Vierte Welle wird nicht spurlos vorübergehen
Arbeitsmarkt Sinkende Arbeitslosenzahlen im November, doch der Blick auf 2022 ist deutlich „eingetrübt“
Nürnberg Die vierte Welle der Corona-Pandemie wird nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit nicht spurlos am Arbeitsmarkt vorbeirollen. „Der Blick ins nächste Jahr ist eher eingetrübt“, sagte der Vorstandschef der Bundesagentur, Detlef Scheele, bei der Vorstellung der November-Statistik in Nürnberg. „Wir gehen inzwischen von erhöhter Arbeitslosigkeit auch im nächsten Jahr aus.“
In der November-Statistik, die Daten bis zum 11. des Monats enthält, wird das jedoch noch nicht sichtbar. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland sank im November auf 2,317 Millionen. Damit waren im November 60.000 Menschen weniger ohne Job als noch im Oktober und 382.000 weniger als im November 2020. Die Arbeitslosenquote gab die Bundesagentur mit 5,1 Prozent an, im Oktober hatte sie bei 5,2 Prozent gelegen. Die Quote sei damit um 0,8 Punkte niedriger als im November 2020.
„Folgen der aktuellen, besorgniserregenden Corona-Situation in Deutschland zeigen sich bislang kaum“, sagte Scheele. Für die Zukunft hat der Bundesagentur-Chef jedoch Sorge – vor allem was die Impfquote in Deutschland angehe. Es zeige sich, dass die Kette der Verwicklungen immer mit einer niedrigen Impfquote anfange. In Gegenden mit wenig Impfungen steige die Inzidenz, das führe zu Schließungen, Existenzen seien gefährdet. Scheele forderte die künftige Bundesregierung auf, ein Gesetz zur allgemeinen Impfpflicht zumindest vorzubereiten, um es nötigenfalls rasch beschließen zu können.
Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) äußerte tiefe Bedenken. „Dieser positive Trend ist durch den aktuellen Verlauf der Pandemie mit den täglichen Höchstwerten bei den Infektionszahlen stark gefährdet“, sagte der geschäftsführende Minister. „Wir tun alles Nötige, um den Arbeitsmarkt sicher durch den Winter zu bringen.“
Heil zeigte sich zufrieden mit der Umsetzung der neuen 3G-Regel am Arbeitsplatz – sie werde in weiten Teilen der Wirtschaft vorbildlich umgesetzt und steigere die Impfbereitschaft in der Bevölkerung. „Wir erleben neue Hindernisse für den Arbeitsmarkt, die im Winter aller Voraussicht nach zunehmen werden. Die Anzeigen für Kurzarbeit gehen bereits wieder hoch, vor allem im Gastgewerbe“, betonte Heil. Die Bundesregierung hatte kürzlich beschlossen, den erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld bis März 2022 zu verlängern. (dpa)