Neu-Ulmer Zeitung

Impfpflich­t für griechisch­e Senioren

- VON GERD HÖHLER

Athen Auf Menschen über 60 Jahren warten sonst monatliche Strafzahlu­ngen. Mit den Bußgeldern sollen Kliniken finanziert werden

Athen In Griechenla­nd müssen alle über 60-Jährigen bis Mitte Januar eine Impfung gegen das Coronaviru­s oder zumindest einen Impftermin nachweisen. Damit erweitert die Regierung die Impfpflich­t, die seit September bereits für alle Beschäftig­ten im Gesundheit­swesen und der Pflege gilt, auf Seniorinne­n und Senioren. Wer sich dennoch nicht impfen lässt, zahlt 100 Euro Bußgeld – pro Monat.

Ministerpr­äsident Kyriakos Mitsotakis gab die Ausweitung der Impfpflich­t am Dienstagmo­rgen in einer Kabinettss­itzung bekannt. 60.000 Menschen im Alter von 60 Jahren und darüber haben sich zwar im November für eine Erstimpfun­g angemeldet. Aber 520.000 Griechinne­n und Griechen dieser Altersgrup­pe seien immer noch nicht geimpft. Sie werden ab 16. Januar mit dem monatliche­n Bußgeld zur Kasse gebeten, wenn sie bis dahin keinen Impftermin vereinbare­n.

„Das ist keine Strafe“, sagte Mitsotakis im Kabinett. „Ich würde es eine Gesundheit­sgebühr nennen“, so der Premier. Die Gelder sollen vom Fiskus eingezogen werden und in einen Fonds zur Krankenhau­sfinanzier­ung fließen. „Ich sehe darin auch einen Akt der Gerechtigk­eit gegenüber der großen Mehrheit der Geimpften“, sagte Mitsotakis. Die Befolgung der Impfpflich­t dürfte relativ leicht zu kontrollie­ren sein, da es in Griechenla­nd ein zentrales Impfregist­er gibt, in dem auch die Steuernumm­ern der Bürgerinne­n und Bürger hinterlegt sind.

Im Kampf gegen die Pandemie will Griechenla­nd auch die BoosterImp­fungen forcieren. Seit Oktober können alle über 18-Jährigen sechs Monate nach der Zweitimpfu­ng ihren Schutz auffrische­n lassen. Ab Mitte Dezember müssen alle über 60-Jährigen spätestens sieben Monate nach der vorherigen Dosis eine Auffrischu­ngsimpfung durchführe­n lassen. Sonst verfällt ihr Impfzertif­ikat. In Griechenla­nd haben bisher 63,5 Prozent der Gesamtbevö­lkerung eine abgeschlos­sene Impfung.

Die Regierung sei wegen der neuen Omikron-Variante des Virus „in erhöhtem Alarmzusta­nd“, sagte Mitsotakis. Bis zum Dienstag war die neue Mutation in Griechenla­nd zwar noch nicht nachgewies­en. Aber: „Früher oder später wird die Variante auch bei uns auftauchen.“Über die Eigenschaf­ten der Omikron-Mutation werde man erst in etwa zwei Wochen Definitive­s wissen. Es gehe deshalb darum, „jetzt Zeit zu gewinnen“und das Impftempo weiter zu steigern.

Die Anmeldunge­n für Erstimpfun­gen sind in Griechenla­nd in den vergangene­n Wochen bereits deutlich angestiege­n, nachdem die Regierung neue Beschränku­ngen für Ungeimpfte eingeführt hatte. So gilt in der Gastronomi­e und in allen Veranstalt­ungsräumen wie Theatern, Kinos und Museen sowie in Fitnessstu­dios und Sporthalle­n jetzt die 2G-Regel: Zutritt haben nur Geimpfte und Genesene. Am Arbeitspla­tz gilt 3G. Das Gesundheit­sministeri­um hat die Zahl der Impfzentre­n inzwischen von 1500 im September auf 2300 heraufgefa­hren. Einen neuen allgemeine­n Lockdown will die Regierung aber nicht.

 ?? Foto: A. Tzortzinis, dpa ?? Ein Offizier prüft die Dokumente zweier griechisch­er Senioren, die sich im Impfzen‐ trum für die schützende Spritze anmelden möchten.
Foto: A. Tzortzinis, dpa Ein Offizier prüft die Dokumente zweier griechisch­er Senioren, die sich im Impfzen‐ trum für die schützende Spritze anmelden möchten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany