„Geisterspiele finde ich nicht verhältnismäßig“
FCA Finanz-Geschäftsführer Michael Ströll kritisiert die Pläne von Ministerpräsident Markus Söder scharf.
Augsburg Wie wichtig die eigenen Fans im Abstiegskampf sind, das weiß der FC Augsburg nicht erst seit dem 2:1-Heimsieg gegen den FC Bayern München. Die Mehrzahl der 26.000 Zuschauer peitschte den FCA auch unter 2G-Regeln zur Sensation. Beim FCA wäre man schon froh, wenn man am Samstag (15.30 Uhr/ Sky) im wichtigen Heimspiel gegen den VfL Bochum rund 7000 Fans in der WWK-Arena hätte. So viele lässt die aktuell gültige Infektionsschutzverordnung zu. Doch auch daraus könnte nichts werden, wenn Bayerns Ministerpräsident Markus Söder seine Ankündigung wahr macht, Geisterspiele im Fußball in Bayern auch dann durchzusetzen, wenn sich Bund und Länder am Donnerstag nicht auf ein einheitliches Vorgehen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie einigen.
Für Michael Ströll, den Geschäftsführer Finanzen des FCA, wäre das ein Horror-Szenario. „Geisterspiele finde ich nicht verhältnismäßig, weil wir den Infektionsschutz unter den bisherigen Voraussetzungen und den bestehenden Hygienekonzepten, die weltweit als vorbildlich eingestuft werden, gut umsetzen können.“Die Umsatzverluste des FCA seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren summieren sich derzeit auf rund 40 Millionen Euro. Jedes Geisterspiel würde den FCA Einnahmen von rund einer Million kosten.
Dieser Total-Ausschluss der Zuschauer müsse aber nicht sein, ist sich Ströll sicher. Er sei überzeugt, „dass es einen umsetzbaren Weg zwischen ausverkauftem Stadion und Geisterspielen gibt, denn Zuschauer im Freiluftstadion und Infektionsschutz schließen sich nicht grundsätzlich aus, auch nicht bei den aktuellen Infektionszahlen“.
Natürlich ist Ströll als wirtschaftlich Verantwortlicher des FCA mit der aktuellen Fassung der bayerischen InfektionsschutzmaßnahmenVerordnung, die für Sportveranstaltungen eine Kapazitätsbeschränkung von maximal 25 Prozent der üblichen Stadionkapazität bei Einhaltung der 2G-Plus-Regelung vorsieht, nicht gerade glücklich. Doch könnte er bei der derzeitigen Corona-Lage damit leben.
Und darum hat der FC Augsburg auch am Mittwochmorgen den Vorverkauf für das Bochum-Spiel in Abstimmung mit den örtlichen Behörden gestartet. Trotzdem ist man beim FCA vorsichtig. Der Ticketpreis wird erst abgebucht, wenn das Spiel auch mit Zuschauern stattgefunden hat.
Die aktuellen Beschränkungen würde der FCA, trotz aller wirtschaftlichen Belastungen, mittragen. Ströll dazu: „Aufgrund der stark gestiegenen Infektionszahlen und der Auslastung der Krankenhäuser mit Covid-Patienten können wir nachvollziehen, dass die Zuschauerkapazität im Sinne des Infektionsschutzes reduziert werden muss. Am vergangenen Wochenende waren zum Teil ausverkaufte Stadien in anderen Bundesländern kein gutes Zeichen.“So erlebten 50.000 Zuschauer im ausverkauften Kölner Stadion den 4:1-Sieg des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach. In Sachsen hingegen spielte RB Leipzig vor leeren Rängen.
Diese Ungleichbehandlung ist auch Michael Ströll ein Dorn im Auge. Er kann vieles nicht mehr verstehen. Normalerweise ist der 37-Jährige um Ausgleich bemüht. Doch die medienwirksamen Alleingänge von Söder bringen ihn auf die Palme. „Es ist für viele nicht mehr nachvollziehbar, dass bestimmte Bereiche des Lebens das Fehlverhalten von politischen Verantwortungsträgern jetzt ausbaden sollen.“Mit Sorge blickt er auf die Entscheidungen, die am Donnerstag getroffen werden. „Wenn Geisterspiele angeordnet werden, gehen die Fans in die Kneipen oder treffen sich ohne Maske privat in geschlossenen Räumen. Das hat man bei den letztmaligen Geisterspielen feststellen müssen. Ist das dann sinnvoller?“