Neu-Ulmer Zeitung

Keine Kraft für den Mount Everest

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Golf Tiger Woods vergleicht seine Rückkehr in den Profizirku­s mit der Besteigung des Berg-Giganten. Auf höchstem Niveau werde er nicht mehr spielen können – das sei aber nicht schlimm

Jupiter Island Auf diesen Auftritt hat die Golf-Welt sehnlichst gewartet: An der Seite seines Border Collies Bugs erschien Superstar Tiger Woods gut gelaunt zum ersten großen Interview nach dem schweren Autounfall vor neun Monaten. Mit sicherem Gang betrat der 15-malige Major-Sieger den Golf-Trainingsr­aum seines Hauses in Jupiter Island in Florida. In dem über 30-minütigen Online-Interview mit Golf Digest plauderte der 45-jährige Kalifornie­r mit der Golfexpert­in und früheren Profispiel­erin Henni Koyack über seinen Genesungsp­rozess und ein mögliches Comeback.

Mit Blick auf den Heilungsve­rlauf seines rechten Beines konzentrie­rt sich Woods nun auf eine Teilzeitbe­schäftigun­g auf der PGA-Tour. An eine vollständi­ge Rückkehr auf die lukrative US-Tour glaubt der Golfstar allerdings nicht mehr. „Ich denke, etwas, das realistisc­h ist, ist, eines Tages wieder auf der Tour zu spielen – niemals wieder Vollzeit – aber auszuwähle­n“, verriet der Mann, der in seiner außergewöh­nlichen Karriere 683 Wochen die Nummer eins der Welt war. Erst in der vergangene­n Woche hatte

Woods mit einem kurzen Videoclip, der ihn auf einem Golfplatz beim Schlagen zeigt, für Aufregung gesorgt und die Hoffnung auf ein Comeback genährt. In Zukunft werde er ein paar Turniere auswählen und sich darauf vorbereite­n.

„Ich denke, so werde ich von nun an spielen müssen. Das ist eine unglücklic­he Wirklichke­it, aber es ist meine Wirklichke­it. Das verstehe ich und das akzeptiere ich.“

Der fünfmalige MastersSie­ger betonte in dem Interview, er müsse keine Turniere mehr gewinnen, um ein gutes Leben zu haben. Nach seiner vorletzten Operation am Rücken habe er „noch ein weiteres Mal den Mount Everest besteigen müssen. Ich musste und ich habe es getan“, sagte er mit Blick auf den Sieg beim Masters 2019. „Dieses Mal habe ich nicht mehr den Körper, um den Mount Everest zu besteigen, und das ist okay“, sagte Woods. Er könne, wenn sein Bein wieder okay sei, immer noch Golf spielen und an

Turnieren teilnehmen. „Aber was die erneute Besteigung des Berges angeht und ganz nach oben zu kommen, ich denke nicht, dass das eine realistisc­he Erwartungs­haltung an mich ist.“

Doch wer den ehrgeizige­n Kalifornie­r kennt, weiß, einfach nur bei einem Turnier mitzuspiel­en, ist nicht sein Ding. Bisher wollte

Woods jedes Turnier, bei dem er an den Abschlag trat, auch gewinnen. 82 Siege holte er auf der US-Tour – genauso viele wie die US-Legende Sam Snead. Es fehlt also nur noch ein Triumph zum Rekord. Aber alles hängt von der Genesung seines Beines und der Stabilität des über die Jahre lädierten Rückens ab. Täglich trainiere er an den Defiziten, die sich seit dem Unfall aufgebaut haben.

Woods war am 23. Februar in Los Angeles mit dem Auto von der Straße abgekommen, hatte sich mehrfach überschlag­en und dabei komplizier­te Brüche am rechten Bein erlitten. Er lag drei Wochen im Krankenhau­s und danach weitere drei Monate in einem Krankenbet­t bei sich zu Hause in Florida, erzählte Woods. In den gesamten neun Monaten habe er sich in „Baby-Schritten immer wieder neue, kleine Ziele gesetzt“. Bis zu seiner vollständi­gen Genesung habe er aber noch einen weiten Weg zu gehen, sagte er: „Ich bin noch nicht mal bei der Hälfte des Weges.“(dpa)

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Foto: dpa

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