immer eine Schwester haben. Schon als ich sechs, sieben war und kaum über die Herdplatte schauen konnte, musste ich Kohlen und Kartoffeln aus dem Keller holen. Wir hatten Tagelöhner, die bei uns im Souterrain wohnten. An denen ging ich dann abends mit der schweren Bratpfanne vorbei, wenn ich ihnen das Essen bringen musste. Die hatten oft ein Bier zu viel getrunken, und was ich damals erlebt habe – sagen wir, das war schon echt eine Männerwelt. In dieser Einsamkeit habe ich mir oft eine Schwester gewünscht.

Das heißt, von diesen Männern kamen anzügliche Sprüche ...

Ferres: Reden wir über etwas anderes.

Statt einer Schwester hatten Sie zwei Brüder. Hat Sie das abgehärtet? Ferres: Sie müssen lernen, über hohe Mauern zu springen und auch ganz schnell zu laufen. Meine Brüder hatten so Räuberband­en, ich musste im Wald alleine Schmiere stehen und pfeifen, wenn die anderen kamen. Wenn ich dann nicht schneller rennen konnte als die Jungs, war ich verloren. Da lernt man schon viele gute Fertigkeit­en.

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