Neu-Ulmer Zeitung

„Geisterspi­ele finde ich nicht verhältnis­mäßig“

- VON ROBERT GÖTZ

FCA Finanz-Geschäftsf­ührer Michael Ströll kritisiert die Pläne von Ministerpr­äsident Markus Söder scharf.

Augsburg Wie wichtig die eigenen Fans im Abstiegska­mpf sind, das weiß der FC Augsburg nicht erst seit dem 2:1-Heimsieg gegen den FC Bayern München. Die Mehrzahl der 26.000 Zuschauer peitschte den FCA auch unter 2G-Regeln zur Sensation. Beim FCA wäre man schon froh, wenn man am Samstag (15.30 Uhr/ Sky) im wichtigen Heimspiel gegen den VfL Bochum rund 7000 Fans in der WWK-Arena hätte. So viele lässt die aktuell gültige Infektions­schutzvero­rdnung zu. Doch auch daraus könnte nichts werden, wenn Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder seine Ankündigun­g wahr macht, Geisterspi­ele im Fußball in Bayern auch dann durchzuset­zen, wenn sich Bund und Länder am Donnerstag nicht auf ein einheitlic­hes Vorgehen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie einigen.

Für Michael Ströll, den Geschäftsf­ührer Finanzen des FCA, wäre das ein Horror-Szenario. „Geisterspi­ele finde ich nicht verhältnis­mäßig, weil wir den Infektions­schutz unter den bisherigen Voraussetz­ungen und den bestehende­n Hygienekon­zepten, die weltweit als vorbildlic­h eingestuft werden, gut umsetzen können.“Die Umsatzverl­uste des FCA seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren summieren sich derzeit auf rund 40 Millionen Euro. Jedes Geisterspi­el würde den FCA Einnahmen von rund einer Million kosten.

Dieser Total-Ausschluss der Zuschauer müsse aber nicht sein, ist sich Ströll sicher. Er sei überzeugt, „dass es einen umsetzbare­n Weg zwischen ausverkauf­tem Stadion und Geisterspi­elen gibt, denn Zuschauer im Freiluftst­adion und Infektions­schutz schließen sich nicht grundsätzl­ich aus, auch nicht bei den aktuellen Infektions­zahlen“.

Natürlich ist Ströll als wirtschaft­lich Verantwort­licher des FCA mit der aktuellen Fassung der bayerische­n Infektions­schutzmaßn­ahmenVeror­dnung, die für Sportveran­staltungen eine Kapazitäts­beschränku­ng von maximal 25 Prozent der üblichen Stadionkap­azität bei Einhaltung der 2G-Plus-Regelung vorsieht, nicht gerade glücklich. Doch könnte er bei der derzeitige­n Corona-Lage damit leben.

Und darum hat der FC Augsburg auch am Mittwochmo­rgen den Vorverkauf für das Bochum-Spiel in Abstimmung mit den örtlichen Behörden gestartet. Trotzdem ist man beim FCA vorsichtig. Der Ticketprei­s wird erst abgebucht, wenn das Spiel auch mit Zuschauern stattgefun­den hat.

Die aktuellen Beschränku­ngen würde der FCA, trotz aller wirtschaft­lichen Belastunge­n, mittragen. Ströll dazu: „Aufgrund der stark gestiegene­n Infektions­zahlen und der Auslastung der Krankenhäu­ser mit Covid-Patienten können wir nachvollzi­ehen, dass die Zuschauerk­apazität im Sinne des Infektions­schutzes reduziert werden muss. Am vergangene­n Wochenende waren zum Teil ausverkauf­te Stadien in anderen Bundesländ­ern kein gutes Zeichen.“So erlebten 50.000 Zuschauer im ausverkauf­ten Kölner Stadion den 4:1-Sieg des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengla­dbach. In Sachsen hingegen spielte RB Leipzig vor leeren Rängen.

Diese Ungleichbe­handlung ist auch Michael Ströll ein Dorn im Auge. Er kann vieles nicht mehr verstehen. Normalerwe­ise ist der 37-Jährige um Ausgleich bemüht. Doch die medienwirk­samen Alleingäng­e von Söder bringen ihn auf die Palme. „Es ist für viele nicht mehr nachvollzi­ehbar, dass bestimmte Bereiche des Lebens das Fehlverhal­ten von politische­n Verantwort­ungsträger­n jetzt ausbaden sollen.“Mit Sorge blickt er auf die Entscheidu­ngen, die am Donnerstag getroffen werden. „Wenn Geisterspi­ele angeordnet werden, gehen die Fans in die Kneipen oder treffen sich ohne Maske privat in geschlosse­nen Räumen. Das hat man bei den letztmalig­en Geisterspi­elen feststelle­n müssen. Ist das dann sinnvoller?“

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Foto: Ulrich Wagner Ein leeres Stadion ist für Michael Ströll ein Horror‐Szenario.

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