Grundschüler tauchen in virtuelle Welten ein
Projekt Die Klasse 4c der Erich-Kästner-Schule in Ludwigsfeld experimentiert mit digitalen Objekten und Simulationen
Ludwigsfeld Carlotta erklärt ihre Welt. Ihre virtuelle Welt, die sie mit ihrem Klassenkameraden Moritz gemeinsam auf einem Merge Cube geschaffen hat. Jede der sechs Flächen des holografischen Würfels ist eine kleine Welt für sich, und Carlotta weiß genau, in welcher der virtuellen Welten sie am liebsten selbst einmal wäre: in der, in der sie und Moritz ein Kamel nach langer Zeit des Hungers endlich Futter finden lassen.
Die Kinder der Erich KästnerGrundschule in Ludwigsfeld sind mit der digitalen Welt vertraut. Die Schule verfügt über eine Trickfilmwerkstatt und über einen YoutubeKanal. Zum Schulprofil gehört es, die Medienkompetenz der Kinder zu stärken. Die Klasse 4c der Grundschule erhielt – finanziell gefördert von der Eva König-Köberle-Stiftung, die Kunst und Musik an schwäbischen Schulen unterstützt – Merge Cubes, spezielle Würfel, mit denen man via CoSpaces-App und der Kamera eines Tablets mit dreidimensionalen digitalen Objekten und Simulationen interagieren kann, sodass virtuelle und reale Welt ein Stück weit verschmelzen.
Das Kamel beispielsweise in Carlottas Welt ist in seiner realistischen Form vorgegeben, es kann aber farblich verändert werden, und seine Bewegungen können programmiert werden – so wie die Füchse, die Malte und Vincent in ihrer virtuellen Welt herumstromern lassen. Die Schülerinnen und Schüler lernten, eigene QR-Codes zu erstellen, mit denen sie ihre virtuellen Welten betreten können.
Schulleiterin Simone Hell sieht große Vorteile im Erlernen solcher Fähigkeiten: Im Erwachsenenleben seien diese für Arbeit und Unterhaltung nützlich, und das räumliche Vorstellungsvermögen der Schülerinnen und Schüler wird durch das kreative digitale Weltenbauen geschult. Zudem: Hier wird eine eigene Welt „erschaffen“, während sie bei Computerspielen nur genutzt wird.
Maelle, Romy und Cora haben die sechs Flächen des Merge Cubes zu friedlichen und witzigen Szenen genützt und lassen ihre Figuren auch – über Sprechblasen – ihre Gedanken äußern. Da sind Mädchen, die nicht möchten, dass die Jungs streiten, da wird ein Taxi gerufen, und die New Yorker Freiheitsstatue fragt sich aufgrund ihres seit dem Jahre 1886 mit einer Fackel erhobenen rechten Armes, wie lange sie das eigentlich noch tun soll.
Die Schüler Malte und Vincent dagegen haben eine dramatische Szene erfunden, in der ein Flugzeug auf einen Baum gestürzt ist. „Das Projekt ist auch Abwechslung im Schulalltag, es ermöglicht den Kindern, in eine andere Welt zu entfliehen“, sagt Schulleiterin Simone Hell.