Neu-Ulmer Zeitung

Entsetzen über Pinguin‐Massaker

- VON TOBIAS KÄUFER

Quälerei Mit einem Bulldozer zerquetsch­te ein Grundstück­sbesitzer in Argentinie­n Hunderte Tiere und deren Nester – offenbar für eine Zugangsstr­aße. Der Umweltmini­ster ist schockiert.

Buenos Aires Der Bulldozer überrollte alles, was ihm in den Weg kam. Nester, Küken und auch erwachsene Pinguine fielen ihm auf brutale Art zum Opfer. Am Ende war die Schneise des Todes 700 Meter lang und drei Meter breit.

Ein erster Bericht zweier Experten für Magellan-Pinguine gibt nun einen Überblick über das Ausmaß der Verwüstung eines Argentinie­rs, der besagten Bulldozer in Punta Tombo in der Provinz Chubut im Süden Argentinie­ns steuerte: Insgesamt zerstörte die Maschine 146 Nester und tötete 292 Küken. Wie viele erwachsene Tiere bei dem „Pinguin-Massaker“niedergewa­lzt wurden, wie die Tageszeitu­ng Pagina 12 den Vorfall nannte, ist nicht bekannt. Die Experten gehen aber von dutzenden getöteten erwachsene­n Magellan-Pinguinen aus. Die Vögel hatten keine Chance, denn „sie bleiben in ihren Höhlen, insbesonde­re wenn sie Eier ausbrüten“, heißt es in dem Bericht. Das Feld, auf dem der Argentinie­r mit seinem Bulldozer wütete, grenzt den Angaben zu Folge an ein Naturreser­vat, sei aber in Privatbesi­tz.

Der Vorfall schockiert argentinis­che Umweltschü­tzerinnen und Aktivisten vor allem wegen der Rücksichts­losigkeit, mit der auf dem Feld vorgegange­n wurde. Da es sich um

Privatbesi­tz handele, argumentie­rt ein Anwalt des Beschuldig­ten, habe sein Klient nichts Verbotenes getan. Der Mann könne auf seinem Grundstück so agieren, wie er es für richtig halte. Staatsanwä­ltin Florencia Gomez sagte lokalen Medien, dass der Täter mit der Maschine „vom Feld zur Küste gefahren ist und alle Pinguinkük­en-Nester in einem dicht besiedelte­n Gebiet begraben hat“.

Nach dem Vorfall ermitteln jetzt die argentinis­chen Behörden, ob ein

Verstoß gegen das Tierschutz­gesetz vorliegt. Das Tourismus-Ministeriu­m von Chubut hat Anzeige erstattet. Zudem soll sich nun ein Bild über das exakte Ausmaß der Bulldozer-Fahrt gemacht werden. Staatsanwä­ltin Gomez wird zitiert: „Wir gehen davon aus, dass mit dem Vorgehen ein direkter Zugang zur Küste hergestell­t werden sollte. Aber dafür wäre eine vorherige Anmeldung erforderli­ch gewesen.“Doch offenbar wollte der Großgrundb­esitzer weder Zeit noch Geld für eine Studie zur Analyse der ökologisch­en Auswirkung­en sowie entspreche­nde Maßnahmen aufwenden. Nun sei in der Umwelt ein irreparabl­er Schaden entstanden, sagte sie.

Inzwischen kümmert sich auch die Nationalre­gierung in Buenos Aires um den Fall. „Wir sind dem Tierwohl verpflicht­et, und deshalb werden wir alle Instrument­e einsetzen, damit diese Tierquäler­ei bestraft wird und sich nicht wiederhole­n kann“, sagte der argentinis­che Umweltmini­ster Juan Cabandie. Er kündigte zudem an, sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen.

Das argentinis­che Naturschut­zgebiet Punta Tombo in der Provinz Chubut beherbergt eine der größten kontinenta­len Kolonien von Magellan-Pinguinen auf der ganzen Welt und umfasst etwa 210 Hektar an der Atlantikkü­ste.

Während der Vorfall in Punta Tombo zwar nur ein lokal begrenztes Ereignis darstellt, schlagen Wissenscha­ftler darüber hinaus Alarm, dass auch die Humboldt-Pinguine in Südamerika vom Aussterben bedroht sind. Der Klimawande­l führe zu einer Temperatur­erhöhung des Wassers und zur Überflutun­g zahlreiche­r Nistplätze. Die Folgen seien, dass Nahrung knapp, Nester und Eier zerstört würden und sich das Verhalten der Pinguine ändere. Viele junge und erwachsene Tiere stürben. Weitere Faktoren, die den Lebensraum verschlech­tern, seien Ölverschmu­tzung, die Zerstörung von Nestern, Müll und die Verbreitun­g invasiver Arten.

Der Fahrer ging brutal und rücksichts­los vor

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Foto: Maxi Jonas, dpa (Symbolbild) Pinguine, hier im Bild sind Magellan‐Pinguine zu sehen, sind vielerorts vom Aussterben bedroht. Ihre Nahrung und der Lebensraum werden knapp, manche Menschen zer‐ stören sogar vorsätzlic­h die Nester und die Eier der Vögel. So geschehen nun auch in Argentinie­n.

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