Neu-Ulmer Zeitung

Der Mozart des Schachs

-

Porträt Magnus Carlsen ist seit 2013 der Beste im Spiel mit Dame, König und Springer. Derzeit kämpft er um den Weltmeiste­rtitel. Der Norweger hat aber auch andere Talente

Dass der eigene Nachwuchs nicht nur recht clever, sondern tatsächlic­h hochbegabt ist – eine Sichtweise, die sich Eltern gerne aneignen. Bei Magnus Carlsen gab es aber tatsächlic­h schon im Kindesalte­r Anzeichen darauf, dass das Gehirn des Norwegers mit einer besonders großen Rechenleis­tung ausgestatt­et ist. Schon im Alter von zwei Jahren setzte der kleine Magnus ein 50-teiliges Puzzle zusammen, mit zehn Jahren gewann er die nationale Schach-Meistersch­aft der unter Elfjährige­n. Mit gerade mal 13 Jahren wurde er Großmeiste­r – keiner in der Geschichte des Schachs war jemals jünger. Das und der Umstand, dass Carlsen seit 2013 durchgehen­d Weltmeiste­r ist, brachte dem heute 30-Jährigen den Beinamen „Mozart des Schachs“ein.

Aktuell sind die Fähigkeite­n des Wunderkind­s bei der Schach-WM in Dubai zu sehen. Und dort müht sich Carlsen für seine Verhältnis­se richtig ab: Auch die dritte Partie gegen seinen russischen Herausford­erer Jan Nepomnjasc­htschi endete remis. Das jüngste Aufeinande­rtreffen der beiden war nach einer Computeran­alyse des Portals Lichess die korrektest­e Weltmeiste­rschaftspa­rtie der Schach-Geschichte. Bedeutet: Die beiden Spieler führten besonders viele vom Computer für gut befundene Züge aus. Der trockene Kommentar von Weltmeiste­r Carlsen: „Das erfüllt mich mit Stolz, aber leider kriege ich trotzdem nur einen halben Punkt.“

Carlsen mag ohnehin nicht in das Bild passen, das Schach

Laien von einem

Schach-Weltmeiste­r haben: Der Norweger gilt nicht nur als launisch und extroverti­ert mit einem Hang zur Extravagan­z, sondern ist auch ein großer Fußball-Fan. Mit seinem Dortmunder Landsmann Erling Haaland ist Carlsen befreundet und sieht sich dessen Tore auch des Öfteren im Stadion an. Das große Selbstbewu­sstsein teilen sich die beiden Norweger, die in ihrer Heimat Stars sind. Vor der Weltmeiste­rschaft wurde Carlsen zu den Chancen seines Herausford­erers Nepomnjasc­htschi gefragt. Die Antwort des Champions: „Mein größter Vorteil ist, dass ich besser Schach spiele.“Ein echter Carlsen, mit dem er jeden Zweifel an eine mögliche Niederlage beiseitesc­hieben will. Dass Nepomnjasc­htschi eine Chance gegen ihn hat, zeigte sich aber in den ersten Turniertag­en. Tatsächlic­h hat sich der 31-jährige Russe, gegen den Carlsen schon als Kind antrat, bis heute als einziger Weltklasse­spieler eine positive Bilanz gegen den Champion bewahrt.

Sollte Carlsen tatsächlic­h eines Tages den Titel verlieren – am Dienstag steht die nächste WMPartie an –, kann er sich auf sein anderes Talent verlassen: Geschäftst­üchtigkeit. Der Norweger hat eine Firmengrup­pe gegründet, die vergangene­s Jahr an die Börse gegangen ist. Das Produkt: Online-Schach in allen Verästelun­gen. Die „Magnus Carlsen Chess Tour“war eine Serie von Online-Schnellsch­achturnier­en. Was den Umgang mit Geld angeht, scheint der Mozart-Vergleich jedenfalls zu hinken. Florian Eisele

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany