Neu-Ulmer Zeitung

So schützen sich Einsatzkrä­fte vor Corona‐Infektione­n

- VON SEBASTIAN MAYR

Pandemie Kürzlich wurde eine positiv getestete Frau in einen Unfall verwickelt. Wie bereiten sich Helfer auf so etwas vor?

Landkreis Nach einem Unfall auf der A8 am Samstag hat die Polizei eine Frau gelobt, die unverletzt blieb und wegen ihrer Corona-Infektion auf Abstand zu allen Rettungskr­äften ging. „Ich weiß nicht, ob jeder in einer solchen Situation so gedankensc­hnell handelt“, sagt der Ulmer Polizeispr­echer Jürgen Rampf. Die Frau habe sich vorbildlic­h verhalten. Doch wie bereiten sich Einsatzkrä­fte auf derartige Vorfälle vor?

Mit einem Mund-Nasen-Schutz, sagt Rampf. Bei der Polizei könne man sich schließlic­h nicht einfach von anderen Menschen fernhalten. Sein Kollege Dominic Geißler vom Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/ West ergänzt: Die medizinisc­he Maske oder die FFP2-Maske werde immer getragen: auf der Dienststel­le, im Streifenwa­gen oder im Einsatz. Nur am eigenen Schreibtis­ch dürfe sie abgenommen werden. Man achte auf die Hygienereg­eln wie das Desinfizie­ren. Wo es möglich sei, halte man die Abstandsvo­rgaben ein – aber: „Kein Polizist wird sagen, da gehe ich nicht hin. Wir wollen helfen, deswegen sind wir Polizisten geworden.“

Geißler kennt auch Fälle, in denen Kolleginne­n und Kollegen in kompletter Schutzausr­üstung arbeiten, also mit Ganzkörper­anzügen. Es habe Fälle von häuslicher Gewalt gegeben, bei denen der Täter wegen einer Corona-Infektion in Isolation gewesen sei. „Da müssen wir rein, weil wir das Opfer schützen müssen“, erklärt Geißler. Fälle, in denen sich Beamtinnen oder Beamte des Präsidiums im Dienst infiziert haben, sind ihm nicht bekannt. Mit einer Ausnahme: Ein Neu-Ulmer Polizist hat sich bei einem Sportlehrg­ang angesteckt, das Verwaltung­sgericht Augsburg beurteilte dies als Dienstunfa­ll.

Auch Feuerwehrl­eute achten exakt darauf, sich zu schützen. Kreisbrand­rat Bernhard Schmidt erläutert, dass alle Frauen und Männer bei Einsätzen FFP2-Masken trügen. Da viele die Arbeit mit Atemschutz­geräten gewöhnt seien, stelle das keine ungewohnte Belastung dar. In Einzelfäll­en tausche man aber das Personal, wenn eine bestimmte Zeit überschrit­ten sei oder Feuerwehrl­eute über Probleme klagten. Schmidt verweist auch auf Sonderimpf­aktionen im Frühjahr und auf weitere geplante für

Auffrischu­ngsimpfung­en – die Helferinne­n und Helfer seien einem besonderen Risiko ausgesetzt. Wenn jemand einen Unfall erleide oder aus einem Gebäude gerettet werden müsse, kenne man dessen oder deren Gesundheit­sstatus fast nie.

Schon vor Beginn der Pandemie trugen Feuerwehrl­eute unter ihren Schutzhand­schuhen Hygienehan­dschuhe. Wenn ein Unfallopfe­r beispielsw­eise blutet und an Hepatitis B leidet, könnten die Erreger sonst auf die Einsatzkrä­fte übertragen werden. Neu sind also bloß die Masken – und dieser Schutz hat sich bislang bewährt. Infektione­n und Quarantäne-Fälle habe es gegeben, berichtet Schmidt. Letzteres auch nach Einsätzen, bei denen CoronaKran­ke versorgt wurden. „Die Einsatzber­eitschaft war nie beeinträch­tigt“, betont der Kreisbrand­rat.

Stefan Kast, der Kreisgesch­äftsführer des Bayerische­n Roten Kreuzes, berichtet, dass die Leitstelle schon bei eingehende­n Notrufen viele Fragen vorab klärt. Geht es zu einem Corona-Verdachtsf­all, machen sich die Rettungsas­sistenten und Notfallsan­itäterinne­n mit einem kompletten Schutzanzu­g auf den Weg zu der Person. Handschuhe waren schon früher Standard, FFP2-Masken sind es jetzt. Den Patientinn­en und Patienten wird Fieber gemessen und möglichst rasch eine medizinisc­he oder – bei erhöhter Temperatur – eine FFP2-Maske angezogen. Sofern nichts anderes erforderli­ch ist, bleibt eine Einsatzkra­ft erst einmal auf Abstand, schildert Kast. „Der Umgang mit Kranken ist nichts Neues für uns“, sagt er. Aber anfangs habe man es erst in die Köpfe aller bekommen müssen, dass auch augenschei­nlich gesunde Menschen infiziert sein können. Die Sicherheit­smaßnahmen haben sich bewährt, so Kast. Bislang habe es beim BRK-Kreisverba­nd Neu-Ulm nur wenige Infektione­n gegeben.

● 7‐Tage‐Inzidenz (RKI‐Wert): 645,0 Neuinfekti­onen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner

● Sieben‐Tage‐Fallzahl: 1134 ● Todesfälle bisher: 157 (+5)

● Corona‐Patienten auf Intensiv‐ station: 7 (davon beatmet: 3)

● Intensivbe­tten frei: 3

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Foto: Roessler, dpa (Symbolbild) Rettungskr­äfte schützen sich mit Mas‐ ken.

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