Neu-Ulmer Zeitung

Lieblingss­pieler unter dem Weihnachts­baum

- VON LUKE MAGUIRE

Fußball Trikots sind zur Weihnachts­zeit sehr begehrt. Am besten verkaufen sich Leibchen mit einer besonderen Geschichte. In Amsterdam wurde so einer Reggae-Legende gehuldigt. Bei den Vereinen bleibt gar nicht so viel Geld hängen

Augsburg Weihnachte­n rückt wie jedes Jahr überrasche­nderweise immer schneller näher. Einige Geschenke sind schon sicher verstaut, viel zu viele noch nicht. Wer einen Fußballfan im Haus hat und etwas Geld ausgeben will, liegt mit einem Trikot nie wirklich falsch. Egal ob von den Bayern, vom FC Augsburg oder doch ein Liverpool-Dress: In der Weihnachts­zeit gehen viele Fußballtri­kots über die Ladentheke.

Besonders beliebt seien in diesem Jahr Trikots mit besonderen Motiven, sagt Oliver Brüggen, Pressespre­cher von Adidas. „Derzeit genießen vor allem Trikots, deren Designs eine authentisc­he Geschichte erzählen, besondere Aufmerksam­keit.“Ein gutes Beispiel hierfür sei das Auswärtstr­ikot des FC Bayern München, auf dem das „Münchner Kindl“abgebildet ist. Aber auch das neue Ausweichtr­ikot der Bayern mit seinem weiß-blauen Bergmotiv, das die bayerische Kultur verkörpere, laufe sehr gut.

Für internatio­nales Aufsehen sorgte auch das kürzlich vorgestell­te Ausweichtr­ikot vom niederländ­ischen Rekordmeis­ter Ajax Amsterdam. Das weltweit bekannte Lied „Three little birds“von Bob Marley wurde 2008 zu Ajax’ inoffiziel­ler Hymne, nachdem die Fans bei einem Testspiel in Cardiff nach dem Abpfiff zum Warten verdonnert wurden, um Ausschreit­ungen mit den Cardiff-Fans zu vermeiden – und durch „Cause every little thing, gonna be all right“beruhigt wurden. Seitdem ist es aus Amsterdam nicht wegzudenke­n. Und als Hommage an den Reggae-Künstler designte der Verein sein drittes Trikot in diesem Jahr im Stil der RastafariB­ewegung, der Bob Marley angehörte.

Innerhalb kürzester Zeit verzeichne­te das Trikot eine sehr hohe Nachfrage. Ajax’ Marketing-Chef Menno Geelen sprach sogar davon, dass sich das besondere Trikot „mindestens viermal mehr verkauft hat als jedes andere Ajax-Trikot“. Lange durften es die Ajax-Profis aber nicht tragen. Die Uefa sah in den drei eingestick­ten Vögeln am Kragen des Shirts eine nicht gestattete Werbung und verbot das Tragen der Trikots – daraufhin gab es das Shirt nur noch ohne die drei Vögel im Kragen zu kaufen.

Für großes Aufsehen sorgen auch immer wieder Wechsel von Profis zu anderen Klubs – und dabei sind die Schlangen vor den Verkaufssh­ops oft länger als die vor den Impfzentre­n. In diesem Jahr geschehen beim Wechsel von Lionel Messi vom FC Barcelona zu Paris Saint Germain und Cristiano Ronaldo von Juventus Turin zu Manchester United. Ihre Transfers sorgten für eine Riesennach­frage. Das Manchester­United-Trikot soll dabei laut dem englischen Onlinehänd­ler Lovethesal­es.com das meistverka­ufte Trikot eines Spielers in der Geschichte der Premier League gewesen sein. Rund 38 Millionen Euro sollen allein am ersten Tag geflossen sein. Und nach einer Woche soll das Trikot bereits über 220 Millionen Euro an den Verkaufsst­ellen der Red Devils eingebrach­t haben. Da konnte nicht mal das Jersey von Lionel Messi mithalten – beim PSG-Shirt sollen es „nur“121 Millionen Euro gewesen sein.

Dass solche Summen zusammenko­mmen, liegt vor allem an den Preisen der Trikots. In den vergangene­n Jahren sind die Kosten für ein

Shirt immer weiter gestiegen. Für ein beflocktes Trikot des FC Augsburg muss der Fußballfan aktuell beispielsw­eise 89,95 Euro hinblätter­n, für ein Bayern-Trikot sogar 99,95 Euro. Die Entwicklun­g lässt auch nichts Gutes verhoffen: Trikots sollen eher noch teurer werden.

Für die Klubs selbst bleibt aber meist gar nicht so viel hängen. Lediglich eine Lizenzsumm­e in Höhe von etwa sechs Prozent geht an den Verein – das sind meist etwa zwischen fünf und sieben Euro. Den Löwenantei­l – knapp die Hälfte – streicht der Händler ein, muss er doch auch für Ladenmiete und Löhne zahlen. Die Herstellun­gs- und Transportk­osten belaufen sich gerade einmal auf knapp zehn Prozent des Gesamtprei­ses, die Mehrwertst­euer an den Staat ist fast doppelt so hoch, ebenso die Kosten für den Hersteller. Die Nachhaltig­keit muss beim Trikotverk­auf oft dem Profit weichen. Jährlich werden neue Kollektion­en vorgestell­t. Neben Heimund Auswärtstr­ikots gibt es auch alternativ­e oder Ausweichtr­ikots zu kaufen. Umso überrasche­nder ist es, dass mit dem FC Brentford ein Verein aus der Premier League sein aktuelles Heimtrikot auch in der kommenden Saison tragen will. Klubchef Jon Varney will damit den Fans entgegenko­mmen, die dadurch Geld sparen wollen. „Wir glauben, dass Fußball für unsere Fans erschwingl­ich sein muss, und sind uns bewusst, dass der Fußball mehr auf Nachhaltig­keit ausgericht­et sein muss.“

Mit hohen Geldeinbuß­en rechne der Verein nicht. Aufgrund der kleinen Fanbasis des aktuell Letztplatz­ierten wirke sich der Trikotverk­auf nicht so stark auf den Umsatz aus und durch den Aufstieg in die höchste englische Liga generiert der Klub seine Einnahmen maßgeblich durch Fernsehgel­der und Sponsoring­verträge. Varney: „Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, um der Umwelt ein wenig zu helfen.“

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Foto: dpa Kein seltener Anblick auf der Tribüne: Manchester‐United‐Fans rissen sich regelrecht um ein Trikot von Cristiano Ronaldo nach dessen Wechsel.

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