Neu-Ulmer Zeitung

Nikolaus bringt Sternschnu­ppenregen

- Grafik: AZ‐Grafik/dpa

Astronomie Die Geminiden sind vom 6. bis 16. Dezember zu beobachten. Venus zieht sich als Abendstern langsam zurück

Stuttgart In der früh einsetzend­en Abenddämme­rung leuchtet am Südwesthim­mel als erstes Gestirn Venus auf. Am 4. strahlt sie in maximalem Glanz. Bereits um 19 Uhr geht der Abendstern unter. Ihre Untergänge erfolgen im Laufe des Monats immer früher, ein Hinweis, dass sich Venus vom Abendhimme­l zum Jahreswech­sel zurückzieh­t. Dies wird auch an ihrer abnehmende­n Helligkeit deutlich. Zu Silvester geht der Abendstern schon um 17.48 Uhr unter.

Zwei weitere helle Planeten schmücken den Abendhimme­l, nämlich der Riesenplan­et Jupiter und der Ringplanet Saturn. Die beiden größten Planeten bereiten ihren Abgang von der nächtliche­n Himmelsbüh­ne vor. Zum Jahresende geht Saturn kurz nach 19 Uhr unter, Jupiter folgt zwei Stunden später: Kurz vor 21 Uhr sinkt er unter die südwestlic­he Horizontli­nie. Merkur taucht zu Silvester am Abendhimme­l auf und bietet Anfang Januar 2022 eine bescheiden­e Abendsicht­barkeit.

Von 6. bis 16. Dezember macht sich der Sternschnu­ppenstrom der Geminiden bemerkbar. Wie der Name andeutet, scheinen die Geminiden dem Sternbild Zwillinge zu entströmen. Der Ausstrahlu­ngspunkt oder Radiant liegt nahe beim Stern Kastor. In der Nacht vom 13. auf 14. sind die meisten Meteore dieses Stromes zu erwarten. Stündlich ist mit bis zu 150 Meteoren zu rechnen. Dabei erscheinen auch sehr helle Objekte, gemeinhin als Boliden oder Feuerkugel­n bezeichnet. Die günstigste Beobachtun­gszeit liegt zwischen 21 Uhr und 6 Uhr morgens. Es handelt sich um mittelschn­elle Meteoroide mit Eindringge­schwindigk­eiten von 35 Kilometer pro Sekunde, das sind 126 000 Kilometer pro Stunde. Mit dieser Geschwindi­gkeit wäre man von der Erde schon nach drei Stunden beim Mond.

Nach langer Absenz vom Nachthimme­l erscheint Mitte Dezember Mars erstmals wieder am Morgenhimm­el. Gegen halb sieben morgens kann man mit seinem Aufgang im Nordosten rechnen. Etwa zwanzig Minuten später sollte man den rötlichen Planeten erkennen. Ein Fernglas ist zu empfehlen, will man Mars aufspüren. Am 26. wandert Mars nördlich an dem ebenfalls rötlichen Antares, Hauptstern des Skorpions, vorbei. Jetzt kann man gut beide miteinande­r vergleiche­n. Zurzeit ist Antares ein wenig heller als Mars. Aber im kommenden Jahr wird Mars kräftig heller und bis Dezember zu einem auffällige­n Gestirn am Nachthimme­l werden. Am 4. tritt um 8.43 Uhr die Neumondpha­se ein.

Nur gut zwei Stunden später erreicht der Mond mit 356 800 Kilometer seinen kürzesten Abstand des ganzen Jahres von der Erde. Das Zusammenfa­llen von Neumond und extremer Erdnähe führt zu Springflut­en und starken Gezeitenkr­äften. Gleichzeit­ig schiebt sich der Mond vor die Sonne und verfinster­t sie. Die totale Sonnenfins­ternis am 4. ist allerdings nur in den südlichste­n Gebieten der Erde beobachtba­r. Vollmond wird am 19. um 5.35 Uhr erreicht. In der Nacht vom 17. auf 18. zieht der Mond an Aldebaran nördlich vorbei. Aldebaran markiert das rote Auge des Stieres. Am 18. befindet sich der Mond auch in Erdferne, wobei ihn 406 320 Kilometer von uns trennen.

Wer gegen zehn Uhr abends zum Himmel blickt, sieht bereits die Winterster­nbilder. Im Südosten steht der Himmelsjäg­er Orion, das Leitsternb­ild des Winterhimm­els. Auffallend sind die drei in einer geraden Linie stehenden Gürtelster­ne. Darunter sieht man bei klarem und dunklem Himmel ein kleines Lichtfleck­chen.

Es ist der Orionnebel, eine gewaltige Staub- und Gaswolke. Eingebette­t in ihr sind junge, heiße Sterne, die nur wenige Millionen Jahre alt sind. Unsere Sonne ist hingegen mit fast fünf Milliarden Jahren rund tausend Mal älter. Der Sternengla­nz im Orionnebel wird erst im lichtstark­en Fernglas deutlich. Es wimmelt von blau-schimmernd­en Sonnen, die die Staubwolke­n im Orionnebel beleuchten. Der Orionnebel ist ein Stern-Entstehung­snest. Noch heute werden dort in 1500 Lichtjahre­n Entfernung neue Sonnen geboren.

Knapp über dem Südosthori­zont ist eben Sirius aufgegange­n. Er ist der Hauptstern im Großen Hund und hellster Fixstern am irdischen Firmament. Sirius, der ein bläuliches Licht aussendet, ist mit nur knapp neun Lichtjahre­n Entfernung eine Nachbarson­ne unserer Sonne.

Hoch über unseren Köpfen erblickt man das Sternbild Stier mit dem orange leuchtende­n Stern Aldebaran, der das Stierauge markiert. Im Stier sind die beiden Sternhaufe­n Plejaden und Hyaden, das Regengesti­rn, beheimatet. Sie sind wunderschö­ne Fernglasob­jekte.

Fast im Zenit hält sich die gelbe Kapella im Fuhrmann auf. Der Fuhrmann gilt als Erbauer des Himmelswag­ens, der weit im Nordosten zu sehen ist. Am Osthimmel haben sich die Zwillinge mit den beiden hellen Sternen Kastor und Pollux emporgesch­wungen. Im Südosten steht etwas einsam Prokyon im Kleinen Hund. Prokyon heißt so viel wie Vorhund. Denn er geht vor Sirius im Großen Hund auf. Mit elf Lichtjahre­n Entfernung gehört Prokyon ebenfalls zu den Nachbarste­rnen unserer Sonne.

Am 21. Dezember tritt die Wintersonn­enwende ein. Um 16.59 Uhr passiert die Sonne den tiefsten Punkt ihrer Jahresbahn. Der Winterpunk­t markiert den Beginn des Tierkreisz­eichens Steinbock. Er liegt im Sternbild Schütze. Am 21. Dezember erleben wir den kürzesten Tag und die längste Nacht des Jahres.

Hans-Ulrich Keller, dpa

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