Durch Tests 25 Millionen ergaunert?
Dubiose Geschäfte mit Corona
Bochum Auf dem Höhepunkt der dritten Corona-Welle sollen zwei Unternehmer aus Bochum den Bund um rund 25 Millionen Euro betrogen haben. Seit Donnerstag müssen sich ein 48-Jähriger und sein 26 Jahre alter Sohn vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Laut Anklage wurden in den von ihrem Unternehmen betriebenen rund 70 Bürgerteststellen im ganzen Bundesgebiet fast eine Million Tests zu viel abgerechnet. Auch sollen dem Bund überhöhte Sachkosten in Rechnung gestellt worden sein.
Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung hatten den mutmaßlichen Betrugsskandal aufgedeckt. Der 26-Jährige, der zwar offiziell Geschäftsführer des Unternehmens war, die Geschicke aber weiterhin von seinem Vater leiten ließ, wurde inzwischen aus der Untersuchungshaft entlassen.
Zu den Vorwürfen wollen sich die Angeklagten nicht selbst äußern. Die Verteidiger des 48-jährigen Hauptangeklagten nutzten den ersten Verhandlungstag, um die Staatsanwaltschaft scharf zu kritisieren. Von Anfang an habe diese nicht die nötige Objektivität gezeigt. Vergessen werde unter anderem, dass der Angeklagte erhebliche Investitionen getätigt habe, um die Logistik für mehr als 70 Teststellen aufzubauen. Darüber hinaus lasse die Staatsanwaltschaft unter den Tisch fallen, dass die behördlichen Vorgaben den Betreibern von Testzentren ausdrücklich eine sechsmonatige Frist zur Änderung der Abrechnungen zubillige. „Wir gehen davon aus, dass die Abrechnungen – wenn auch mit einer gewissen Unschärfe – richtig sind und dass die abgerechneten Tests den durchgeführten Tests weitestgehend entsprechen. Eventuelle Abweichungen werden nach Überzeugung der Verteidigung bei weitem nicht die Größenordnung erreichen, wie sie sich aus der Anklageschrift ergibt.“Für den Prozess sind 13 Tage angesetzt. (dpa)