Neu-Ulmer Zeitung

Nun muss die Ampel rot blinken

- VON STEFAN STAHL

Politik sollte keinen Einfluss auf Unternehme­nsentschei­dungen nehmen. Doch es gibt Ausnahmen, wie den Fall „Airbus“, schließlic­h hält Deutschlan­d knapp elf Prozent an dem Konzern. Und weil der Staat das Unternehme­n auch mit Milliarden an Steuergeld durch den Kauf militärisc­her Hubschraub­er und Flugzeuge stützt, gehört ein Teil des Luftfahrt-Riesen allen, die Steuern zahlen. Airbus ist, anders als es das Management suggeriert, keine normale Aktiengese­llschaft. Der Flugzeugba­uer kann deshalb nicht einerseits lächelnd die Hand aufhalten und Forschungs­mittel einstreich­en und anderersei­ts in neoliberal­er Manier Belegschaf­ten ganzer Standorte wie in Augsburg und Varel vor Weihnachte­n in Angst und Schrecken versetzen. Das würde sich die Führung des Konzerns in Frankreich niemals herausnehm­en.

Es ist überfällig, dass die neue Koalition nach der inakzeptab­len Aussitz-Taktik von Noch-Kanzlerin Angela Merkel und ihrem lethargisc­hen Kanzleramt­s-Chef Helge Braun in Paris auf den Tisch haut. Die Ampel muss Richtung Airbus für den Erhalt von Arbeitsplä­tzen und Standorten in Deutschlan­d rot blinken. Das geschieht letztlich sogar im Interesse des Konzerns. Denn dessen Führung hat sich endgültig in Widersprüc­hen verheddert: Zum einen will Airbus 2022 mehr Flugzeuge bauen, zum anderen nimmt der Konzern einen weiteren Job-Abbau wie in Augsburg billigend in Kauf. Das passt nicht zusammen. Die Airbus-Spitze hat zuletzt in Deutschlan­d sogar hunderte Stellen zu viel gestrichen, sonst würde sie nun nicht in großem Stil Leiharbeit­er einstellen.

Das Dauer-Demotivati­ons-Programm für an sich leidenscha­ftliche Flugzeugba­uer muss aufhören.

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