Maxwells zwei Gesichter
Epsteins Ex-Partnerin: Der erste Prozesstag
New York Zu Beginn des Missbrauchsprozesses gegen Jeffrey Epsteins Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell haben Staatsanwaltschaft und Verteidigung sehr unterschiedliche Versionen von der Rolle der 59-Jährigen gezeichnet. Die Staatsanwaltschaft beschrieb Maxwell am Montag als „rechte Hand“des in höchsten US-Kreisen verkehrenden Epstein und als rücksichtslose Komplizin bei der Beschaffung minderjähriger Opfer für ihn. Die Verteidigung dagegen porträtierte sie ihrerseits als „Opfer eines narzisstischen Mannes“, der die Welt um sich herum manipuliert habe.
Staatsanwältin Lara Pomerantz sagte bei ihrem Eröffnungsplädoyer in dem New Yorker Gericht, Maxwell habe in dem von Epstein betriebenen Missbrauchsring eine entscheidende Rolle gespielt. Sie habe das Vertrauen von Mädchen gewonnen und sie dann ihrem ehemaligen Partner zugeführt. „Sie wusste genau, was passieren würde.“Maxwell ist in sechs Punkten angeklagt, ihr drohen im Falle einer Verurteilung viele Jahre Haft. Maxwells Anwältin griff die vier Hauptzeuginnen an. Die mutmaßlichen Verbrechen seien 15 bis 25 Jahre her: „Wie wir alle wissen, verblassen Erinnerungen mit der Zeit.“Auch hätten sie nach dem mutmaßlichen Missbrauch teils weiter Kontakt zum schwerreichen Epstein gehalten oder seien nicht glaubwürdig, weil sie durch Geld und Karriereförderung von diesem profitiert hätten.
Maxwell war am Montagmorgen – am Nachmittag deutscher Zeit – mit einem hellen Pullover und einer schwarzen Hose bekleidet in den Gerichtssaal in Manhattan gekommen, die jetzt kinnlangen Haare trug sie offen. Sie wirkte ernst, konzentriert und zeigte wenig Regung.
Maxwells Ex-Partner war der Aufbau eines Prostitutionsrings mit dutzenden minderjährigen Missbrauchsopfern vorgeworfen worden. Ein Prozess 2008 endete mit einem vorteilhaften Deal für Epstein. Zu einem erneuten Prozess gegen den bestens vernetzten Multimillionär kam es nie, weil Epstein sich 2019 in seiner Gefängniszelle umgebracht hatte. Im vergangenen Jahr war dann Maxwell verhaftet worden. Viele sehen das Verfahren gegen sie als Stellvertreterprozess. (dpa)