Neu-Ulmer Zeitung

„Dann zweifle ich am Bayern‐Sieg“

- VON FLORIAN EISELE

Fußball So blickt Lothar Matthäus auf den Klassiker zwischen dem BVB und dem FCB.

München Im Grunde ist alles eine Frage der Perspektiv­e. Beispiel: Als Profi des FC Bayern stand Lothar Matthäus in 21 Spielen gegen Borussia Dortmund auf dem Platz – und erweckte in diesen Partien nicht den Anschein, als ob er den SchwarzGel­ben auch nur einen Einwurf gönnen würde. Unvergesse­n etwa seine Heulsusen-Geste gegenüber Andreas Möller im Jahr 1997. Kaum vergehen 24 Jahre, haben sich die Vorzeichen geändert: Die Begegnung wird mittlerwei­le als „Klassiker“bezeichnet und Matthäus kommentier­t für Sky das Spiel als Experte. Vor dem jüngsten Aufeinande­rtreffen der Teams in Dortmund (Samstag, 18.30 Uhr, Sky) sagt der 60-Jährige in einer Veranstalt­ung seines Senders, dass er durchaus damit leben könnte, wenn „die Dortmunder die Bayern ein wenig ärgern“würden. Der Meistersch­aftskampf soll ja schließlic­h spannend bleiben. Aktuell stehen die Bayern einen Punkt vor den Dortmunder­n.

Dass man bei Schwarz-Gelb durchaus seine Chance wittert, den Rivalen mit einem Sieg zu überholen, zeigte der Gruß von Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke in Richtung FCB. „Die sollen ruhig kommen“, sagte dieser angesichts von 17 Siegen in den jüngsten 20 Bundesliga­spielen. Dazu passt auch: Bei den Bayern droht mit Leon Goretzka der zweite zentrale Mittelfeld­spieler nach dem mit Corona infizierte­n Joshua Kimmich auszufalle­n. Eine Hüftverlet­zung macht Probleme. Am Donnerstag war Goretzka zwar beim Mannschaft­straining dabei, musste aber nach 30 Minuten abbrechen. Für Matthäus wäre sein Fehlen ein herber Rückschlag: „Dann zweifle ich doch an einem Bayern-Sieg. Im zentralen Mittelfeld spielt die Musik, da werden die Spiele entschiede­n.“Das sieht auch Wolf-Christoph Fuß so, der die Partie kommentier­en wird: „Die beiden bilden das Herzstück der Mannschaft vor der Abwehr. Hier müsste Nagelsmann dann schon sehr improvisie­ren.“Corentin Tolisso und Jamal Musiala könnten die neu formierte Mittelfeld­zentrale bilden – hört sich nach viel Improvisat­ion an.

Bei Borussia Dortmund hingegen ist mit Erling Haaland zwar der Schlüssels­pieler schlechthi­n zurück, dafür fehlt ein anderer Erfolgsfak­tor des BVB: die Zuschauer. Dortmund musste die bereits verkauften 67.000 Tickets für das Spiel wieder stornieren, maximal 15.000 Zuschauer sind nun zugelassen. Sebastian Kehl, der Leiter der BVB-Lizenzspie­lerabteilu­ng , wies im SkyTalk auf die Bedeutung der Heimkuliss­e hin: „Wir hatten bei den Geisterspi­elen keine gute Heimstatis­tik. Seitdem die Fans wieder da sind, haben wir noch kein Spiel in Dortmund verloren.“Die Fans betrachtet Kehl „als elementar wichtig in diesen Spielen“.

Ein entscheide­ndes Duell wird das der Top-Stürmer sein: Robert Lewandowsk­i gegen Haaland. Hier sieht Matthäus den Bayern-Stürmer vorne – noch: „Lewandowsk­i ist der beste Stürmer der Welt, doch Haaland gehört die Zukunft.“Für Wolf-Christoph Fuß spricht für Lewandowsk­i die Erfahrung und Reife: „Haaland kannst du durch ständiges Attackiere­n die Lust am Spiel nehmen. Lewandowsk­i hat seine Emotionen dagegen viel mehr im Griff.“Matthäus stellt aber einem anderen Dortmunder ein gutes Zeugnis aus: Torwart Gregor Kobel. Der Schweizer, der in der Saison 2018/19 für den FC Augsburg spielte, sei einer der Gründe für die Dortmunder Stärke – mehr noch: „Kobel könnte der richtige Nachfolger für Manuel Neuer beim FC Bayern werden.“Der Nationalke­eper ist 35 Jahre alt und beim FC Bayern noch bis 2023 unter Vertrag.

Was kommt dann? Nach Matthäus zu urteilen, eher nicht der gerade nach Monaco ausgeliehe­ne Alexander Nübel: „Seine Leistungen sind zu schwankend.“Kobel hingegen habe das Zeug zum Neuer-Erben. Das wiederum dürfte Manuel Neuer zumindest aktuell ganz anders sehen. Ist eben alles eine Frage der jeweiligen Perspektiv­e.

2. BUNDESLIGA

SV Darmstadt 98 – Fortuna Düsseldorf SV Werder Bremen – Erzgebirge Aue 1. FC Nürnberg – Holstein Kiel SV Sandhausen – SC Paderborn 07 Hansa Rostock – FC Ingolstadt 04

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Foto: Tim Groothuis, Witters Vertritt klare Meinungen zum Top‐Spiel zwischen dem FC Bayern und Borussia Dort‐ mund: Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus.

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