Für die Glacis‐Galerie wäre Lockdown dramatisch
Handel Der Ankermieter baut um, andere Geschäfte haben Probleme. Der Manager des Neu-Ulmer Einkaufszentrums sieht aktuell viel Bewegung. Und er appelliert: Das Weihnachtsgeschäft dürfe dem Handel nicht genommen werden.
Neu‐Ulm Die Umbauarbeiten für den Laden des Modehändlers Bershka laufen auf Hochtouren. Allerdings muss noch der niederländische Textiler Jack & Jones innerhalb der Glacis-Galerie umziehen, dass die Tochter des Inditex-Konzerns („Zara“) mehr Platz bekommt. „Der einzige Bershka zwischen Stuttgart und München“steht auf einem der abgeklebten Schaufenster. „Ja, dass Bershka ausgerechnet nach Neu-Ulm kommt, ist schon ein Statement“, sagt Centermanager Torsten Keller, der in der CoronaZeit auch mit schlechten Nachrichten umgehen muss.
Dazu gehört das Aus für den Turnschuh-Spezialist Sneakz. Das Geschäft sieht vielleicht aus wie einer der großen Filialen, war aber ein Neu-Ulmer Start-up. „Das Risiko war wohl zu groß“, sagt Keller, nicht zuletzt in Anbetracht der Konkurrenz im eigenen Haus mit dem Snipes-Outlet und Sidestep. Obendrauf kam noch die Pandemie. Deswegen sei 2019 nur ein Mietvertrag von kurzer Dauer unterschrieben worden. Wer als Nachfolger kommt, sei noch nicht klar. Auch gegenüber gibt es einen Leerstand, der eigentlich keiner mehr sein sollte. Nach dem Aus für den Sternenbäck sollte eigentlich hier „Biya Coffee & Bakery“auf Börek und Lahmacun“eröffnen. „Doch das hat sich zerschlagen“, so Keller. Als Nachfolger ist ein Gastronom im Gespräch. Doch Namen nennt Keller, das gebrannte Kind, aus Vorsicht nicht. „Viele bekommen in diesen Tagen kurz vor Vertragsunterzeichnung kalte Füße.“
Schlechte Nachrichten gab es jüngst auch von einem weiteren Mieter: Der Damenmode-Anbieter Orsay hat beim Amtsgericht Offenburg einen Insolvenzantrag eingereicht und will sich im Schutzschirm-Verfahren sanieren. Begründet wurde der Antrag mit drohender Zahlungsunfähigkeit im ersten Quartal 2022. Von der Insolvenz sind die 197 deutschen Filialen mit rund 1200 Mitarbeitern betroffen. Wie es mit der Neu-Ulmer Filiale weiter geht, ist unklar. Vielleicht macht Orsay ja auch weiter, Vorbilder gibt es: Auch der Textilfilialist Colloseum beantragte 2020 ein Insolvenzverfahren, ist aber in der Glacis-Galerie noch am Leben. Ähnlich lief es vor Jahren auch beim Modehändler Zapata. K+L Ruppert verschwand nach der Zahlungsunfähigkeit ganz aus der Glacis-Galerie: Auf der Ex-Fläche wird unter der Anleitung von FKV Dance längst getanzt.
Dass die Textilhandelskette C&A im kommenden Jahr 13 ihrer 427 Filialen in Deutschland schließen will, hat Keller ebenfalls mit Sorge vernommen. Bestandteil einer „Zukunftsstrategie“bei C&A soll der „deutliche Ausbau“des digitalen Angebots auf Kosten von Filialen sein. Auch das lässt einen Centermanager nicht ruhiger schlafen, der weiß, dass es in Ulm/Neu-Ulm allein drei C&A gibt.
Leer stehen in der Glacis-Galerie bereits die drei Flächen, die die Firma Klier mit drei verschiedenen Konzepten belegte. Die CoronaPandemie trieb auch Deutschlands größte Friseurkette in die Insolvenz. Es gebe vielversprechende Verhandlungen, was neue Mieter angehe. Doch in diesen unsicheren Zeiten will sich Keller erst äußern, wenn die Tinte unter den Verträgen auch trocken ist. Sicher sei hingegen, dass im Erdgeschoss bei der Information neben dem Kosmetikanbieter Rituals „Beauty Care“eröffnet. Ein Konzept, das früher wohl unter der Bezeichnung Schönheitssalon geführt worden wäre.
„Die Lage ist dynamisch“, sagt Keller. Vor dem Hintergrund der Schwierigkeiten durch die CoronaPandemie stehe das Einkaufszentrum „gar nicht schlecht da“. Doch ein erneuter Lockdown werde die Lage dramatisch verändern: „Das wäre die absolute Katastrophe.“Traditionell machen klassische Geschenke-Branchen nämlich mehr als ein Fünftel ihres Jahresumsatzes im November und Dezember, wenn die Menschen beginnen, Präsente für das Fest zu besorgen. „Das ist die wichtigste Zeit“, sagt Keller. Die dürfe nicht genommen werden. Schon im vergangenen Jahr machte Corona der Glacis-Galerie einen Strich durch die Rechnung. Noch ein Lockdown, da ist sich Keller sicher, würden viele Geschäfte nicht überleben. Dabei gebe es genug Platz in der Glacis-Galerie, um Abstände einzuhalten. Und ein Pandemietreiber sei der Einzelhandel ohnehin nicht: Denn Daten aus unterschiedlichen Untersuchungen zeigten, dass kurze Kontaktdauern, wie sie im Einzelhandel typisch sind, geringe Infektionsrisiken bergen würden.