So schützen sich Einsatzkräfte vor Corona‐Infektionen
Pandemie Kürzlich wurde eine positiv getestete Frau in einen Unfall verwickelt. Wie bereiten sich Helfer auf so etwas vor?
Landkreis Nach einem Unfall auf der A8 am Samstag hat die Polizei eine Frau gelobt, die unverletzt blieb und wegen ihrer Corona-Infektion auf Abstand zu allen Rettungskräften ging. „Ich weiß nicht, ob jeder in einer solchen Situation so gedankenschnell handelt“, sagt der Ulmer Polizeisprecher Jürgen Rampf. Die Frau habe sich vorbildlich verhalten. Doch wie bereiten sich Einsatzkräfte auf derartige Vorfälle vor?
Mit einem Mund-Nasen-Schutz, sagt Rampf. Bei der Polizei könne man sich schließlich nicht einfach von anderen Menschen fernhalten. Sein Kollege Dominic Geißler vom Polizeipräsidium Schwaben Süd/ West ergänzt: Die medizinische Maske oder die FFP2-Maske werde immer getragen: auf der Dienststelle, im Streifenwagen oder im Einsatz. Nur am eigenen Schreibtisch dürfe sie abgenommen werden. Man achte auf die Hygieneregeln wie das Desinfizieren. Wo es möglich sei, halte man die Abstandsvorgaben ein – aber: „Kein Polizist wird sagen, da gehe ich nicht hin. Wir wollen helfen, deswegen sind wir Polizisten geworden.“
Geißler kennt auch Fälle, in denen Kolleginnen und Kollegen in kompletter Schutzausrüstung arbeiten, also mit Ganzkörperanzügen. Es habe Fälle von häuslicher Gewalt gegeben, bei denen der Täter wegen einer Corona-Infektion in Isolation gewesen sei. „Da müssen wir rein, weil wir das Opfer schützen müssen“, erklärt Geißler. Fälle, in denen sich Beamtinnen oder Beamte des Präsidiums im Dienst infiziert haben, sind ihm nicht bekannt. Mit einer Ausnahme: Ein Neu-Ulmer Polizist hat sich bei einem Sportlehrgang angesteckt, das Verwaltungsgericht Augsburg beurteilte dies als Dienstunfall.
Auch Feuerwehrleute achten exakt darauf, sich zu schützen. Kreisbrandrat Bernhard Schmidt erläutert, dass alle Frauen und Männer bei Einsätzen FFP2-Masken trügen. Da viele die Arbeit mit Atemschutzgeräten gewöhnt seien, stelle das keine ungewohnte Belastung dar. In Einzelfällen tausche man aber das Personal, wenn eine bestimmte Zeit überschritten sei oder Feuerwehrleute über Probleme klagten. Schmidt verweist auch auf Sonderimpfaktionen im Frühjahr und auf weitere geplante für
Auffrischungsimpfungen – die Helferinnen und Helfer seien einem besonderen Risiko ausgesetzt. Wenn jemand einen Unfall erleide oder aus einem Gebäude gerettet werden müsse, kenne man dessen oder deren Gesundheitsstatus fast nie.
Schon vor Beginn der Pandemie trugen Feuerwehrleute unter ihren Schutzhandschuhen Hygienehandschuhe. Wenn ein Unfallopfer beispielsweise blutet und an Hepatitis B leidet, könnten die Erreger sonst auf die Einsatzkräfte übertragen werden. Neu sind also bloß die Masken – und dieser Schutz hat sich bislang bewährt. Infektionen und Quarantäne-Fälle habe es gegeben, berichtet Schmidt. Letzteres auch nach Einsätzen, bei denen CoronaKranke versorgt wurden. „Die Einsatzbereitschaft war nie beeinträchtigt“, betont der Kreisbrandrat.
Stefan Kast, der Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes, berichtet, dass die Leitstelle schon bei eingehenden Notrufen viele Fragen vorab klärt. Geht es zu einem Corona-Verdachtsfall, machen sich die Rettungsassistenten und Notfallsanitäterinnen mit einem kompletten Schutzanzug auf den Weg zu der Person. Handschuhe waren schon früher Standard, FFP2-Masken sind es jetzt. Den Patientinnen und Patienten wird Fieber gemessen und möglichst rasch eine medizinische oder – bei erhöhter Temperatur – eine FFP2-Maske angezogen. Sofern nichts anderes erforderlich ist, bleibt eine Einsatzkraft erst einmal auf Abstand, schildert Kast. „Der Umgang mit Kranken ist nichts Neues für uns“, sagt er. Aber anfangs habe man es erst in die Köpfe aller bekommen müssen, dass auch augenscheinlich gesunde Menschen infiziert sein können. Die Sicherheitsmaßnahmen haben sich bewährt, so Kast. Bislang habe es beim BRK-Kreisverband Neu-Ulm nur wenige Infektionen gegeben.
● 7‐Tage‐Inzidenz (RKI‐Wert): 645,0 Neuinfektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner
● Sieben‐Tage‐Fallzahl: 1134 ● Todesfälle bisher: 157 (+5)
● Corona‐Patienten auf Intensiv‐ station: 7 (davon beatmet: 3)
● Intensivbetten frei: 3