Oper auf das Gelände der Nazis?
Disput über Interim des Staatstheaters in Nürnberg
Nürnberg Eine mögliche Ausweichspielstätte für Nürnbergs historisches Opernhaus auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände sorgt für heftige Kritik. Zur Debatte steht unter anderem ein Interimsbau im Innenhof der nie vollendeten Kongresshalle. Der Verein Geschichte für alle, der Führungen über das Reichsparteitagsgelände organisiert, sieht dadurch die Aufklärung über die Machtdemonstration, die Ideologie und Propaganda der Nazis beeinträchtigt.
„Hierbei ist der unverstellte Blick auf die authentischen Fassaden und in den Innenhof der Kongresshalle als sinnlich erfahrbares Symbol des Größenwahns, aber auch seines Scheiterns, ein wichtiger Bestandteil des pädagogischen Konzeptes unserer Führungen“, teilte der Verein am Sonntag in einem offenen Brief mit. Die Kongresshalle sollte ursprünglich 80 Meter hoch werden und 50 000 Menschen Platz bieten. Übrig geblieben ist ein 38 Meter hoher denkmalgeschützter Rohbau, der bis auf einige Lager leer steht.
Nun könnte diese in den kommenden Jahren zur neuen Spielstätte für die Oper und das Ballett des Nürnberger Staatstheaters werden. Das Opernhaus ist marode und darf spätestens 2025 nicht mehr betrieben werden. Eine vorübergehende Spielstätte in oder an der Kongresshalle gilt als eine Option. Am 15. Dezember soll der Stadtrat entscheiden. Das Staatstheater drängt auf eine schnelle Entscheidung. Eine Alternative zur Kongresshalle sehe man nicht, hieß es in einem offenen Brief der Personalvertretung. Das Ensemble traue sich einen zeitgemäßen Umgang mit dem historischen Kontext durchaus zu. (dpa)