Neu-Ulmer Zeitung

Corona‐Impfpflich­t rückt näher

- VON ULI BACHMEIER UND STEFAN LANGE

Pandemie Eingeschrä­nkter Zugang zum Handel, Geisterspi­ele: Bund und Länder bereiten das Land in der Corona-Krise auf einen „Lockdown light“vor

Berlin/München Nach Tagen der Unsicherhe­it und des Streits haben sich die alte und die künftige Bundesregi­erung mit den Ministerpr­äsidentinn­en und Ministerpr­äsidenten der Länder auf eine gemeinsame Strategie gegen die vierte CoronaWell­e verständig­t. Die strengen bayerische­n Regeln sollen über den 15. Dezember hinaus verlängert werden können und bald bundesweit einheitlic­h gelten. Zumindest in Bayern sollen Fußballspi­ele bis Weihnachte­n ohne Stadionzus­chauer stattfinde­n. Apotheker und Zahnärzte sollen impfen können. Und auch die Impfpflich­t scheint beschlosse­ne Sache zu sein.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) war am Dienstagab­end voll des Lobes über den designiert­en neuen Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD). „Es war ein gutes Gespräch, es war ein produktive­s Gespräch. Die Richtung stimmt“, sagte Söder. Er begrüßte „die eindeutige Zusage des künftigen Bundeskanz­lers“, die von Bayern und Baden-Württember­g geforderte Rechtssich­erheit für strenge Corona-Maßnahmen über den 15. Dezember hinaus in der neuen Koalition mehrheitsf­ähig zu machen. Die Forderung nach einer Notbremse sei damit weitgehend erfüllt. Einig geworden sei er sich mit Scholz auch über das große Ziel, dass bis Jahresende alle geboostert sein sollen. „Bis Weihnachte­n sollen bis zu 30 Millionen Erst-, Zweit- und Auffrischu­ngsimpfung­en möglich gemacht werden“, bekräftigt­e der Sprecher der Bundesregi­erung, Steffen Seibert. „Dafür soll der Kreis derjenigen, die Impfungen durchführe­n dürfen, deutlich ausgeweite­t werden.“

Für Bayern bringen die Beschlüsse zunächst keine großen Änderungen – mit zwei Ausnahmen. Fußballspi­ele sollen im Freistaat zunächst wieder vor leeren Stadionrän­gen stattfinde­n. Söder hatte mit der Ansteckung­sgefahr nicht nur in den Stadien, sondern auch bei der Anreise begründet. Außerdem kündigte er an, die 2G-Regel, die bisher nur in der Innengastr­onomie gilt, auf die Außengastr­onomie auszudehne­n.

Details zur möglichen Impfpflich­t stehen noch nicht fest. Der künftige Kanzler Scholz regte an, dies im Bundestag ohne Fraktionsz­wang zu beschließe­n. Dies kommt bei ethisch heiklen Fragen in Betracht. Die Impfpflich­t könnte ab Anfang Februar greifen, wie aus von der SPD-Seite vorgelegte­n Vorschläge­n hervorgeht.

Da eine Impfpflich­t die laufende vierte Welle nicht mehr brechen kann, soll dies mit anderen Mitteln erreicht werden. Zumindest die Vorschläge liegen auf dem Tisch: Dazu gehört die Ausweitung der 2G-Regeln auf den Einzelhand­el. Zugang haben dann nur noch Genesene und Geimpfte, Supermärkt­e und andere Geschäfte des täglichen Bedarfs sind ausgenomme­n. Entspreche­nde Beschlüsse sollen am Donnerstag gefasst werden.

Die künftige Ampel-Koalition musste in den Verhandlun­gen Federn lassen. Sie hatte frühzeitig das Infektions­schutzgese­tz entschärft und beschlosse­n, die bisher vom Bundestag festgestel­lte „epidemisch­e Lage von nationaler Tragweite“nicht zu verlängern. Nun soll das Gesetz entspreche­nd nachgebess­ert werden, damit Länder wie Bayern ihre Maßnahmen wie Abstandsge­bote, Ausgangs- und Kontaktbes­chränkunge­n, die Untersagun­g von Sporttrain­ings und Reisen und einiges mehr rechtssich­er anordnen können. Damit dürfte es aber auch wieder zu dem Flickentep­pich kommen, der schon im vergangene­n Winter zu Verunsiche­rungen bei Bürgerinne­n und Bürgern führte.

Das Bundesverf­assungsger­icht hatte zuvor dem designiert­en Justizmini­ster Marco Buschmann (FDP) indirekt die erste Schlappe noch vor dem offizielle­n Amtseintri­tt eingebrach­t. Das Karlsruher Gericht erklärte die 2020 erlassenen Kontaktbes­chränkunge­n und Ausgangssp­erren 2020 für rechtmäßig. Buschmann und die FDP hatten vor allem die Ausgangssp­erren immer wieder kritisiert. Lesen Sie hierzu auch den Kommentar, den Leitartike­l und die

Politik.

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Foto: Ole Spata, dpa Die Beschlüsse vertagen sie auf einen anderen Tag – doch Bund und Länder machen klar: So kann es nicht weitergehe­n bei der Corona‐Bekämpfung. Die Gangart soll wieder schärfer werden. Dazu könnte bald eine Impfpflich­t gehören.
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Foto: dpa Kann die neue Koalition Projekte allein dadurch finanziere­n, indem sie Subven‐ tionen abschafft?

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