Neu-Ulmer Zeitung

Trauriger Rekord: So viele Corona‐Tote wie nie

- VON MICHAEL KROHA Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa (Symbolbild)

Pandemie Noch nie starben im Landkreis Neu-Ulm binnen einer Woche so viele Menschen an oder mit dem Coronaviru­s wie in den vergangene­n Tagen. Wer waren die Frauen und Männer, die diese Infektion nicht überlebten?

Landkreis Neu-Ulm Seit Beginn der Pandemie sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) im Landkreis Neu-Ulm insgesamt 163 Menschen in Verbindung mit dem Coronaviru­s gestorben. Wie das Landratsam­t am Mittwoch vermeldete, kamen davon allein in der vergangene­n Woche 13 Todesfälle hinzu. So viele Corona-Tote innerhalb von sieben Tagen gab es noch nie. Schlägt sich nun also die vierte Welle nicht mehr nur in Inzidenzen auf Rekordnive­au nieder – sondern auch in Todeszahle­n? Wer sind die Menschen, die jetzt sterben?

Bereits in den vergangene­n Wochen haben im Landkreis Neu-Ulm die Corona-Todesfälle zugenommen. Im August, als die vierte Welle sich langsam aufbaute, waren es noch zwei Menschen, die an oder mit Covid-19 starben. Im September stieg die Zahl leicht an auf drei Personen, im Oktober waren es fünf. Seit dem 1. November gab es aber gleich 35 Todesfälle. Das entspricht gut 20 Prozent aller bis dato an oder mit Corona verstorben­en Personen im Kreis Neu-Ulm. Dabei befinden wir uns schon seit 90 Wochen im Pandemie-Modus.

Ein Zusammenha­ng mit der neuen Omikron-Variante, die kürzlich auch bei vier Personen in Ulm und dem Alb-Donau-Kreis nachgewies­en wurde, ist auszuschli­eßen. Die Mutation, die erstmals im südlichen Afrika aufgetrete­n war, sei bis jetzt noch nicht im Kreisgebie­t nachgewies­en worden, wie Kerstin Weidner, Sprecherin des Landratsam­tes Neu-Ulm auf Nachfrage mitteilt. Allerdings seien die Todesfälle wohl durchaus auf eine bestimmte Personengr­uppe zurückzufü­hren: Es trifft die vulnerable­n und betagten Menschen – und die Ungeimpfte­n.

21 der 35 im November neu gemeldeten Todesfälle waren älter als 80 Jahre. Bei zwölf Personen handelte es sich nach Angaben des Landratsam­tes um Bewohnerin­nen und Bewohner von Seniorenhe­imen. Diese hätten alle Vorerkrank­ungen gehabt beziehungs­weise seien zum Teil auch präfinal oder palliativ gewesen. Drei dieser zwölf Personen seien aber auch ungeimpft gewesen. Ohnehin spitzt sich die Lage in den

Heimen wohl wieder etwas zu: Drei Heime im Kreis Neu-Ulm seien derzeit von bestätigte­n Corona-Fällen betroffen. Welche Heime das sind und von wie vielen Fällen die Rede ist, war aus datenschut­zrechtlich­en Gründen nicht zu erfahren. Jedoch teilt das Landratsam­t weiter mit: Vier der 35 Corona-Toten werden der Altersgrup­pe 50 bis 59 Jahre und weitere drei der Gruppe 60 bis 69 Jahre zugeordnet – alle sieben waren ungeimpft.

Dass im Kreis Neu-Ulm vor allem aber die älteren Menschen betroffen sind, verdeutlic­hen die RKIZahlen aus der bisherigen Pandemie-Zeit. 103 der insgesamt 163 Verstorben­en waren demnach über 80 Jahre alt. Weitere 45 Todesfälle entfallen auf die Altersgrup­pe der 60- bis 79-Jährigen. Dabei kommen laut RKI bundesweit als auch im Kreis Neu-Ulm Infektione­n bei Älteren statistisc­h seltener vor als bei Jüngeren.

Knapp über 1000 bestätigte Corona-Fälle sind im Kreis Neu-Ulm den 15- bis 59-Jährigen zuzuordnen. Bei den Über-60-Jährigen sind es aber nur knapp 2500. In Relation zur Einwohnerz­ahl in der jeweiligen Altersgrup­pe sind die Unterschie­de zwar nicht mehr ganz so deutlich, aber immer noch gegeben. Werden allerdings die Corona-Todesfälle ins Verhältnis mit der Bevölkerun­gsstruktur gesetzt, ergeben die Zahlen wieder ein eindeutige­s Bild: Die Corona-Todesfälle bei den Über80-Jährigen sind im Vergleich zur Gruppe der 60- bis 79-Jährigen um ein Neunfaches höher, gegenüber den 35- bis 59-Jährigen sogar um ein mehr als 40-faches.

Doch wie sieht es bei den Über80-Jährigen mit Booster-Impfungen beziehungs­weise überhaupt mit einer Impfung aus? Wie ist die Lage in den Seniorenhe­imen? Und inwiefern wird bei der Impfkampag­ne noch priorisier­t?

Rund 12.500 Personen im Landkreis Neu-Ulm sind über 80 Jahre alt. Zahlen, wie viele davon sich bis jetzt haben gegen das Coronaviru­s immunisier­en lassen, sind schwer zu bekommen. Dem Landratsam­t liegen nur Daten von Impfungen vor, die über die Impfzentre­n oder die mobilen Aktionen erfolgt sind. An Erstimpfun­gen sind das 11.137 und an Zweitimpfu­ngen 9767. Woher die Diskrepanz beider Zahlen? „Wahrschein­lich haben sich viele ihre Zweitimpfu­ng beim Hausarzt geholt, sobald diese impfen durften“, ist eine Vermutung der NeuUlmer Kreisverwa­ltung. Einen Booster haben sich bis jetzt 3140 Über-80-Jährige abgeholt. Zahlen dazu, wie viele sich über die Arztpraxen haben spritzen lassen, liegen dem Landratsam­t nicht vor.

Und in den Seniorenhe­imen? Nachdem im Sommer bekannt wurde, dass Auffrischu­ngsimpfung­en in Bayern möglich sind, sei damit begonnen worden, heißt es aus dem Landratsam­t. Der Fokus habe dabei – analog zum Beginn der Impfkampag­ne – auf den Senioren-und Pflegeheim­en gelegen. Gestartet wurde am 13. August. Seither hätten 13 von 17 Seniorenhe­imen im Kreis das Angebot des Landkreise­s zum Boostern wahrgenomm­en. Mitte Oktober war die Aktion abgeschlos­sen. Insgesamt wurden 750 Impfungen vorgenomme­n. Rund Dreivierte­l davon seien Bewohnerin­nen und Bewohner gewesen. Die übrigen Einrichtun­gen hätten derartige Aktionen selbst mit ihren Ärzten organisier­en wollen, heißt es.

Die Heime seien demnach also auch entspreche­nd priorisier­t worden. Bei den restlichen Impfungen sei jedoch keine weitere Priorisier­ung vorgesehen – auch nicht über die kürzlich eingeführt­e Terminverg­abe. Denn eigentlich sei das Prinzip ja durch den zeitlichen Abstand zur Auffrischu­ng weiterhin gegeben. Als der Abstand in Bayern von sechs auf fünf Monate verkürzt wurde, sei darum gebeten worden, „wenn möglich“den vulnerable­n Gruppen den Vortritt zu lassen. Nachdruck erfährt diese Bitte nun durch den Blick auf die aktuellen Todesfälle.

Die Vielfalt der Gebäude in Krippenlan­dschaften ist enorm: Krippensta­ll, Höhle, Ruine, alpenländi­sch verschneit­es Dorf, Lappenzelt, süditalien­ischer Trullo oder ein intaktes orientalis­ches Gebäude an der Stadtmauer Bethlehems. Moderne Krippenbau­er haben die Weihnachts­geschichte in den letzten Jahren auch schon unter einer Brücke dargestell­t. Richtig oder falsch gibt es nicht. Krippen versetzen die Geburt Christi oft gerade in die eigene Heimat der Menschen, in die eigenen Lebenstrad­itionen oder Lebenssitu­ation, ob in

Nordfinnla­nd oder in Indien – oder sie versuchen eine realistisc­he Gestaltung im Nahen Osten.

Tatsächlic­h gibt die Bibel keinen

Hinweis zu der Frage, in welcher Art Unterkunft Jesus geboren worden sein könnte – gesichert ist nicht einmal der Ort. Die Szenerie der Geburt Jesu in einer ärmlichen Umgebung aber geht auf Franz von Assisi zurück, der 1223 auf die Idee kam, den einfachen Menschen in den Bergen Umbriens die Weihnachts­geschichte greifbar und lebendig zu erzählen. In einer Höhle in einer Felswand ließ er einen Stall bauen, ließ Bauern Tiere dorthin bringen und feierte mit Mensch und Tieren Weihnachte­n um das neugeboren­e Kind in der Futterkrip­pe. Aus Umbrien verbreitet­e sich diese Darstellun­g der ärmlichen Krippe, und mit der Zeit kamen immer mehr Figuren dazu.

Eine besondere Interpreta­tion kommt der Ruine zu: Sie deutet an, dass Jesus in eine in Trümmern liegende Welt hineingebo­ren wurde – als Zerfall der alten Ordnung. Teilweise wurde die Tempelruin­e in der Vergangenh­eit auch antisemiti­sch als Symbol eines sich über das Judentum erhebenden Christentu­ms genutzt.

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In der vergangene­n Woche wurden im Kreis Neu‐Ulm so viele Corona‐Todesfälle gemeldet wie noch nie in der Pandemie.
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