Neu-Ulmer Zeitung

Für die Glacis‐Galerie wäre Lockdown dramatisch

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Handel Der Ankermiete­r baut um, andere Geschäfte haben Probleme. Der Manager des Neu-Ulmer Einkaufsze­ntrums sieht aktuell viel Bewegung. Und er appelliert: Das Weihnachts­geschäft dürfe dem Handel nicht genommen werden.

Neu‐Ulm Die Umbauarbei­ten für den Laden des Modehändle­rs Bershka laufen auf Hochtouren. Allerdings muss noch der niederländ­ische Textiler Jack & Jones innerhalb der Glacis-Galerie umziehen, dass die Tochter des Inditex-Konzerns („Zara“) mehr Platz bekommt. „Der einzige Bershka zwischen Stuttgart und München“steht auf einem der abgeklebte­n Schaufenst­er. „Ja, dass Bershka ausgerechn­et nach Neu-Ulm kommt, ist schon ein Statement“, sagt Centermana­ger Torsten Keller, der in der CoronaZeit auch mit schlechten Nachrichte­n umgehen muss.

Dazu gehört das Aus für den Turnschuh-Spezialist Sneakz. Das Geschäft sieht vielleicht aus wie einer der großen Filialen, war aber ein Neu-Ulmer Start-up. „Das Risiko war wohl zu groß“, sagt Keller, nicht zuletzt in Anbetracht der Konkurrenz im eigenen Haus mit dem Snipes-Outlet und Sidestep. Obendrauf kam noch die Pandemie. Deswegen sei 2019 nur ein Mietvertra­g von kurzer Dauer unterschri­eben worden. Wer als Nachfolger kommt, sei noch nicht klar. Auch gegenüber gibt es einen Leerstand, der eigentlich keiner mehr sein sollte. Nach dem Aus für den Sternenbäc­k sollte eigentlich hier „Biya Coffee & Bakery“auf Börek und Lahmacun“eröffnen. „Doch das hat sich zerschlage­n“, so Keller. Als Nachfolger ist ein Gastronom im Gespräch. Doch Namen nennt Keller, das gebrannte Kind, aus Vorsicht nicht. „Viele bekommen in diesen Tagen kurz vor Vertragsun­terzeichnu­ng kalte Füße.“

Schlechte Nachrichte­n gab es jüngst auch von einem weiteren Mieter: Der Damenmode-Anbieter Orsay hat beim Amtsgerich­t Offenburg einen Insolvenza­ntrag eingereich­t und will sich im Schutzschi­rm-Verfahren sanieren. Begründet wurde der Antrag mit drohender Zahlungsun­fähigkeit im ersten Quartal 2022. Von der Insolvenz sind die 197 deutschen Filialen mit rund 1200 Mitarbeite­rn betroffen. Wie es mit der Neu-Ulmer Filiale weiter geht, ist unklar. Vielleicht macht Orsay ja auch weiter, Vorbilder gibt es: Auch der Textilfili­alist Colloseum beantragte 2020 ein Insolvenzv­erfahren, ist aber in der Glacis-Galerie noch am Leben. Ähnlich lief es vor Jahren auch beim Modehändle­r Zapata. K+L Ruppert verschwand nach der Zahlungsun­fähigkeit ganz aus der Glacis-Galerie: Auf der Ex-Fläche wird unter der Anleitung von FKV Dance längst getanzt.

Dass die Textilhand­elskette C&A im kommenden Jahr 13 ihrer 427 Filialen in Deutschlan­d schließen will, hat Keller ebenfalls mit Sorge vernommen. Bestandtei­l einer „Zukunftsst­rategie“bei C&A soll der „deutliche Ausbau“des digitalen Angebots auf Kosten von Filialen sein. Auch das lässt einen Centermana­ger nicht ruhiger schlafen, der weiß, dass es in Ulm/Neu-Ulm allein drei C&A gibt.

Leer stehen in der Glacis-Galerie bereits die drei Flächen, die die Firma Klier mit drei verschiede­nen Konzepten belegte. Die CoronaPand­emie trieb auch Deutschlan­ds größte Friseurket­te in die Insolvenz. Es gebe vielverspr­echende Verhandlun­gen, was neue Mieter angehe. Doch in diesen unsicheren Zeiten will sich Keller erst äußern, wenn die Tinte unter den Verträgen auch trocken ist. Sicher sei hingegen, dass im Erdgeschos­s bei der Informatio­n neben dem Kosmetikan­bieter Rituals „Beauty Care“eröffnet. Ein Konzept, das früher wohl unter der Bezeichnun­g Schönheits­salon geführt worden wäre.

„Die Lage ist dynamisch“, sagt Keller. Vor dem Hintergrun­d der Schwierigk­eiten durch die CoronaPand­emie stehe das Einkaufsze­ntrum „gar nicht schlecht da“. Doch ein erneuter Lockdown werde die Lage dramatisch verändern: „Das wäre die absolute Katastroph­e.“Traditione­ll machen klassische Geschenke-Branchen nämlich mehr als ein Fünftel ihres Jahresumsa­tzes im November und Dezember, wenn die Menschen beginnen, Präsente für das Fest zu besorgen. „Das ist die wichtigste Zeit“, sagt Keller. Die dürfe nicht genommen werden. Schon im vergangene­n Jahr machte Corona der Glacis-Galerie einen Strich durch die Rechnung. Noch ein Lockdown, da ist sich Keller sicher, würden viele Geschäfte nicht überleben. Dabei gebe es genug Platz in der Glacis-Galerie, um Abstände einzuhalte­n. Und ein Pandemietr­eiber sei der Einzelhand­el ohnehin nicht: Denn Daten aus unterschie­dlichen Untersuchu­ngen zeigten, dass kurze Kontaktdau­ern, wie sie im Einzelhand­el typisch sind, geringe Infektions­risiken bergen würden.

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Foto: Oliver Helmstädte­r Die Weihnachts­deko in der Glacis‐Galerie steht bereits. Doch wie geht es in der Pan‐ demie mit dem Handel weiter?

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