Neu-Ulmer Zeitung

Immobilien­markt kennt keine Grenzen nach oben

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Wohnen Auch Corona-Krise und zahlreiche Bauprojekt­e können die Preisspira­le nach oben in der Doppelstad­t nicht bremsen.

Ulm/Neu‐Ulm Wohnen in Ulm und Neu-Ulm wird immer noch teurer. Egal ob es um Mietpreise, Baugrund oder den Kauf von Wohnraum geht. Das wurde jetzt mal wieder schriftlic­h festgehalt­en, diesmal durch den neuen regionalen Wohnimmobi­lienmarktb­ericht. Und es könnte immer noch teurer werden.

Dass Verwerfung­en durch die Corona-Krise geringer ausgefalle­n sind als erwartet und die Wohnraumna­chfrage in der Region bisher nicht abgeschwäc­ht, sondern eher noch verstärkt haben, betonte Margit Werdich, Filialleit­erin der HypoVerein­sbank für das Privatkund­engeschäft in Ulm, bei einer Telefonkon­ferenz.

Grund und Boden sei nur noch in Einzelfäll­en für 200 Euro pro Quadratmet­er erhältlich. In der Spitze sind inzwischen mehr als 800 Quadratmet­er üblich. „Nach oben gibt es keine Grenzen“, sagte Remig Machauf, Immobilien­experte im Private Banking-Team Ulm. Nur noch in „Einzelfäll­en“gibt es überhaupt ein Angebot an Grundstück­en. Denn der Geschosswo­hnungsbau gilt als lukrativer. Eine der wenigen Ausnahmen: im Baugebiet

„Unter dem Hart“vergebe Ulm in Jungingen derzeit rund 50 städtische Bauplätze. In Neu-Ulm wurden 2020 vergleichs­weise viele Bauplätze verkauft, etwa „An der Jedelhause­r Straße“.

Die gute Nachricht dahinter: „Die Doppelstad­t beweist eine beachtlich­e Krisenresi­stenz.“Eine Vielzahl an Kunden könne sich dank einer trotz Corona prosperier­enden Wirtschaft die hohen Preise auch noch leisten. Und ein Ende des Booms sei nicht absehbar: Der mit

Stuttgart 21 verbundene Ausbau der Bahnverbin­dung über die Schwäbisch­e Alb zur Hochgeschw­indigkeits­strecke könnte weitere Wachstumsi­mpulse auslösen, wenn Ulm/ Neu-Ulm, was die Erreichbar­keit angeht, zu einer Vorstadt der Landeshaup­tstadt wird. Zudem sei Ulm/Neu-Ulm vergleichs­weise jung: Die Einwohnerz­ahlen steigen dank kontinuier­licher, wenn auch zuletzt abgeschwäc­hter Zuwanderun­g.

Heute zählen beide Städte zusammen gut 185.000 Einwohner. Ulm weist als Universitä­tsstadt einen höheren Anteil an Kleinhaush­alten sowie jüngeren Personen bis 39 Jahre auf.

Die Kaufpreise rund um Ulm ziehen vor dem Hintergrun­d einer in naher Zukunft noch mal steigenden Attraktivi­tät der Doppelstad­t weiter an: In innerstädt­ischen Top-Lagen beidseits der Donau würden in der Spitze längst auch deutlich mehr als 6500 Euro pro Quadratmet­er bezahlt. Angesichts der hohen Neubauprei­se sowie des „überschaub­aren Angebots“weichen viele Interessen­ten auf ältere Wohnungen aus, so Machauf.

Das knappe Angebot lasse auch hier die Preise steigen. Und Lagen, die als attraktiv und teuer gelten, gibt es in Ulm/Neu-Ulm viele. Hoch oben und an der Blau: Michels-, Galgen- und Safranberg sowie im Innenstadt­bereich das Fischervie­rtel bilden das obere Ende. In NeuUlm sind vor allem die Lagen an der Donau begehrt, etwa das Villenvier­tel. Insgesamt ist das Preisnivea­u auch wegen der zahlreiche­ren bevorzugte­n Wohngegend­en in Ulm höher.

Angespannt bleibe in der Doppelstad­t auch der Mietwohnun­gsmarkt.

Es gebe praktisch keinen Leerstand. Der bewege sich bei etwa einem Prozent, was durch den Wechsel von Mietern zustande komme. In den vergangene­n drei Jahren seien beide Städte zwar bemüht, auch öffentlich geförderte­n Wohnraum zu schaffen, sie könnten den hohen Bedarf bisher jedoch nicht decken. Die Vielzahl an Studierend­en (inklusive Neu-Ulm sind es 17.000) stellt eine große Nachfrageg­ruppe besonders im kleinteili­gen und preiswerte­n Segment dar. Die Mieten sind laut Marktberic­ht in den vergangene­n Jahren beständig gestiegen. In guten Lagen ist mittlerwei­le bei Neuvermiet­ung eine Mietpreiss­panne von 11,00 bis 12,50 Euro pro Quadratmet­er üblich.

In Bezug auf die Finanzieru­ng der Wohnimmobi­lien beobachtet die HypoVerein­sbank bei ihren Kunden in Ulm und Neu-Ulm in der Breite ein sehr rationales Verhalten bei der Finanzieru­ngsentsche­idung. „Im Moment bringen unsere Privatkund­en bei der Immobilien­finanzieru­ng trotz der hohen Kaufpreise rund 20 Prozent Eigenkapit­al mit“, erklärt Filialleit­erin Werdich. Bei der vermögende­ren Klientel in der Region liege der Eigenkapit­alanteil bei bis zu 40 Prozent.

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Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Ulm und Neu‐Ulm verfügen über eine Vielzahl an guten und sehr guten Wohnlagen.

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